Nach Zwangsräumung: Ansturm auf Paulus Mankers "Alma"-Requisiten

Nach Zwangsräumung: Ansturm auf Paulus Mankers "Alma"-Requisiten
Nach der Zwangsräumung des Südbahnhotels am Semmering werden nun die Theatergegenstände für einen guten Zweck gespendet. Es geht um Machtmissbrauch in der Kulturbranche.

Es ist wohl der umstrittenen Person Paulus Manker und seiner gefeierten Alma-Inszenierung geschuldet, was sich am Freitag im ehemaligen Neunkirchner Postverteilzentrum am Spitz abgespielt hat.

Hunderte interessierte Altwarensammler und Trödler, Kunstliebhaber, Kulturfans und Neugierige waren gekommen, um die begehrten Requisiten des Theaterregisseurs und Enfant terrible der Kulturszene nach der Zwangsräumung des Südbahnhotels am Semmering zu ergattern – und das möglichst zum Schnäppchenpreis.

Nach Zwangsräumung: Ansturm auf Paulus Mankers "Alma"-Requisiten

Kostüme, Säbel und Trophäen

Die Lagerhallen waren bis unter das Dach voll mit Möbeln und Originalgegenständen des Theater-Epos – von der Underwood-Schreibmaschine über das AEG-Bakelit-Telefon bis zum Kolportage-Fahrrad, Jagdtrophäen, Gemälden, einem guten Dutzend schmiedeeiserner Kerzenständer, Säbeln, Schildern, Kostümen und vieles mehr.

Was es mit den Theaterrequisiten auf sich hat?

Da sich Manker trotz gültiger Gerichtsentscheide geweigert hatte, das Südbahnhotel nach seiner Theater-Inszenierung "Alma – A Show Biz ans Ende“ zu räumen, musste das Südbahnhotel sämtliche Gegenstände in einem Depot in Neunkirchen zwischenlagern. Bei der Zwangsversteigerung im August hatte Manker kein Gebot abgegeben, worauf das Hotel den Zuschlag für das gesamte Inventar erhielt und den Kulturverein Südbahnbühne mit einer "sinnvollen Verwertung" betraute.

Gegen Machtmissbrauch und Diskriminierung

"Wir möchten das ganze Kapitel Alma endlich positiv und sinnvoll abschließen. Deshalb haben wir uns dazu entschieden, alle Requisiten gegen eine freie Spende herzugeben. Der Erlös dient einem guten Zweck“, erklärt Ingrid Skovhus, die die künstlerische Leitung des Südbahnhotels über hat. Alle Einnahmen gehen an die Bewegung "#we_do!“, die sich gegen Machtmissbrauch und Diskriminierung in der Filmbranche einsetzt. Die Wahl der Organisation kommt nicht von ungefähr. In der Vergangenheit sind auch Paulus Manker Übergriffe vorgeworfen worden.

Nach Zwangsräumung: Ansturm auf Paulus Mankers "Alma"-Requisiten

Ingrid Skovhus

Begräbnis-Outfit

Eine die davon ein Lied singen kann, ist Schauspielerin und "Alma“-Muse Anna Werner Friedmann. Sie hatte nach einem Streit mit Manker sehr öffentlichkeitswirksam ihre Rolle während einer Vorstellung im Südbahnhotel hingeschmissen, worauf Manker ausgebuht wurde.

Weil Inszenierungen für das Geschäft aber immer zuträglich sind, spielte Friedmann am Freitag bei der Abgabe der Requisiten die Hauptrolle. Passend zum letzten Kapitel trällerte sie im Begräbnis-Outfit samt Trauerflor zur Unterhaltung der Kunstsammler einige Lieder. 

46-210859188

Anna Werner Friedmann bei der Abgabe der Requisiten in Neunkirchen

Die Gäste fanden es unterhaltsam. Der Restaurateur und Bildhauer Christian M. Gurtner und seine Frau Monika waren extra aus Heiligenkreuz angereist, um eine paar seltene Stücke zu ergattern. Mankers "Alma“ haben sie mehrmals gesehen und "geliebt“. "Aber ich glaube er hat es sich jetzt mit allen verscherzt. Das hat ein bisschen etwas von Genie und Wahnsinn“, so die Einschätzung des Paares.

Walpurga Vock liebt alte Sammlerstücke, weshalb sie auch die lange Fahrt aus Bruck an der Leitha nach Neunkirchen auf sich genommen hat. "Ich verbinde es mit einer Bergtour in der Nähe“, so die Sammlerin.

Nach Zwangsräumung: Ansturm auf Paulus Mankers "Alma"-Requisiten

Christian M. Gurtner und seine Frau Monika 

Nach Zwangsräumung: Ansturm auf Paulus Mankers "Alma"-Requisiten

Nach Zwangsräumung: Ansturm auf Paulus Mankers "Alma"-Requisiten

Walpurga Vock kam aus Bruck an der Leitha

Nach Zwangsräumung: Ansturm auf Paulus Mankers "Alma"-Requisiten

Nach Zwangsräumung: Ansturm auf Paulus Mankers "Alma"-Requisiten

Anna Werner Friedmann

Die Initiative "#we_do!“ zeigte sich am Freitag begeistert von der Aktion des Südbahnhotels. "Wir freuen uns über diese Geste der Anerkennung von betroffenen Personen, die Machtmissbrauch und Übergriffe erlebt haben.“

Für gute Arbeitsverhältnisse in der Kulturbranche

Für die Anlauf- und Beratungsstelle für Film- und Fernsehschaffende bedeute dies außerdem "eine Wertschätzung ihrer Arbeit für diese Betroffenen und in der Prävention. Diese stärkt all jene, die sich für gute Arbeitsverhältnisse in der Kulturbranche engagieren“, heißt es in einem Statement.

Die Möglichkeit, noch übrige Requisiten aus dem Hotel zu ergattern, besteht am 10. sowie von 15. bis 17. November von 10 bis 16 Uhr. "First come, first served“ ist das Motto, erklärt Ingrid Skovhus.

Kommentare