Ostumfahrung: Mutter von Tennis-Star Thiem will Bau verhindern
Die Bezeichnung "Rebellen" hören sie nicht so gerne. Neun Landwirte und Grundbesitzer aus Lichtenwörth und Umgebung pochen auf ihr Recht auf Grund und Boden. Weil sie ihre Böden nicht kampflos hergeben wollen, hat das Land Niederösterreich für den Bau der Ostumfahrung Wiener Neustadt die Verfahren zur Enteignung der Grundbesitzer eingeleitet.
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Widerstand wird größer
Indes wird der Widerstand gegen die 60 Millionen Euro teure Umfahrung immer größer. Während zwei junge Studentinnen in Wiener Neustadt bereits hunderte Unterschriften gesammelt haben um eine Volksbefragung zu erwirken, passiert dasselbe nun in der betroffenen Gemeinde Lichtenwörth. Hinter der Initiative steckt ein prominenter Name.
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Karin Thiem, die Mutter des Lichtenwörther Tennis-Ass Dominic Thiem, ist eine von vielen Gegnern, die die Zerstörung von wertvollen Ackerböden und der Fischa-Au für eine 4,8 Kilometer lange Asphalt-Trasse verhindern wollen. Zusammen mit Herbert Pachler hat Karin Thiem am Montag einen Initiativantrag zu einer Volksbefragung gestartet.
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20 Hektar Boden betroffen
Mit rund 200 Unterschriften muss der Antrag im Gemeinderat behandelt werden. „Diese Umfahrung vernichtet unser aller Lebens-, Ernährungsräume und Naherholungsgebiete – somit hochwertigste landwirtschaftliche Böden. Mehr als 20 Hektar würden für eine veraltete Verkehrspolitik geopfert werden“, erklären Thiem und Pachler.
Zehn Meter hohe Lärmschutzwand
Durch den Bau der Umfahrung würde rund um Lichtenwörth mit der Lärmschutzwand eine mindestens 10 Meter hohe Barriere entstehen, kritisiert Thiem. „Wenn man dann von Lichtenwörth Richtung Wiener Neustadt blickt, würde eine Optik entstehen, die man nur von Grenzzäunen in Krisengebieten kennt“, sagen die Initiatoren.
Drei Wissenschaftler nehmen Stellung
Am 27. Jänner kommt es in der seit einem Monat von Umweltschützern besetzten Fischa-Au in Lichtenwörth zur nächsten Protestaktion. An diesem Tag werden sich mit dem Biodiversitätsforscher der Uni-Wien Franz Essl, Reinhard Steurer vom Institut für Wald-, Umwelt- und Ressourcenpolitik der Boku und Günter Emberger, Professor und Leiter der Verkehrsplanung und Verkehrstechnik an der TU Wien, drei Wissenschaftler gegen die drohende Enteignung der Landwirte und gegen das "Uralt-Straßenprojekt" aus den 1950er-Jahren aussprechen.
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Das Land Niederösterreich weist darauf hin, dass mit mehr als 90 Prozent der Grundbesitzer eine gütliche Einigung betreffend der Ablöse ihrer Böden erzielt worden ist. Bei neun Landwirten sei das „leider nicht“ der Fall gewesen, aber freilich noch immer möglich. Das Enteignungsverfahren sei im Laufen.
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