ÖVP will Jägern Pistolen erlauben
Auch, wenn sie mit einigen Regelungen unzufrieden sind: Die Jäger haben über ihre Lobby in Bezug auf das Waffenrecht einiges erreichen können. Das erfuhr man am Dienstag bei einer ÖVP-Klubenquete zum Thema "Herausforderungen der Jagd im 21. Jahrhundert". Als Schirmherr hatte ÖVP-Klubchef Reinhold Lopatka dazu ins Parlament geladen. Die gesamte Österreichische Jagdprominenz rückte an. Am deutlichen Ja der Volkspartei zur Jagd, wie sie in Österreich ausgeübt wird, gibt es laut Lopatka nichts zu rütteln.
Seit Jahren beklagen sich Weidmänner, dass ihnen das Höchstgericht das Führen von Faustfeuerwaffen (Pistole oder Revolver) im Revier verweigert. Das soll sich, so der Wunsch der ÖVP, mit der geplanten Novelle des Waffengesetzes ändern. Und zwar in einer Form, die Jägern klare Vorteile gegenüber anderen Gruppen gibt: Sie sollen die Möglichkeit haben, eine Faustfeuerwaffe mit sich zu führen, wenn sie jagdlich im Revier unterwegs sind.
Dafür würden sie nicht – wie andere Gruppen – den schwer erhältlichen Waffenpass beantragen müssen. Für sie sollen Waffenbesitzkarte und Jagdkarte reichen, die bisher lediglich den Besitz und das ungeladene Transportieren erlaubten.
Verlangt wird das, weil die Suche nach verletzten Tieren in dichtem Unterholz mit den langläufigen Gewehren kaum durchführbar sei.
Auch beim Wunsch nach dem Einsatz von Schalldämpfern gibt es zumindest einen Teilerfolg. "Für Berufsjäger haben wir das in Verhandlungen mit dem Koalitionspartner mit dem Argument des Arbeitnehmerschutzes erreicht. Die Genehmigung für alle Jäger ist das nächste Ziel", erklärte der niederösterreichische Landesjägermeister Josef Pröll. Für alle anderen bleibt der Dämpfer verboten.
Dabei hätte alles ganz anders kommen können: "Wir haben gemeinsam mit anderen Staaten die schlimmsten Auswirkungen einer von der EU geplanten Verschärfung verhindern können", meinte Dagmar Hinghofer-Szalkay, Referentin im Kabinett von Innenminister Wolfgang Sobotka. Die nach den Anschlägen von Paris geplante Reform hätte in der ursprünglichen Form ein Verbot aller halbautomatischen Gewehre, eine Genehmigungspflicht für heute frei erhältliche Schrotflinten sowie psychische und medizinische Tests für Waffenbesitzer gebracht.
Unverstanden
"Ich habe oft das Gefühl, keiner will uns, keiner versteht uns." So stellte Landesjägermeister Josef Pröll den Seelenzustand vieler Jäger angesichts nicht endender Konflikte mit Tierschützern, Jagdgegnern oder anderen Naturnutzern dar. Dabei sei die Jagd wichtig für das Gleichgewicht in der Natur. "67 Prozent der Österreicher wollen, dass sie erhalten bleibt", betonte Pröll. Außerdem belaufe sich der Gesamtumsatz der Jagd auf rund 475 Millionen Euro pro Jahr. Nur gebe es einen Kampf auszufechten mit denen, "die glauben, sie können den ländlichen Raum für alles gratis benützen", meinte Pröll. Der Einfluss von Gruppen, die der Jagd nicht wohlgesonnen seien, nehme zu. Da gelte es, am positiveren Image der Jagd zu arbeiten. Durch das Verbreiten von Wissen über Zusammenhänge in der Natur, das vielfach verloren geht. "Wenn wir diese Schlacht verlieren, haben wir alles verloren", warnte Pröll vor einem "Angriff auf die Freiheit des ländlichen Raumes".
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