Notwehr bei Home Invasion: Schüsse auf Räuber "gerechtfertigt"
Manche Opfer solcher Raubüberfälle können das Martyrium ihr Leben lang nicht verarbeiten.
Es war ein Horrorerlebnis, als drei maskierte Männer in der Nacht zum 7. Februar in das Haus eines 71-jährigen Arztes in Würnitz bei Harmannsdorf (Bezirk Korneuburg) eingedrungen sind und die 50-jährige Ehefrau im Zuge der Home Invasion mit Eisenstangen und einem Hammer attackierten.
In Todesangst schrie das Opfer um ihr Leben, worauf der Arzt zu seinem Revolver griff und abdrückte – insgesamt drei Mal.
Einer der rumänischen Räuber (46) sackte, von einem Projektil in den Oberkörper getroffen, zusammen und blieb schwer verletzt am Anwesen liegen. Seine Komplizen flüchteten zunächst im Dunkel der Nacht.
Wie die Staatsanwaltschaft Korneuburg nun in wochenlangen Ermittlungen festgestellt hat, war der Waffengebrauch und die Schussabgabe des 71-jährigen Hausbesitzers "vollkommen verhältnismäßig“.
Die Ermittlungen gegen den Mann wurden von der Staatsanwaltschaft deshalb auch eingestellt, bestätigt die Sprecherin der Anklagebehörde Gudrun Bischof gegenüber dem KURIER. "Es handelte sich um eine absolut gerechtfertigte Notwehr“, sagt Bischof.
Schussgutachten
Der genaue Tathergang und die Schussabgabe wurden von einem ballistischen Sachverständigen rekonstruiert. Drei Täter waren nachts in das Einfamilienhaus eingedrungen und hatten sofort brutal auf die Ehefrau eingeschlagen.
Sie wurde durch Hiebe mit einer Stange und einem Hammer im Gesicht schwer verletzt. Der 71-jährige Mann holte "in Todesangst" die Waffe und habe in einer "hochdynamischen und hektischen Situation“ den Abzug gezogen, heißt es.
Milz entfernt
Der getroffene Täter sackte auf der Flucht im Garten vor dem Haus schwer verletzt zusammen. Nach der Erstversorgung wurde er in ein Spital gebracht und dort notoperiert. Unter anderem musste dem Angeschossenen dabei die Milz entfernt werden.
"Geschossen, als der Räuber auf seiner Frau lag"
Dass das Verfahren gegen seinen Mandanten eingestellt wird, daran hatte Anwalt Peter Philipp bereits kurz nach der Home Invasion keine Zweifel. "Das war Notwehr wie sie im Buche steht“, betonte der Verteidiger des 71-Jährigen von Anfang an.
Bei dem Angriff auf die Ehefrau hätten die Verbrecher unvorstellbare Skrupellosigkeit an den Tag gelegt. "Er hat nicht geschossen, als er weggerannt ist, sondern als der Räuber auf seiner Frau lag und sie attackiert hat", erklärt Philipp im Gespräch mit dem KURIER.
Die Ermittler des Landeskriminalamtes Niederösterreich konnten bereits mehrere Komplizen des angeschossenen Tatverdächtigen ausforschen. Einer der mutmaßlichen Komplizen wurde beispielsweise auf Basis eines EU-Haftbefehls in Rumänien festgenommen, bestätigt die Staatsanwaltschaft Korneuburg. Er sitzt in der Justizanstalt Korneuburg in Untersuchungshaft.
Verbindung zu Raubüberfall in Wien
Mittlerweile ist das Ermittlungsverfahren in der Causa aber an die Staatsanwaltschaft Wien abgetreten worden, erklärt Gudrun Bischof. „Deshalb, weil es eine Verbindung der Tätergruppe zu einem weiteren Raubüberfall im Jahr 2023 in Wien gibt“, sagt die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Korneuburg.
Die Ermittlungen dazu sind aktuell im Laufen.
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