NÖ: Warum ein Kunstprojekt auf fruchtbarem Boden die Bauern nicht so erfreut

Alfred Hiesleitner hat sein Grundstück bei Ardagger zum Kulturland erklärt
In beträchtlichem Ausmaß hat die Donau im Machland-Süd auch bei Ardagger mit dem vorwöchigen Hochwasser Äcker und Wiesen überflutet und so manche Maisernte vernichtet.
Angesichts der noch angespannten Situation bekommt ein Kunstprojekt, das sich am Samstag in derselben Gemeinde auf brachliegendem wertvollen Landwirtschaftsgrund abspielt, eine besonders spannende Dynamik.
Am Donautreppelweg zwischen Ardagger-Markt und Wallsee haben Bagger Berge von trockenem Donauschlamm aufgeschoben, der den Bauern zum Düngen der Felder gratis zur Verfügung steht. Hitze und Unwetter bescheren der Landwirtschaft harte Zeiten im Donauland.

Schlamm am Donautreppelweg bei Ardagger
Dass da der in Wien lebende Künstler Alfred Hiesleitner auf einer geerbten drei Hektar großen Wiese seit zwei Jahren kein Gras mehr mäht und die Natur wild gedeihen lässt, sorgt bei manchen Landwirten für Kritik. Auch Bürgermeister Johannes Pressl (ÖVP) erhielt bereits kritische Anrufe zum künstlerischen Geschehen auf dem Felde. "Ich muss da auf die Eigentumsrechte hinweisen", ansonsten gehe alles rechtens über die Bühne, sagt er.

Bauwagen mitten am Feld dient als interimistische Basis für die Künstler
Hiesleitner weiß, dass sein Tun beobachtet und auch kritisiert wird. Vor der am Samstag (ab 15 Uhr) am Grundstück stattfindenden Kunstaktion „Land Ardagger“ wird im Ort über die Thematik recht lebhaft diskutiert. „Wir machen ja auch mit etlichen Plakaten auf die Kunst im brachliegenden Land aufmerksam“, sagt Hiesleitner.

Künstlergruppe gestaltet Naturfläche mitten im Landwirtschaftsgebiet
Mit Skulpturen, einem zwölfseitigen Text der Literatin und Kafka-Preisträgerin Radka Denemarková und Kunstinstallationen wird ein Spannungsbogen von brachliegendem Agrarland bis zur Klima- und Umweltthematik gespannt, kündigt Hiesleitner an.
Keine Provokation
"Ich will aber keinesfalls provozieren, mit der Aktion hier kann man die Leute aber erreichen und sensibilisieren“, sagt er und hofft, dass sich viele Interessierte aber auch Kritiker direkt am Feld mit den Gedanken der fünf Künstler auseinandersetzen. "Wichtig ist, miteinander zu sprechen und auch zu diskutieren“, so Hiesleitner.
Dabei kann der aus Euratsfeld stammende Künstler auch seinen eigenen landwirtschaftlichen Hintergrund einbringen. Er hat die landwirtschaftliche Kaderschmiede Francisco Josephinum in Wieselburg absolviert und danach die Kunstakademie besucht. Grund, Boden und Erde beschäftigten ihn, aber auch die anderen Künstler sehr intensiv.
Etwa auch Anita Fuchs, die schon eine Wildpflanzenfläche vor dem Wiener Museumsquartier wachsen ließ.
Seine drei Hektar Grund seien vor der Brache intensiv landwirtschaftlich genutzt worden, schildert Hiesleitner. In einem Einschnitt am Areal, der Fuchsgaben heißt, finden sich verdorrte Apfelbäume, die hier einst gediehen. Ein Szenario, das die Künstlerin Klara Paterok, die auch schon in New Delhi Kunstinstallationen zur Thematik erarbeitete, nützen will. "So spannen wir sogar ein einen internationalen Bogen hierher“, sagt Hiesleitner.
Landjugend hilft mit
Dass das Verhältnis mit der bäuerlichen Bevölkerung im Ort aber intakt ist, zeigt auch, dass die örtliche Landjugend bei Schlechtwetter für die Künstler und die Besucher ein Zelt aufspannt.
Den Weg zum Projekt "Land Ardagger" findet man Samstagnachmittag leicht über die Zufahrtsstraße zum Sportzentrum Ardagger.
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