Es gibt im Kindergarten jeden Tag zwei Zeitpunkte, an denen man unkompliziert in Kontakt mit den Eltern treten kann. Und zwar dann, wenn die Kleinen gebracht oder abgeholt werden. Manuela Leoni, Geschäftsführerin des Jugendvereins Impulse Krems, sah hier eine Chance: Erfahrenen Sozialarbeiterinnen bieten Unterstützungs- und Begleitangebote für Eltern und deren Kinder an. Der Erstkontakt passiert eben in den Abholzeiten.
Daraus entwickelte sich das Pilotprojekt "NESAK“, das nun nach zwei Jahren abgeschlossen wurde. Die Bilanz von Leoni, die das Projekt leitet, fällt sehr positiv aus. Daher läuft das Angebot noch weiter, für das kommende Jahr hat die Stadt Krems die Finanzierung bereits zugesagt. "Wir möchten Eltern frühzeitig stärken, damit sie ihren Kindern geeignete Rahmenbedingungen und ein gesundes Aufwachsen ermöglichen“, sagt Leoni.
Die Zahl der Familien, die mit Problemen zu kämpfen haben, sei in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Damit man hier niederschwellig ansetzen kann, gibt es das Projekt. Denn Pädagoginnen in Kindergärten und Volksschulen bemerken besonders früh Probleme, erklärt die Projektleiterin.
Diese hätten im Alltag aber kaum die Chance oder Zeit, auf soziale Defizite oder ökonomische Schwierigkeiten einzugehen. Vermittlungsversuche zu Versorgungseinrichtungen würden wiederum oft Eltern wegen bürokratischer oder finanzieller Hürden oder aus Scham nicht annehmen.
Ein "Hallo“ als Anfang
Hier kommen die beiden Sozialarbeiterinnen Alice Gruber und Stefanie Putzgruber ins Spiel, die in den Kindergärten vor Ort sind und einfach mit einem "Hallo“ in Kontakt treten, wie es Gruber formuliert. "Es gibt nicht DIE Familie.“ Die Bedürfnisse seien ganz unterschiedlich. Das mache es auch oft so schwer. "Manchmal überrollt einen das Leben. Darunter leiden die Kinder, wenn die Eltern Kontinuität und Sicherheit nicht mehr gewährleisten können“, sagt Gruber. Sie arbeite daher nicht vorrangig mit den Kindern, sondern mit den Eltern.
"Ich schaue, dass Finanzierungen nicht auch noch Stress machen, oder dass die Kinder rechtzeitig in die Schule geschickt werden.“ Es gehe oft auch um Kleinigkeiten, etwa den Ausdruck von Dokumenten, oder um Mediation, wie zwischen Eltern und Lehrkräften. "Ich sehe mich da als Taktgeberin.“
Dabei sind die häufigsten Themen materielle Grundsicherung, körperliche und psychische Gesundheit, die Gestaltung der Eltern-Kind-Beziehung sowie die Erweiterung der elterlichen Kompetenzen. Die Kooperation mit den Eltern läuft dabei auf freiwilliger Basis.
Laut Leonie wolle man handeln, bevor Erkrankungen, Defizite oder Leiden der Kinder zu groß werden und nur noch in Fremdunterbringungseinrichtungen, Kinderpsychiatrien oder schlimmstenfalls der Justizanstalt gelöst werden können.
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