NÖ: Finanzielle Not treibt Frauen zurück in Gewaltbeziehungen
Es mag für viele kaum vorstellbar sein, dennoch ist es traurige Realität. Immer wieder kehren Frauen zu jenen Personen zurück, von denen sie misshandelt und erniedrigt wurden. In den meisten Fällen handelt sich dabei um den Ehemann bzw. Lebensgefährten oder Freund.
Handlungsbedarf
Neue Daten aus den Frauenhäusern in Niederösterreich geben nun Einblick in die Lage der gewaltbetroffenen Bewohnerinnen und zeigen auch, dass die Politik dringenden Handlungsbedarf hat.
174 Frauen haben im Vorjahr Zuflucht in einem Frauenhaus in NÖ gesucht. 88 Prozent der Frauen erfuhren zuvor durch ihren Ehemann oder Partner Gewalt. Die gute Nachricht: Ein Viertel der Opfer schaffte nach dem Aufenthalt in einem der sechs Frauenhäuser den Sprung in eine neue, eigene Wohnung.
Erschreckend ist aber, dass 22 Prozent der Betroffenen wieder zu jenem Menschen zurückkehren, von dem sie ursprünglich geflüchtet sind. Der Rest fand bei Verwandten oder Bekannten ein Dach über dem Kopf, manche wohnten laut Umfrage weiter in den Frauenhäusern.
Der Grund für die Rückkehr in die Gewaltbeziehung sei oftmals die mangelnde finanzielle Unabhängigkeit, meint SPÖ-Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig.
Betroffene Frauen stärken
„Die Mehrheit der Bewohnerinnen unserer Frauenhäuser lebt vom Kinderbetreuungsgeld, einer AMS-Leistung oder hat gar kein Einkommen. Im Frauenhaus wird ihnen geholfen, ihr Leben neu zu ordnen. Umzug, Trennung, Scheidung, Amtswege, Betreuungspflichten – das ist aber alles enorm belastend“, sagt Königsberger-Ludwig. Deshalb sei es so wichtig, die finanzielle Unabhängigkeit der betroffenen Frauen zu stärken.
Doch das Gesetz spielt den Opfern dabei nicht in die Hände. Denn derzeit ist es rechtlich unmöglich, während des Aufenthalts im Frauenhaus Sozialhilfe zu beziehen.
„Mehr Spielraum“
„Da die Hilfe bei Gewalt durch Angehörige in Niederösterreich im Sozialhilfegesetz verankert ist, gelten einige Bestimmungen, die für andere Teile des Sozialsystems zwar sinnvoll sind, aber eben nicht für gewaltbetroffenen Frauen, die ihren Weg in die Eigenständigkeit finden wollen. Hier braucht es mehr Spielraum“, sagt die Landesrätin.
Sie könne sich als Lösung ein eigenes Gewaltschutzeinrichtungsgesetz vorstellen, sagt Königsberger-Ludwig. Sie betont aber auch, dass mit dem Sicherheitspaket in Sachen Gewaltschutz schon viel erreicht worden sei.
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