Wie Erich Giese die Poesie der Weinkultur sichtbar macht
„Prost“ war am Dienstagabend in Perchtoldsdorf ein – sogar für den berühmten Weinort – sehr, sehr oft ausgesprochenes Wort. Ging in der Burg doch die Bundesweintaufe über die Bühne. Hauptdarsteller waren dabei nicht nur der köstliche Täufling (heuer ein Gemischter Satz vom Weingut Drexler-Leeb), sondern auch Erich Giese. Die heimische Weinwirtschaft ehrte den bekannten Wachaumaler mit dem heurigen Bacchuspreis für seine Verdienste um den österreichischen Wein.
Franz Backknecht, Ehrenpräsident des NÖ Weinbauverbandes, betonte in seiner Laudatio: „Erich Giese gilt als der bedeutendste lebende Wachaumaler, hat seine Motive aber auch in allen anderen Weinbaugebieten Österreichs gesucht. Darüber hinaus ist er ein Künstler, der uns mit seinen Bildern durch die Poesie seiner Augen und seiner Hände die Tiefe der Weinkultur nahegebracht hat.“
Weg zum Maler
Dabei war Giese nie Winzer, stammt auch gar nicht aus einem Weinbaugebiet, sondern aus Lauterbach im nördlichen Waldviertel. Schon mit 14 Jahren übersiedelt er aber in die Wachau nach Weißenkirchen (sein Onkel war der bekannte Winzer Franz Prager) und „seit Jugend an begleitet mich auch die Malerei“, betont er. Anfangs, als 16-Jähriger, bemalte er Bauernmöbel, später versuchte er sich an Öl- und Aquarellbildern.
„Wider Erwarten gelangen diese Versuche so, dass ich beschloss, mich mehr damit zu beschäftigen“, so Giese. Und dabei festigte sich auch die Liebe zu Wachaumotiven. Wobei er in der Wachau mit seiner Frau Gertraud auch seine persönliche Liebe fand. Was weiters die Liebe zum Wein etwas erklärt, denn „schließlich habe ich eine Winzertochter geheiratet“.
Giese verfolgte seinen künstlerischen Weg konsequent weiter. Und traf dabei auf einen besonderen Lehrmeister. „1979 wurde der bekannte Wachaumaler Bruno Buresch auf mich aufmerksam und machte mir das Angebot, in seinem Atelier mitzuarbeiten“, sagt Giese und betont, dass er Buresch „nicht nur die entscheidende Weiterentwicklung meiner Maltechnik, sondern auch die meiner Persönlichkeit“ verdankt.
Bilder „zum Angreifen“
So setzt Giese die Landschaft an der Donau ganz in der Tradition der großen Wachaumaler in Szene. Berühmt haben ihn aber Bilder gemacht, deren einzigartige Spachteltechnik er sich selbst beigebracht hat. „Ich habe sechs Monate daran gefeilt“, betont er. Die dreidimensionale Wirkung dieser Darstellungen von Weinreben fasziniert.
All das entstand allerdings lange so „nebenbei“. Denn „mir war von Anfang an klar, dass ich von meinen Bildern nicht leben kann“, erzählt Giese. 1967 begann er im Einrichtungshaus Leiner in St. Pölten und blieb bei der Firma 31 Jahre, lange als Geschäftsführer in Linz und St. Pölten. „Die Malerei war immer ein guter Ausgleich zu meiner Arbeit“, meint er.
Und auch für Reisen blieb Zeit, Weinstudienreisen genauer gesagt, bei denen er 20 Jahre lang alle Regionen Österreichs besuchte und die ihn später sogar in die USA und nach Indien führten. Doch: „Am schönsten ist es in Österreich. Egal, ob das jetzt die Kellergassen im Weinviertel sind, die Wachau oder die steirische Weinstraße.“
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