Neulinge am Berg machen es den Einsatzkräften schwer

Nächtlicher Einsatz vor einigen Tagen wegen einer Gruppe Wanderer, die das schwierige Gelände auf der Rax überforderte
Alpine Gefahren werden vor allem von Neo-Bergsteigern unterschätzt. Die Einsätze der Bergrettung häufen sich

Der Schein ist trügerisch. Nur weil jedes Jahr mehr als 400.000 Menschen mit der Zahnrad- oder Seilbahn ganz bequem auf Schneeberg und Rax gekarrt werden, heißt das nicht, dass jedermann das hochalpine Gelände auch zu Fuß erklimmen kann. Gerade für die Klettersteige bedarf es Erfahrung, gute körperliche Voraussetzungen, die entsprechende Ausrüstung und natürlich Tourenplanung. Das ist aber immer seltener der Fall, beklagt die Bergrettung NÖ/Wien, die derzeit auf den beliebten Ausflugsbergen in der Dauerschleife das Leben von in Not geratenen Ausflüglern retten muss.

„Der Trend, dass immer mehr Menschen die Berge für sich entdecken, die in ihrem Leben bisher fast keine alpinistischen Erfahrungen gesammelt haben, ist seit der Pandemie verstärkt zu erkennen“, erklärt der Landesgeschäftsführer der Bergrettung NÖ/Wien, Lukas Turk.

Neulinge am Berg machen es den Einsatzkräften schwer

Hubschraubereinsatz der Flugpolizei vor einigen Tagen auf der Rax

Überfordert und keine Tourenvorbereitung

Das Einsatzgeschehen zeige einen deutlichen Trend: Hilfeleistungen für unverletzte Wanderer, die aufgrund mangelnder Orientierung, Erschöpfung oder Überforderung aufgrund des Schwierigkeitsgrades der gewählten Route einen Notruf absetzen, sind stark im Zunehmen begriffen. An den vergangenen Wochenenden gab es gleich mehrere solcher aufwendigen Bergungen – teils bis in die Nachtstunden und mit großem Aufwand bis hin zum Hubschraubereinsatz.

In den meisten Fällen mangelt es an der professionellen Tourenvorbereitung. „Das ist aber das Um und Auf, um wieder gesund nach Hause zu kommen“, sagt Turk. Das Abschätzen der Gefahren sei völlig ins Hintertreffen geraten. Das zeigen die Fälle jener, die in den vergangenen Tagen alle Warnungen in den sozialen Netzwerken und die Warnschilder am Berg gekonnt ignoriert haben. Trotz extrem anspruchsvoller Verhältnisse haben zahlreiche Bergsteiger ohne entsprechender Winter- und Eisausrüstung den Alpenvereinssteig auf der Rax gewählt und mussten danach gerettet werden.

Neulinge am Berg machen es den Einsatzkräften schwer

Die Warnschilder auf der Rax wurden zuletzt häufig ignoriert 

Wieso gerade häufig Tschechen auf diesem Steig in Bergnot geraten, hat sich auch aufklären lassen. Auf einer einschlägigen tschechische Internetseite wird der Alpenvereinssteig als der leichteste versicherte Klettersteig im Raxgebiet angepriesen, der auch mit Kindern zu begehen sei. „Blödsinn“, heißt es bei der Bergrettung. Für Ungeübte oder Kinder unter 15 Jahren ist der Steig ganzjährig tabu.

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