Neuer Ortsteil für Brunn am Gebirge bleibt umstritten: Bürgerinitiative gegründet

So hatten sich die Grundeigentümer das "quartier21" in einer ersten Visualisierung vorgestellt. Nun wird die Planung angepasst - auf maximal sechs Geschosse und eine noch stärkere Begrünung.
Klage über fehlende Einbindung der Bevölkerung in Großbauprojekt – Zahl der geplanten Wohnungen ist Streitthema.

Ein neuer Ortsteil für die Gemeinde Brunn am Gebirge soll auf dem Areal der ehemaligen Glasfabrik in Zentrumsnähe entstehen. Die Grundstücke wurden von der Wohnbaugenossenschaft Neue Heimat, der Wiener Städtischen Versicherung und einem Wiener Immobilienentwickler erworben. Doch das Projekt bleibt wild umstritten.

Seitens der ÖVP wirft man der Rathaus-Koalition aus SPÖ und Neos vor, den Eigentümern des Areals die Errichtung von bis zu 1.000 Wohnungen ermöglichen zu wollen. Bestätigt sieht sich VP-Obmann Oliver Prosenbauer durch das Protokoll der jüngsten Sitzung der Projektgruppe, in der seitens der Gemeinde für die Bebauung eine Erhöhung der Geschossflächenzahl in Aussicht gestellt wurde. Dies würde bis zu 943 Wohnungen ermöglichen, rechnet er vor. „Und diese Erhöhung wurde ohne Notwendigkeit und Druck angeboten“, so Prosenbauer.

"Land wünscht sich Verdichtung"

Bürgermeister Andreas Linhart (SPÖ) versichert jedoch: „Das ist keine Zusage, sondern nur eine Vorstellung, die wir den Grundeigentümern mitgegeben haben. Aber auch das Land Niederösterreich wünscht sich eine Verdichtung im Zentrum, nicht am Ortsrand.“ 1.000 Wohnungen werde man trotzdem nicht zulassen: „Ich hätte ja als Gemeinde nichts davon, weil die Mehrkosten für die nötige Infrastruktur nicht durch Einnahmen finanziert würden.“

Streit um „Drittellösung“

Seitens der Gemeinde wurde ein Entwurf präsentiert, der nur ein Drittel der Fläche für Wohnbau vorsieht. Der Rest soll demnach für Betriebe, Handel, Grünflächen und Einrichtungen wie Arztpraxen reserviert werden. In einer ersten Phase sollen in zehn Jahren rund 300 Wohneinheiten zugelassen werden. Linhart gibt aber zu bedenken: „Je mehr Wohnungen entstehen, umso mehr finanziellen Spielraum haben wir für zusätzliche Wünsche der Gemeinde auf dem Areal.“ Daher sei man um Zusammenarbeit mit den Grundeigentümern bemüht: „Weil wir ja unsere Wünsche auch umsetzen wollen.“

"Keine Bürgerbeteiligung"

Mittlerweile hat sich zu dem Projekt eine Bürgerinitiative gegründet. Sprecher Gerald Berger kritisiert: „Brunn ist eine Zuzugsgemeinde, aber das Verkehrskonzept ist noch immer das Gleiche wie vor 30 Jahren. 1.000 zusätzliche Wohnungen verträgt der Ort nicht mehr. Es gibt gute Alternativen wie Sport- oder Bildungseinrichtungen. Aber es gibt keine Bürgerbeteiligung. Wenn die Mehrheit der Bevölkerung so viele Wohnungen will, dann akzeptieren wir das. Aber wir wollen gefragt werden.“ Die Drittellösung der Gemeinde hält Berger für unrealistisch. Ebenso wie Prosenbauer: „Das Protokoll beweist, dass die sogenannte Drittellösung von SPÖ und Neos eine Mogelpackung ist und hier versucht wurde, die Bevölkerung zu täuschen.“

Bürgermeister Linhart verweist auf den direkt am Gelände geplanten, neuen Schnellbahn-Anschluss und kündigt an: „Es wird auch eine Bürgerbeteiligung geben.“stefan jedlicka

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