Neuer großer Cluster: Pflegeheim gesperrt und tägliche Tests

Durch die behördliche Sperre ist es in Berndorf auch über Weihnachten nicht möglich, dass Angehörige die Heimbewohner besuchen dürfen
60 Prozent der Bewohner und zahlreiche Mitarbeiter im Seniorenheim Berndorf infiziert / Situation in allen Einrichtungen angespannt

Ein massiver Corona-Cluster in einem Landesseniorenheim lässt in Niederösterreich kurz vor Weihnachten die Debatte um die Sicherheit in den Pflege- und Seniorenzentren (PBZ) wieder aufflammen. Nach einem Screening aller Bewohner und Mitarbeiter wurden am Montag aus dem PBZ Berndorf (Bezirk Baden) 91 Personen gemeldet, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben. Das Heim wurde daraufhin behördlich gesperrt und nach außen hin isoliert.

Weil es in mehreren Altenheimen des Landes, aber auch in privaten Einrichtungen größere Cluster gibt, ist die Stimmung in allen Betreuungseinrichtungen höchst angespannt. Im PBZ Berndorf hatten etliche Personen typische Corona-Symptome gezeigt. Ein Screening sorgte für einen Schock. Laut NÖ Landesgesundheitsagentur (LGA) sind 61 der 108 Bewohner und 30 von 84 Mitarbeitern infiziert. Die bisherige Regelung, dass Bewohner einmal in der Woche von einer getesteten Person besucht werden dürfen, ist damit hinfällig. Die behördliche Sperre des Heimes verbietet Besuche. Dass, so wie Ende November im steirischen St. Lorenzen, das Bundesheer zur Unterstützung geholt werden muss, sei in Berndorf nicht notwendig, heißt es aus dem Büro der für die Pflegeeinrichtungen zuständigen Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP).

Neben der Isolierung des PBZ wurde dort die Testung aller Personen noch forciert. Die gesunden Bewohner und Betreuungskräfte erhalten täglich einen Antigen-Test. Dieser ist für Bewohner freiwillig. Zusätzlich wird bei den Mitarbeitern dreimal in der Woche ein verpflichtender PCR-Test vorgenommen, berichtet Bernhard Jany von der LGA. Darüber, wie es zum Cluster in Berndorf gekommen sei, gäbe es noch keine gesicherten Erkenntnisse, so Jany.

Neuer großer Cluster: Pflegeheim gesperrt und tägliche Tests

Wie es zu den erhöhten Infektionszahlen im PBZ Berndorf gekommen ist, wird noch erforscht

Besuche möglich

Direkte Auswirkungen auf die anderen 49 Landespflegezentren hat die Situation in Berndorf nicht. Das ohnehin schon stark eingeschränkte Besuchsrecht für Angehörige bleibt zu Weihnachten aufrecht. Dennoch sind in zahlreichen Heimen aufgrund aktiver Corona-Fälle die Nerven der Verantwortlichen gespannt. Das berichten auch Angehörige, die sich telefonisch um Besuchstermine bei den Senioren bemühen.

Die Angst vor dem Virus ist groß. Wie die LGA Montag ebenfalls bestätigte, war kurzfristig auch das PBZ Bad Vöslau im Bezirk Baden zu einem Hotspot geworden. 38 Bewohner und elf Betreuungskräfte sind dort noch am Wochenende infiziert gewesen. Montag waren noch 19 Bewohner und acht Mitarbeiter positiv. Aus dem Büro von Landesrätin Königsberger-Ludwig hieß es dazu, dass es in rund fünf Seniorenzentren ähnlich hohe Fallzahlen gebe. Dazu kommen zwei private Pflegezentren, die ebenfalls in größerem Ausmaß mit Covid 19-Infektionen zu kämpfen haben. Erst kürzlich war wegen einer auffälligen Zahl an Todesopfern in einem Privatheim im Bezirk St. Pölten-Land eine behördliche Einschau angeordnet worden.

Kritik

Auch etliche andere Heime in NÖ sind von Corona-Fällen betroffen. Weshalb es auch zu Kritik auf politischer Ebene kommt. Dass es die Landesregierung nicht schaffe, Risikogruppen in den Pflegeeinrichtungen zu schützen, sei inakzeptabel, erklärte Neos-Gesundheitssprecherin Edith Kollermann und forderte zwei Tests pro Woche in den Heimen. „Das passiert aufgrund einer Bundesvorgabe ohnehin bereits“, heißt es aus dem Büro von Teschl-Hofmeister mit Verwunderung.

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