NÖ: Neuer Campus gegen Pflegenotstand

Vier im Quadrat gegenüberliegende Jugendstil-Gebäude werden für Ausbildungsstätten und Verwaltung adaptiert
Bildungszentrum beim Klinikum Mauer bietet 264 moderne Aus- und Fortbildungsplätze, Start ist im Herbst, Land NÖ investiert 16,8 Millionen Euro

Mit einem modernen Pflegeschule-Campus, der in elf Klassen 264 Ausbildungsplätze bietet, wird im westlichen Mostviertel gegen den drohenden Pflegenotstand angekämpft. Für den modernen Bildungscampus werden vom Land NÖ gerade um 16,8 Millionen Euro vier imposante Jugendstil-Gebäude am Areal der Klinik Mauer saniert und adaptiert. Mit dem Herbstsemester beginnt dort der Unterricht.

Das Projekt, in dem die bisherigen drei in den Spitälern Amstetten, Scheibbs und Mauer angesiedelten Pflegeschulen zusammengezogen werden, ist das attraktive Angebot für eine wohnortnahe Pflegeausbildung im Mostviertel. „Interessierte sollen uns nicht mehr in die Stadt entfleuchen, von wo sie dann gar nicht oder erst nach Jahren wieder zurückkommen“, sagt Gabriela Polanezky bei der ersten öffentlichen Besichtigung der Campus-Baustelle. Polanezky ist die Mostviertelmanagerin für fünf Spitäler und elf Pflegeeinrichtungen unter dem Dach der NÖ Landesgesundheitsagentur (LGA).

NÖ: Neuer Campus gegen Pflegenotstand

Besichtigung der Baustelle des Bildungscampus: v.l. Bildungsstadträtin Doris Koch, AMS-Leiter Harald Vetter, LGA-Pflegedienstchefin Susanne Gröschel, Hilfswerk-Präsidentin Michaela Hinterholzer, Campus-Direktor Christian Anders, Campus-Techniker und Mostviertel-Kliniken-Geschäftsführerin Gabriela Polanezky

Zu den 2.500 Pflegevollzeitstellen in den 16 Mostviertelhäusern müssen jährlich allein wegen Pensionierungen und Fluktuation 80 bis 100 neue Kräfte nachrücken. Bis 2027 benötige sie 570 neue Pflegekräfte unterschiedlicher Qualifikationen, so Polanezky. Das attraktive Ambiente im kunstvollen, heuer 120 Jahre alten Klinik-Ensemble in Mauer sei sicher ein Anreiz für junge Leute, hier in die Ausbildung einzusteigen, sind Polanezky und Schuldirektor Christian Anders überzeugt. Er wird mit einem 37-köpfigen Lehr- und Verwaltungsteam ab Juli in den Campus einziehen. Elf Klassen, moderne Praxis-Unterrichtsräume und ein Verwaltungsgebäude werden die vier Objekte bieten. Ein großzügiger Garten in der Mitte verstärkt den Campus-Charakter.Für den Herbst seien jedenfalls noch Plätze frei, sagt der Direktor. eine Anmeldung wäre bis Mitte September möglich.

Maßnahmenpakete

Die nun rascher als erwartet vom Bund präsentierte Pflegereform mit einem Volumen von einer Milliarde Euro sei ein guter Schritt vorwärts, sagt die Präsidentin des NÖ Hilfswerks und Mostviertler Abgeordnete Michaela Hinterholzer (ÖVP). Sie verweist aber auch darauf, dass in NÖ, um den Pflegekräftebedarf des kommenden Jahrzehnts abzudecken, jeder fünfte Schulabgänger in dieses Berufsfeld einsteigen müsste. Das in NÖ fixierte Pflegepaket mit jährlich zusätzlichen zwölf Millionen Euro sieht sie als zusätzlich wirksame Maßnahme. In dem Paket ist unter anderem die monatliche Prämie von 420 Euro für Pflegeschüler enthalten. Mit dem Amstettener AMS-Leiter Harald Vetter wirbt Hinterholzer auch für das vom Bund bezahlte Fachkräftestipendium, das beruflichen Umsteigern derzeit für die Zeit der Pflegeausbildung monatlich rund 1.000 Euro netto bringt.

NÖ: Neuer Campus gegen Pflegenotstand

Für Hinterholzer ist der Start des Bildungscampus in Mauer ein wichtiger Erfolg in der Region. „Abgeschlossen ist der Endausbau erst, wenn hier auch die dreijährige FH-Pflegeausbildung eröffnet wird“, erklärt sie. Eine derartige Außenstelle der Fachhochschule Krems wird ab Herbst in Mistelbach mit 50 Plätzen gestartet. Nach einer Evaluierung werde es weitere Standorte geben, sagt dazu LGA-Pflegedienst-Verantwortliche Susanne Gröschel. Derzeit bilden zwölf Schulen in NÖ 960 Pflegefachkräfte aus.

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