Es geht um eine 3,14 Hektar große Fläche im Biosphärenpark Wienerwald, die für rund 20 Jahre als Deponie genutzt werden soll. Die Stadt hat das Projekt schon vor Jahren abgelehnt, das behördliche Verfahren des Landes NÖ ist aber nun in der Endphase der Prüfung. Bürgermeister Christoph Kaufmann (ÖVP) dazu: „Der gesamte Gemeinderat lehnt die Deponie ab, die Bevölkerung im Weidlingtal lehnt sie ab und ich hoffe, dass auch die NÖ Umweltanwaltschaft dieses Projekt ablehnen wird.“ Immerhin liegt die Fläche im Biosphärenpark Wienerwald und ist als Flora-Fauna-Habitat und Vogelschutzgebiet ausgewiesen. Auch Umweltgemeinderat Leopold Spitzbart (VP) sieht starke Beeinträchtigungen für das Natura-2000-Gebiet durch die Lkw-Fahrten in diesem Gebiet.
Initiative im Landtag
Deshalb haben auch Niederösterreichs Grüne das Thema aufgegriffen. Im Landtag wurde die Unterstützung der Stadt in ihrem Widerstand gefordert. In Weidlingbach sollen über 350.000 Kubikmeter Aushubmaterial deponiert werden, kritisiert Grünen-Sprecherin Helga Krismer. Neben den negativen Auswirkungen auf die Schutzgebiete im Biosphärenpark Wienerwald sei dadurch außerdem die Verlegung eines Wanderweges und einer Mountainbikestrecke nötig.
Außerdem will Krismer ein generelles Verbot von Deponien in niederösterreichischen Natura-2000-Gebieten erreichen. Denn Weidlingbach ist nicht das einzige umstrittene Projekt derzeit. Auch eine geplante „Explosionsschutzanlage“ in Leobersdorf (Bezirk Baden) hat den Unmut der Grünen erregt. Im Bereich des dortigen Lindenberges soll eine Umwidmung von Grünland-Land- und Forstwirtschaft in Bauland-Sondergebiet erfolgen. „In weiterer Folge sollen zu Versuchszwecken regelmäßig Detonationen stattfinden“, weiß Helga Krismer.
Bedenken gegen die Vergrößerung der bestehenden Anlage am Lindenberg haben die Nachbargemeinden Hirtenberg, Kottingbrunn und Bad Vöslau deponiert. Schon jetzt sei die „Lärmsituation absolut nicht zufriedenstellend“ und eine weitere Zunahme wird befürchtet.
Genehmigung hinterfragt
Krismer ärgert sich: „Natura-2000-Gebiete haben höchsten Schutz – sollte man glauben. Diese Schutzgebiete als Teile eines europaweiten Netzes sollen natürliche Lebensräume gemäß Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie und Vogelschutzrichtlinie erhalten. Daher sind an Vorhaben darin auch erhöhte Anforderungen laut Naturschutzgesetz geknüpft.“ Aktuell habe es aber den Anschein, dass „in Niederösterreich die Natur weichen muss und das Schutzgut Natura-2000 nur mehr als sekundär betrachtet wird“.
Deshalb habe Krismer auch eine parlamentarische Anfrage an Landesrätin Susanne Rosenkranz (FPÖ) und an Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) eingebracht. Sie will wissen: „Wie können solche Projekte in einem Natura-2000-Gebiet genehmigt werden? Wie kann garantiert werden, dass es im Schutzgebiet samt Flora und Fauna nicht zu Verschlechterungen kommt?“
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