Nach Wolf-Sichtungen in NÖ: Mikl-Leitner will Schutzstatus überdenken

Nach Wolf-Sichtungen in NÖ: Mikl-Leitner will Schutzstatus überdenken
Die Landeschefin löste mit einem Posting eine Debatte auf Facebook aus. Es geht darum, „dass Tiere Menschen immer wieder angreifen“.

Vertreiben, vergrämen und, wenn all das nicht fruchtet, auch schießen – diese Strategie verfolgt das Land NÖ seit etwas mehr als einem Monat, um gegen sogenannte Problemwölfe vorzugehen.

Theoretisch ist der Wolf durch eine Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) der EU geschützt. Bejagt werden darf laut der niederösterreichischen Verordnung nun aber etwa auch ein Wolf, der einem Menschen folgt, obwohl ihn dieser zu vertreiben versucht.

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„Der Schutz des Menschen muss vorgehen“, sprach sich auch Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) am Dienstag via Facebook für die Maßnahmen aus. Denn „immer wieder“ lese man Berichte, „dass Tiere Menschen angreifen“, so Mikl-Leitner weiter. Etwa erst Anfang April sei ein Jogger im italienischen Trentino tödlich von einem Bären angegriffen worden, so ein konkretes Beispiel aus dem Büro der Landeshauptfrau.

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Der Schutz der Wölfe – wie seit 30 Jahren in der FFH-Richtlinie festgelegt – müsse deshalb überdacht werden. Damit schlug Mikl-Leitner in dieselbe Kerbe wie zuletzt auch ihr Stellvertreter und Parteikollege  Stephan Pernkopf. 

Große Angst

Bereits bei der Ankündigung der neuen Wolfsverordnung forderte  dieser in Bezug auf den Schutzstatus des Tieres ein Umdenken der EU. Denn der Wolf sei „längst nicht mehr vom Aussterben bedroht, er beeinträchtigt aber das Sicherheitsgefühl der Menschen und bedroht Nutztiere und die Alm- und Weidewirtschaft“, hieß es damals in einer Aussendung. Aktuell wird die Wolfs-Situation von der EU-Kommission analysiert.

Obwohl Mikl-Leitners Argumentation demnach keine neue ist, brach in den Sozialen Medien am Dienstag eine Welle der Empörung aus: „Ich könnte mich nicht daran erinnern, gelesen zu haben, dass in Österreich ein Wolf Menschen angegriffen hätte“, hieß es in einem kritischen Kommentar.

Eine Wahrnehmung, die auch eine Studie des Norwegischen Instituts für Naturforschung (NINA) bestätigt. Den Erhebungen zufolge  wurden  hierzulande zwischen 2002 und 2020 keine Wolfsattacken auf Menschen verzeichnet.  Die Angst vor einem Angriff  des Raubtiers auf Menschen ist aber groß: In Pürbach (Bezirk Gmünd) ist in der Vorwoche ein Wolf am helllichten Tag durch den Ort spaziert, ein Abschuss des Tieres wird von der Jägerschaft geprüft. 

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Bei einem Lokalaugenschein des KURIER am Freitag zeigten sich viele Bewohner besorgt; so hielten es Mütter etwa für riskant,  ihre Kinder alleine auf die Spielplätze im Ort zu schicken. Auch einen Spaziergang im Wald würden manche aus Vorsicht lieber sein lassen. 

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