Nach 27 Jahren: Flüchtlingsheim St. Gabriel geschlossen

Flüchtlingsunterkunft St. Gabriel, Maria Enzersdorf
Alle Flüchtlinge wurden umgesiedelt. Keine neuen Zuweisungen von Asylwerbern mehr.

Seit 1992 waren Flüchtlinge mit besonderem Betreuungsbedarf im Flüchtlingsheim St. Gabriel in Maria Enzersdorf, Bezirk Mödling, untergebracht. Im Jahr 2015 kam ein Heim für unbegleitete minderjährige Jugendliche dazu. Nun muss das Quartier schließen. Der Vertrag mit dem Land wurde ruhend gestellt, heißt es seitens der Caritas.

Asylwerber wohnen keine mehr in dem Heim. Die letzten acht Bewohner - Familien und Erwachsene - wurden vor rund einer Wochen abgesiedelt und auf andere Quartiere aufgeteilt. 

Diskussionen um Geld und Sicherheit

Diesem Schritt waren in den vergangenen Monaten zahlreiche Gespräche zwischen Land NÖ und Caritas vorausgegangen. Uneinigkeit gab es zwischen der NGO und dem Büro von Landesrat Gottfried Waldhäusl (FPÖ) im Zusammenhang mit einem Sicherheitskonzept sowie den Kosten für eine entsprechende Betreuung, wie auch Heute berichtet.

Vom Best-practice-Beispiel 2015 zum leeren Haus

Jene Jugendlichen, die Ende 2018 aus dem umstrittenen und geschlossenen Asylheim in Drasenhofen nach St. Gabriel verlegt wurden, hatten die Einrichtung bereits im Februar verlassen müssen. Die Maßnahme des Landes hatte für Proteste von Unterstützern gesorgt und auch die Behörde auf den Plan gerufen, die jedoch keine Kindeswohlgefährdung sah.

"Bis zuletzt gekämpft"

„Wir haben in den vergangenen zwei Jahren zahlreiche Flüchtlingsquartiere, die wir 2015 und 2016 auf Bitte des Landes in einer akuten Notsituation rasch und unbürokratisch eröffnet haben, wieder geschlossen. Das war zu erwarten und ist in Niederösterreich im Übrigen nicht anders als in anderen Bundesländern auch", erklärt Caritas-Sprecher Martin Gantner.

"Klar ist: Das Kloster St. Gabriel hätten wir als Standort natürlich gerne erhalten – dafür haben wir auch bis zuletzt gekämpft. Ganz einfach, weil hier seit den 90er-Jahren gute und wichtige Arbeit geleistet wurde. Gemeinsam mit der Gemeinde, mit den Steyler Missionaren und mit sehr vielen Freiwilligen. Von Seiten des Landes wurde jedoch klar signalisiert, dass kein weiterer Bedarf vorhanden ist. Seit beinahe einem Jahr gab es darüber hinaus auch keine neuen Zuweisungen durch die zuständige Stelle des Landes."

Die Caritas werde sich aber auch zukünftig für Menschen in Not in NÖ einsetzen.

Eine Bluttat im Mai vergangenen Jahres hatte für heftige politische Debatten rund um die Sicherheit der Bewohner und der Bevölkerung geführt. Ein psychisch kranker Asylwerber hatte damals einen Mitbewohner getötet.

 

Seither war das Flüchtlingsheim immer wieder Gegenstand von Kritik, Diskussionen um ein Sicherheitskonzept folgten. Bereits im Sommer 2018 waren körperlich und psychisch kranke Asylwerber seitens des Landes NÖ umgesiedelt, die Schließung der Einrichtung stand im Raum. Die Caritas hatte bereits damals darauf hingewiesen, dass eine notwendige Intensivbetreuung der kranken Flüchtlinge mit der vom Land gewünschten Finanzierung nicht möglich sei.

Schwerer Abschied

Der Abschied fällt Caritas-Mitarbeitern und vielen Freiwilligen jedoch nicht leicht. Noch 2015 hatte die damalige Innenministerin und nunmehrige Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner St. Gabriel als „Best practice“-Beispiel für Asylbetreuung einen Besuch abgestattet.

Der Vertrag mit den Steyler Missionaren läuft mit Ende April aus. Was mit den Räumlichkeiten passiert, ist unklar.

 

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