Mutter erstochen: U-Haft über 14-Jährigen verhängt

Mutter erstochen: U-Haft über 14-Jährigen verhängt
Schüler gestand die Tat, bestreitet aber Vorsatz. 55-jährige Mutter stand unter Aufsicht der Fürsorge.

„Meine Mama ist tot.“

Mit diesen Worten meldete sich ein 14-Jähriger am Montagnachmittag am Telefon, nachdem er den Notruf gewählt hatte. Der Bub bekam via Telefon Anleitungen zur Reanimation seiner Mutter. Nun ist die 55-Jährige tot – und ihr Sohn, dessen einzige Bezugsperson sie gewesen sein dürfte, steht unter Mordverdacht.

Mittwochmittag wurde über den 14-jährigen am Landesgericht Wiener Neustadt die U-Haft verhängt. Die Verteidigung hat der Wiener Rechtsanwalt Ernst Schilhammer übernommen. "Es ist ein äußerst komplexer Fall, den es jetzt einmal intensiv zu prüfen gilt", sagte er. Der Mordverdächtige sei nach Angaben des Anwalts vielmehr ein "zerbrechlicher Junge" als ein "gestandener Teenager".

Am Montag war es in einer Wohnung in Kirchschlag im Bezirk Wiener Neustadt zu der schrecklichen Familientragödie gekommen. Im Zuge eines Streits soll der 14-jährige Schüler mit einem Küchenmesser auf seine Mutter, Christine Z., eingestochen haben.

Obwohl die Crew des ÖAMTC-Rettungshubschraubers „Christophorus 3“ rasch zur Stelle war, gab es für die Frau keine Rettung mehr. Todesursache dürfte ein Herzstich gewesen sein.

Tote lag in der Küche

So, wie die Polizei das Opfer aufgefunden hat –  mit auffallenden Stichverletzungen am Küchenboden liegend – ließen bei den Beamten sofort den Verdacht auf einen gewaltsamen Tod aufkommen.

Die Mord- und Tatortgruppe des nö. Landeskriminalamtes übernahm den Fall. Bei der Spurensicherung verdichteten sich die Hinweise auf eine Bluttat.

Mutter erstochen: U-Haft über 14-Jährigen verhängt

Die Wohnung wurde für die Spurensuche versiegelt

Mit den Indizien konfrontiert, gab der 14-Jährige in seiner Einvernahme schließlich zu, während eines Streits auf seine Mutter eingestochen zu haben.

Laut dem Sprecher der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt, Markus Bauer, bestreitet er den Mordvorsatz. Der Jugendliche sprach „von einem Traumzustand, den er hatte und in dem das passiert sein soll“.

Weil die Mutter in der Vergangenheit mit der Erziehung ihres Kindes nicht zurecht gekommen sein dürfte, hatte sich schon vor längerer Zeit die Aufsichtsbehörde eingeschalten.

Wie die Bezirkshauptmann-Stellvertreterin von Wiener Neustadt, Claudia Pfeiler-Blach, bestätigt, stand die 55-jährige Mutter unter der Aufsicht der Bezirksbehörde. „Sie wurde betreut, um ihr das weitere Fortkommen zu ermöglichen“, so Pfeiler-Blach.

„Schreiereien“

Da der Kindsvater schon länger tot ist, wuchs der Bub alleine bei der Mutter auf. Wegen ihres gesundheitlichen Zustandes, der Einnahme von verordneten Medikamenten und angeblich von Alkohol soll es jedoch grobe Mängel bei der Betreuung gegeben haben, berichteten Nachbarn.

Eine Frau aus demselben Wohnhaus in Kirchschlag schilderte gegenüber dem KURIER, wie die Mutter den damals zehnjährigen Sohn bei ihr abgegeben und erst nach Stunden schwer alkoholisiert wieder aufgetaucht sein soll.

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Bewohner des Hauses sorgten sich um den 14-Jährigen

Im Wohnhaus, in dem Mutter und Sohn lebten, war von lautstarken nächtlichen Schreiereien der Mutter die Rede. „Das Kind wurde drangsaliert“, behauptet ein Nachbar.

Obwohl es immer wieder zu lautstarken Auseinandersetzungen gekommen sein soll, hatte deshalb aber niemand mehr die Polizei alarmiert. Auch der Fürsorge wurden zuletzt keine Zwischenfälle mehr gemeldet.

Das letzte Einschreiten der Polizei bei der 55-Jährigen soll mehr als ein Jahr zurückliegen.

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Die Tragödie passt nicht ins Bild des beschaulichen Ortes

Laut Kirchschlags Bürgermeister Josef Freiler sei der 14-jährige Bursche in der 3.000-Seelen-Gemeinde und der Neuen Mittelschule im Ort unauffällig gewesen. Er soll eher introvertiert sein und zurückgezogen gelebt haben.

Ob der Sohn am Montag in Notwehr oder mit Vorsatz gehandelt hat, müssen nun Kriminalisten und Justiz klären.

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