Mülltonne als "Tatort": Gut die Hälfte des Restmülls in NÖ ist noch wertvoll

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Jährlich werden 35.000 Tonnen genießbare Lebensmittel, aber auch andere Wertstoffe im Hausmüll entsorgt. Die Kampagne „Tatort Tonne“ soll aufklären.

Passend zur konsumstärksten Zeit des Jahres wollen Niederösterreichs Abfallverbände den Bürgern ins Gewissen reden: Noch immer findet sich im Restmüll der Haushalte eine viel zu große Menge an recycelbaren Wertstoffen und biogenen Materialien mit vielfach noch genießbaren Lebensmittel.

Mit der Kampagne "Tatort Tonne“ soll mehr Bewusstsein für den Wert dieser Stoffe geschaffen werden.

Eine im Auftrag des Landes erstellte Restmüllanalyse bescherte ernüchternde Ergebnisse. Ein großer Teil des Inhalts der schwarzen Tonne wäre vermeidbar oder könnte durch richtige Trennung recycelt werden. Pro Person fallen in NÖ jährlich rund 136 Kilo Restmüll an. Biogene Abfälle machen etwas mehr als ein Viertel davon aus.

21 Kilo genießbare Lebensmittel

Rund 37 Kilo pro Person und 47 Kilo pro Haushalt und Jahr landen irrtümlich in der schwarzen Tonne. Dass davon 21 Kilo „gutes, noch genussfähiges Essen ist“, sei nicht tragbar und müsse geändert werden, fordert LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP).

Umweltverbände Präsident Macho und LH-Vize pernkopf

Stellten Kampagne vor: Umweltverbände-Präsident Christian Macho und LH-Vize Stephan Pernkopf.

Allein in NÖ wird so die erschreckende Menge von jährlich 35.000 Tonnen Lebensmittel vernichtet, zeigt die Analyse auf. "Lebensmittel gehören auf den Teller und nicht in die Tonne“, unterstützt Pernkopf die Aufklärungskampagne der NÖ Umweltverbände.

Es sei nicht nachvollziehbar, warum die Niederösterreicher in anderen Abfallbereichen sorgsame Sammler und Trenner seien, aber der Lebensmittelanteil im Restmüll seit Jahren immer gleich hoch bleibe. "Wir kommen hier nicht vom Fleck“, so der LH-Stellvertreter.

Brot im Abfall

Den Menschen müsse zudem bewusst gemacht werden, dass „eine enorme Energiemenge zur Erzeugung von Nahrungsmittel, die dann einfach weggeschmissen werden, benötigt wird“. Als drastisches Beispiel nennt Pernkopf etwa die enorme Menge an weggeworfenem Brot: "Das entspricht jener Menge, die die Einwohner der drei größten Städte Niederösterreichs, nämlich St. Pölten, Wiener Neustadt und Klosterneuburg, jährlich verbrauchen.“

Der neue Präsident der nö. und auch bundesweiten Umweltverbände, der Kottingbrunner Bürgermeister Christian Macho, sieht ein jährliches Sparpotenzial von 500 Euro pro Haushalt, wenn allein Lebensmittel vernünftiger eingekauft und verwertet würden.

Macho verweist auf noch andere Ressourcen, die die Landsleute zu Unrecht in den Restmüll schmeißen. 28 Prozent davon bestünden nämlich aus Wertstoffen, wie Metalle oder Holz. 38 Kilo pro Kopf und Jahr würden somit der thermischen Verwertung zugeführt und aus dem Kreislauf genommen. 100 Gramm wertvolles Material pro Tag und Kopf ginge für immer verloren, so Macho.

Lithiumbatterien

Sorgen und Ärger bereiten den Abfallverbänden auch die weiterhin hohen Mengen an Elektrogeräten und gefährlichen Lithiumbatterien im Hausmüll. 1,2 Kilo pro Kopf würden jährlich falsch entsorgt, zeigt die Analyse. "Damit befinden sich durchschnittlich rund acht Lithiumbatterien in jedem Müllfahrzeug. Das sind potenzielle fahrende Brandherde“, verweist Macho auf zahlreiche bekannt geworden Brände, die durch Batterien ausgelöst wurden.

Weil die Nutzung der Lithiumbatterien noch steigen wird, sei auch hier ein noch stärkeres Bewusstsein in der Bevölkerung gefordert, hofft der Verbandspräsident.

Mit der Kampagne "Tatort Tonne“ wolle man das hohe Interesse der Bürger an Krimis nutzen, um mit dem Thema aufzufallen, begründet Macho die reißerische Aufmachung der Kampagne. Dass die Müllverbände in den Bezirken Detektive in den Restmülltonnen der Leute wühlen lassen, sei nicht vorgesehen, versichert Macho.

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