Mord mit drei Toten: Banaler Grund für schlimmes Blutbad in NÖ
Die zerborstene Balkontüre im 1. Stock war für die drei Feuerwehrmänner des Atemschutztrupps kein großes Hindernis. Ein Wohnungsbrand in Bad Vöslau, der zunächst nach einem Routineeinsatz aussah, wuchs sich zu einem mysteriösen Kriminalfall aus.
In der Wohnung stießen die Helfer am 3. Februar dieses Jahres auf die blutüberströmten Leichen von drei Altwarenhändlern – 63, 67 und 77 Jahre alt.
Wochenlang wurde in der Causa ermittelt, Tatort-Spezialisten, Gerichtsmediziner, Datenforensiker und Sachverständige bemüht.
Wurden die Männer von einem unbekannten Vierten erschossen und gilt es deshalb einen Dreifachmörder zu jagen?
Für die Mordermittler und die Staatsanwaltschaft gilt die völlig rätselhafte Bluttat nun als restlos geklärt. Der Akt wurde vor kurzem endgültig geschlossen, bestätigt der Sprecher der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt, Erich Habitzl.
Niemand mehr zu verfolgen
"Das Verfahren wurde von Todes wegen eingestellt“, sagt Habitzl. Soll heißen: Der Mordverdächtige selbst ist nicht mehr am Leben und kann somit strafrechtlich nicht mehr verfolgt und belangt werden.
Dabei hätten selbst die erfahrenen Ermittler gerne eine Erklärung gehört, wie ein vermeintlich harmloser Streit um ein paar Antiquitäten und Geld derart eskalieren konnte, dass niemand die Auseinandersetzung überlebte.
Wie das NÖ Landeskriminalamt aufwendig rekonstruieren konnte, hatte der 77-jährige Otto O. in seiner Wohnung in Bad Vöslau seine beiden Bekannten, einen Wiener und einen Mann aus dem Bezirk Horn, zu Besuch. Das Trio kannte einander seit Jahren, weil alle mit Altwaren gehandelt bzw. diese gesammelt haben.
Der genau Tatablauf
"Eines der Opfer wurde mit einer Schrotflinte erschossen“, erklärt ein Ermittler. Das zweite Opfer wies Schusswunden an Kopf und Körper sowohl von der Schrotflinte, als auch von einem Revolver auf. Die benutzten Waffen hatte Otto O. legal besessen. Nach dem Doppelmord an seinen befreundeten Kollegen legte der 77-Jährige ein Feuer in der Wohnung.
"Anschließend beging er mit dem Revolver Selbstmord“, so ein Kriminalist.
Schusshand-Analyse
An dieser Version hatte es anfangs berechtigte Zweifel gegeben. Denn die sogenannte Schusshand-Analyse hatte ein rätselhaftes Ergebnis zu Tage gebracht. Um zu zeigen, wer die Waffe abgefeuert hat, werden die Hände der Beteiligten auf Schmauchspuren untersucht.
Neben Otto O. wies auch eines der Opfer Schmauchspuren an der Hand auf. "Bei genauerer Analyse hat sich das aufklären lassen. Weil sich die Tat auf sehr engem Raum abgespielt hat, haben sich die Schmauchspuren auch auf ein Opfer übertragen“, erklärt ein Ermittler.
Handys ausgewertet
Besonders intensiv beschäftigte sich das Landeskriminalamt mit der Frage nach dem Motiv. Neben Zeugenbefragungen wurden die Handys der Beteiligten datenforensisch untersucht und der Nachrichtenfluss überprüft.
Ein wirklich triftiger Grund für eine derart schlimme Eskalation fand sich allerdings nicht. Es gibt Anzeichen, dass es bei dem Streit um finanzielle Belange ging. Staatsanwalt Erich Habitzl drückt es auf Nachfrage so aus: "Vermutet werden am ehesten Geldstreitigkeiten.“
Keine Arztbefunde
Die ganz genauen Hintergründe haben die drei Männer allerdings mit in ihr Grab genommen. In keiner Weise bestätigt haben sich Gerüchte, wonach der 77-jährige Otto O. an einer psychischen Erkrankung litt.
Es gibt keinen medizinischen Befund darüber. "Lediglich die Aussage, wonach er die Monate zuvor etwas komisch war“, so die Kriminalisten.
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