„Mit meiner Stimme habe ich ein Geschenk erhalten“

„Mit meiner Stimme habe ich ein Geschenk erhalten“
Paul Armin Edelmann über sein musikalisches Elternhaus, warum er als Sänger immer frei sein wollte und warum es kein schlechtes Publikum gibt

„Meine Eltern haben mir immer erzählt, dass ich zuerst gesungen und dann erst zum Reden begonnen habe“, sagt Paul Armin Edelmann mit einem Lächeln. Kein Wunder, ist man versucht zu sagen, wuchs der heute 56-Jährige doch in einer äußerst musikalischen Welt auf. Vater Otto Edelmann war ein berühmter Opernsänger und „bei uns waren oft Künstler zu Gast. Sänger, aber auch Schauspieler oder Maler“, so Edelmann.

Weil der Kleine gerne (und gut) sang und sich vor den Gästen in Szene setzte, „haben meine Eltern vorgeschlagen, dass ich mit acht Jahren bei den Sängerknaben vorsingen soll.“ Eine tolle, aber auch fordernde Ausbildung war das, sagt er rückblickend. Jedenfalls war der Wunsch, Sänger zu werden, schon früh da. „Mein Vater war natürlich mein Vorbild. Ich bin mit meiner Mutter mit in seine Vorstellungen gegangen und das war ein unglaubliches Erlebnis für mich. Ich war sofort fasziniert von dieser ganz eigenen Welt. Und ich hatte nie Zweifel, ob Singen das Richtige für mich ist, es ist mir auch nie schwergefallen.“

Nach dem Gesangsstudium ging Edelmann ans Stadttheater Koblenz, auf den Spuren seines älteren Bruders Peter, der ebenfalls Opernsänger ist. „Das war viel Arbeit, aber eine super Schule. Von Oper über Operette bis Musical war da alles dabei. Da konnte mich später nichts mehr erschüttern.“

So gestärkt kehrte Edelmann nach Österreich zurück und ist seit 1997 selbstständig. „Ich wollte frei sein und immer die Kontrolle haben, wo die Reise hingeht“, erzählt der Sänger. Diese Reise führte in die ganze Welt mit Gastspielen von der Wiener Staatsoper über viele europäische Häuser bis nach New York, Tokio, Rio, Mexiko, Peking oder im Vatikan.

„Mit meiner Stimme habe ich ein Geschenk erhalten“

Lieblingsrolle: Den Papageno, hier in San Diego,  hat Edelmann schon 30-mal gesungen 

„Heimspiel“

Am 2. Februar gibt der gefeierte Bariton nun im Stadttheater Baden ein Gastspiel mit einem Faschingskonzert. „Es macht mir große Freude, hier zu singen, es fühlt sich wie ein Heimspiel an“, sagt der Sänger, der seit einigen Jahren ganz in der Nähe, in Guntramsdorf, wohnt. Baden kennt er sehr gut, schon 2002 sang er in der Sommerarena den Zigeunerbaron, im Vorjahr war er in der Fledermaus zu sehen und hören.

„Ich konnte das Programm für das Konzert ganz alleine zusammenstellen, das macht Spaß“, sagt er. So wird es neben Oper und Operette etwa auch Gershwin-Lieder geben. „Es gibt viele musikalische Richtungen, die mich begeistern, ich bin nicht der typische Opernsänger, der den ganzen Tag nur klassische Musik hört“, sagt Edelmann, der irische Folkmusik, Leonard Bernstein oder auch Billy Joel zu seinen Lieblingen zählt. „Seine Alben aus den 70ern und frühen 80ern sind ein Traum.“

Geht es um die Welt der Oper „habe ich Mozart sehr gerne. Ich durfte in Sevilla, für mich die schönste Stadt Europas, ‚Le nozze di Figaro‘ singen, also dort, wo die Oper spielt. Das war ein Erlebnis. Und die Zauberflöte ist meine große Leidenschaft, den Papageno hab ich schon 30-mal gesungen“, erzählt Edelmann.

„Glück gehabt“

Der sich so gar nicht als Star sieht. „Erfolg als Sänger hat natürlich auch mit Arbeit zu tun, aber vor allem mit Glück, mit Talent. Man hat mit der Stimme ein Geschenk bekommen.“ Die wahren Künstler seien die Erschaffer der Musik, die Komponisten.

„Ich fühle mich immer privilegiert, das machen zu dürfen, was mir Spaß macht, und damit den Leuten Freude zu bereiten. Das ist schön“, betont Edelmann. Und: „Musik muss unmittelbar wirken, ohne dass das Publikum dafür einen Einführungsabend oder Vorwissen braucht. Mit Bildung hat das nichts zu tun und es gibt auch kein schlechtes Publikum. Wenn es nicht funktioniert, dann machen wir als Künstler etwas falsch.“

Die Faszination für die Musik sei immer noch da, werde sogar stärker. „Ich finde, es wird immer interessanter, ich lerne mehr als früher, weil ich nicht mehr so sehr mit mir beschäftigt bin.“ In den vergangenen 32 Jahren habe sich aber nicht alles zum Besseren verändert: „Ich finde, es ist unpersönlicher geworden. Mit dem Singen zu beginnen, ist heute schwieriger. Viel dreht sich auch um tolle Fotos auf Social Media, sonst ist man weg“, sagt Edelmann, der auf derartige Inszenierungen verzichtet und sich lieber auf seine Bühnenauftritte und seine Stimme konzentriert.

„Musik ist die einzige Sprache, die von allen und überall verstanden wird. Sie führt uns vor Augen, dass uns viel mehr verbindet, als trennt. Für mich ist Sänger der schönste Beruf der Welt“.

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