Missbrauchsverdacht: Land NÖ schließt privaten Kindergarten

Missbrauchsverdacht: Land NÖ schließt privaten Kindergarten
Bewilligung wegen „Gefahr im Verzug“ widerrufen, auch der Staatsanwalt wurde eingeschaltet.

Missbrauchsvorwürfe gegen eine privaten Kindergarten im südlichen Niederösterreich beschäftigen, wie berichtet, seit Wochen die Staatsanwaltschaft, das Landeskriminalamt sowie das Land Niederösterreich. Diese Woche hat die Aufsichtsabteilung des Landes schließlich die Reißleine gezogen und die Kinderbetreuungseinrichtung geschlossen. Wie Marion Gabler-Söllner von der Abteilung Schulen und Kindergärten gegenüber dem KURIER bestätigt, wurde dem privaten Rechtsträger „mit sofortiger Wirkung die Betriebsbewilligung für die Tagesbetreuungseinrichtung widerrufen“. Bereits am Donnerstag gab es in dem Kindergarten samt Horteinrichtung keinen Betrieb mehr.

„Nach schweren Vorwürfen von Erziehungsberechtigten gegen die private Einrichtung hat das Amt der NÖ Landesregierung in den letzten Tagen engmaschige Aufsichtstätigkeiten durchgeführt. Diese haben zu dem Ergebnis geführt, dass in mehrfacher Hinsicht schwerwiegende Gründe vorliegen, die das Wohl der Kinder gefährdet erscheinen lassen könnten“, so Gabler-Söllner.

Die Ergebnisse der Kontrollen und Befragungen der betroffenen Eltern haben die Fachaufsicht sogar veranlasst, eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt zu übermitteln. Über den genauen Inhalt dieser Anzeige hüllt sich Gabler-Söllner in Schweigen. Es sei Sache der Behörde diese Vorwürfe zu verfolgen.

Die Anschuldigungen der Eltern reichen von „psychischer und physischer Gewalteinwirkung“ gegen Kinder über Zwangsfütterungen, Aufsichtsverletzungen beispielsweise bei Ausflügen, bis hin zu sexuellem Missbrauch. Diesbezüglich sollen kontradiktorische Vernehmungen von kleinen Kindern im Beisein von psychiatrischen Gutachtern Aufschlüsse darüber geben, ob die Aussagen der Kleinkinder als wahrheitsgetreu eingestuft werden können. Aufgrund ihres Alters könnte es sich laut Ermittlern auch um „kindliche Fantasien“ handeln. In einem Fall hat sich der Verdacht nämlich bisher nicht bestätigt.

Damit die zuletzt in der Einrichtung verbliebenen Kinder nicht von einem Tag auf den anderen auf der Straße stehen, hat das Land in enger Absprache mit der Gemeinde eine rasche Lösung gefunden.

Ersatzplätze

Um den Eltern nach Schließung der Einrichtung ausreichend Kinderbetreuungsplätze anbieten zu können, wird die Volkshilfe NÖ in Abstimmung mit dem Land ab sofort in den Räumen eines Landeskindergartens eine eingruppige private Kinderbetreuungseinrichtung betreiben.

„Es sind auch ausreichend Kindergartenplätze im Gemeindegebiet für Kinder ab 2,5 Jahren vorhanden“, erklärt Gabler-Söllner.

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