Minister schwänzt die Schule, die er schließen wollte
Verteidigungsminister Thomas Starlinger wird am kommenden Montag nicht dabei sein, wenn im Rahmen eines Festaktes die neue Sicherheitsschule in der Wiener Neustädter Militärakademie feierlich eröffnet wird. Sein Fernbleiben ist nicht weiter verwunderlich, war er es doch, der aus Spargründen den 53 aufgenommenen Mädchen und Burschen den blauen Brief geben wollte.
Militärischer Festakt für umstrittene Sicherheitsschule zum Schulbeginn
Zusage, Absage, Zusage: Die vergangenen Monate waren für Dutzende Schüler und ihre Eltern sowie die Lehrer ein Wechselbad der Gefühle. Nachdem der damalige SPÖ-Verteidigungsminister Gerald Klug 2014 aus Kostengründen das Ende des Militärrealgymnasiums besiegelte, maturierte 2018 der letzte Jahrgang an der Einrichtung.
Doch bereits einige Monate davor schien wieder alles anders. Denn unter FPÖ-Verteidigungsminister Mario Kunasek saß das Geld für eine Schule wieder lockerer. Es folgte der Beschluss zum Start einer „Berufsbildenden Höheren Schule für Führung und Sicherheit“ auf Basis einer fünfjährigen Handelsakademie mit Uniformen und Internat.
Aufnahmeverfahren
Der Andrang beim Aufnahmeverfahren war groß. Von fast 100 Bewerbern wurden 53 Mädchen und Burschen für zwei erste Klassen aufgenommen. Als die Jugendlichen bereits ihre Aufnahmebestätigungen in der Hand hatten, sorgte Übergangsminister Starlinger für den nächsten Paukenschlag in der unendlichen Geschichte.
Weil das Heer finanziell mit dem Rücken zur Wand steht, sagte er das 30 Millionen Euro teure Projekt im Juni 2019 wieder ab. Schüler und Eltern fielen aus allen Wolken und fuhren aus Protest zum Oberbefehlshaber des Heeres – zu Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Der Druck von ÖVP, SPÖ und FPÖ wurde so groß, dass Starlinger den Rückzug antreten musste.
Am Montag startet nun der Schulbetrieb in der Daun-Kaserne mit einem Festakt zur offiziellen Eröffnung. Weil sich der Applaus für Starlinger bei den Feierlichkeiten in Grenzen halten könnte, wurde eine mögliche Teilnahme mit Spannung erwartet. Der Minister wird aber definitiv nicht dabei sein. „In den langfristigen Planungen des Ministers war eine Teilnahme nie ein Thema“, betont Heeressprecher Michael Bauer. Zudem nehme der Verteidigungsminister „ganz grundsätzlich nur an wenigen medienöffentlichen Terminen teil“, sagt Bauer.
Noch im Herbst soll mit einem Neubau des Schulgebäudes in der Nähe der Militärakademie begonnen werden.
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