Aus für Heeresschule: Protest und Tränen
„Es war schon als Kind mein großer Traum, später zum Bundesheer zu gehen. Als ich erfahren habe, dass die Schule nicht verwirklicht wird, ist mein ganzes Leben zusammengebrochen. Mein großer Traum war zerstört. Das wünsche ich niemandem“, sagt Julia Habicher. Die 13-Jährige hat Tränen in den Augen, muss mehrmals schlucken.
Sie ist eine der 57 Schüler, die ab Herbst die geplante Handelsakademie für Sicherheit und Führung an der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt besuchen wollte, deren Aus jedoch am Freitag bekannt gegeben wurde.
Stimmen der Schüler und Eltern
Dagegen protestieren die Schüler nun gemeinsam mit ihren Eltern. Am Dienstag trafen sich über 50 Beteiligte vor dem Büro des Bundespräsidenten in der Wiener Innenstadt. Sie wollten einen gemeinsam verfassten Offenen Brief an Alexander Van der Bellen übergeben. Darin appellieren sie an ihn als Oberbefehlshaber des Bundesheeres, die Entscheidung zu revidieren. Übernommen hat den Brief Adjutant Christian Hollerer.
Verzweiflung
Nachdem Habicher nicht damit gerechnet hat, dass sie die Schule im Herbst nicht besuchen wird können, hat sie sich auch über keine Alternativen Gedanken gemacht. Ebenso wenig wie Clemens Neubauer. Der 14-Jährige möchte Militärpolizist werden. „Und das ist die einzige Möglichkeit, in der Oberstufe schon etwas in diese Richtung zu machen“, erklärt er.
Auch Lena Gamberger und Sophia Schachner haben sich für die Ausbildung entschieden, weil sie ihren Interessen entspricht, wie sie erklären. Matthias Maier stimmt zu: „Ich finde es schlimm, dass ich jetzt nicht weiß, was ich im September machen soll. Uns werden adäquate Schulplätze angeboten, was ein Blödsinn ist, weil es keine vergleichbare Schule in Österreich gibt.“
In dieselbe Kerbe schlagen auch Peter Bock und sein 13-jähriger Sohn Sebastian aus St. Pölten. „Für das Konzept der Sicherheitsschule gibt es keinen Ersatz.“
Unterstützung bekommen die Schüler von ihren Eltern. Sabine Adam fungiert als Sprecherin: „Die Zukunft meines Sohnes steht auf dem Spiel. Wir wissen nicht, was wir machen sollen. Wir hoffen, mit der Initiative doch noch die Entscheidungsträger umstimmen zu können.“ Evelyn Schachner ergänzt: „Das Aufnahme-Prozedere war emotional, sportlich und geistig herausfordernd. Wir fordern kein Luxushotel, nur dass sie die Ausbildung bekommen, die sie wollen.“
Alternativvorschlag
Unterdessen versuchte am Dienstag Wiener Neustadts ÖVP-Bürgermeister Klaus Schneeberger, mit einem Alternativvorschlag einen Ausweg aus der verfahrenen Situation zu finden.
Schneeberger schlägt nun vor, statt dem geplanten Schulneubau mit Kosten in der Höhe von rund 30 Millionen Euro die Daun-Kaserne für einen Lernbetrieb entsprechend zu adaptieren. Dies wäre aus der Sicht des Politikers entsprechend kostengünstiger.
„Ich habe Verteidigungsminister Thomas Starlinger ersucht, diese Variante intensiv zu prüfen“, sagt Schneeberger. Auf KURIER-Anfrage hieß es aus dem Ministerium, dass auch dieser Vorschlag an der Entscheidung nichts ändern werde. „Das Bildungsministerium wird für alle Schülerinnen und Schüler adäquate Ersatzplätze finden“, wurde betont.
Wie berichtet, hatte das Finanzministerium bereits im April Bedenken gegen das Projekt angemeldet und deswegen noch kein grünes Licht gegeben. Zuerst wollte man seitens des Verteidigungsministeriums einige Antworten zu dem Projekt. Zur Aufklärung über die Finanzierung der Schule ist es aber nicht mehr gekommen, weil davor die Regierung über einen Misstrauensantrag abgelöst worden war.
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