In Aschbach werden nun die Rückstände aus der neuen Kläranlage dazu genutzt, Biogas und Dünger zu erzeugen. 25 bis 30 Prozent fossile Energie könne man damit ab September in der Molkerei ersetzen, kündigt Berglandmilch-Generaldirektor Josef Braunshofer an. In Aschbach, wo 15 Prozent der gesamten österreichischen Milch verarbeitet wird, geht im nächsten Jahr zudem ein Biomasseheizwerk in Betrieb. Damit wird man dort zu 90 Prozent vom Erdgas unabhängig sein.
„Wir werden in einem Jahr 75 Prozent unserer aktuellen fossilen Energie ersetzt haben und in zweieinhalb Jahren 95 Prozent“, erklärt Braunshofer mit dem Blick auf die acht Molkereien. Klar ist, dass man solange auch noch von Gaslieferungen abhängig ist, um die Milchverarbeitung und die Versorgungssicherheit garantieren zu können.
Die strategische Entscheidung im Milchkonzern, sich von der fossilen Energie zu lösen, fiel nicht erst mit dem Ukraine-Krieg. Bereits seit 2007 wird in der Molkerei Wörgl in Tirol der Wärmebedarf mit Biomasse gedeckt und zusätzlich Fernwärme an 1.200 Haushalte geliefert. Erfahrung, die man jetzt gut gebrauchen könne, weil man neben Aschbach auch die Werke in Feldkirchen (OÖ), in Klagenfurt und in Voitsberg mit Biomasseheizwerken umrüstet, erklärt Braunshofer. Auch Hackschnitzel würden teurer werden, doch oft seien sogar Genossenschafter die Lieferanten und generell bleibe die Wertschöpfung aus der Energie in den Regionen, betont Berglandmilch-Obmann Stefan Lindner die Vorteile. Die Genossenschaft mit ihren 9.000 Bauern sei auch eine „Vorteilsgemeinschaft“, sagt er.
Für NÖ Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) sind die Initiativen der Berglandmilch beispielhaft. „Was nützen uns warme Wohnungen, wenn in den Supermärkten die Regale nicht gefüllt werden können“, rückt er die Sicherung der Lebensmittelproduktion in den Fokus. Die enormen Investitionen der Berglandmilch machen diese unabhängiger und dienen der allgemeinen Versorgungssicherheit.
Die Klimainitiativen innerhalb des Molkereiriesen sind fast so bunt wie die Produktpalette unter der Marke Schärdinger. Im Werk Geinberg etwa wird seit Jahren die Geothermik genutzt. In der neuen Kläranlage für Aschbach, die drei Kilometer entfernt im Industriegebiet Kematen/Neufurth gebaut wurde, nutzt man die überflüssige Abwärme eines Nachbarbetriebs für das Beheizen des Fermenterturms der Biogasanlage. Und direkt im Werk werden dem genutzten Trinkwasser vier Grad Kälte entzogen, um damit das Verwaltungsgebäude zu kühlen. In Voitsberg wird man bald mit Wärme aus dem Abwasser Wärmepumpen speisen.
So autark der Milchkonzern bei fossiler Energie sein wird, so abhängig bleibt er beim Strom. Zwar finden sich auf den Molkereidächern bereits PV-Kollektoren im Ausmaß von fünf Fußballfeldern, doch damit deckt man aktuell nur fünf Prozent des Bedarfs.
Über Berglandmilch
Von 2021 bis 2023 werden 36 Millionen Euro in Abwasser-, Biogas- und Biomassewerke investiert. 5,6 Mio.davon sind Umweltförderungen. Seit drei Jahren wird Milch wieder in Glasflaschen abgefüllt. Seit zwei Jahren hat Schärdinger die Mehrwegflasche im Umlauf. In Aschbach, Wörgl und Voitsberg wird in Glas abgefüllt. Berglandmilch ist mit 9.000 Milchbauern Österreichs größte Molkereigenossenschaft. 1.500 Mitarbeiter verarbeiten 1,3 Milliarden Kilo Milch pro Jahr. Umsatz 2021: 984 Millionen Euro.
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