Militärchef in NÖ: „Umgangston ist ein ganz anderer geworden“
Das Bundesheer war in den vergangenen Wochen sehr präsent. Im Kampf gegen die Pandemie wurden Gebäude desinfiziert, die Post unterstützt und die Grenze gesichert. Gefordert war in dieser Situation auch Brigadier Martin Jawurek, Militärkommandant von Niederösterreich. Im KURIER-Interview spricht er über seine Laufbahn und die Zukunft des Heeres.
KURIER: Sie sind 1984 zum Bundesheer eingerückt, haben sich dann für eine Berufslaufbahn in der Armee entschieden. Warum eigentlich?
Martin Jawurek: Das ist eine gute Frage. Ich wollte schon seit meinem 13. Lebensjahr Generalstabsoffizier werden, war fasziniert von dem Buch ‚Mein grüner Federbusch‘, in dem es um einen k. u. k Leutnant geht. Ich hatte dadurch ein Ziel und habe es auch durchgezogen.
Wie haben Sie das Bundesheer von damals in Erinnerung?
Es war ganz anders, wir waren damals eine echte Milizarmee. Ich bin in Wöllersdorf eingerückt, die Kaserne gibt es heute nicht mehr. Wir hatten damals auch andere Umgangsformen als heute, die Ausbildung war zudem sehr fordernd.
Das heißt, der raue Kasernenton von damals ist verschwunden?
Ja, der Umgangston ist ein ganz anderer geworden. Dazu haben sicher auch die Frauen beim Heer beigetragen, die eine andere Kultur in diese raue Männerwelt hineingetragen haben. Wir sind zu einem modernen Unternehmen geworden. Wenn man heute junge Menschen anwerben will, dann muss man sich auch dementsprechend präsentieren. Das heißt aber nicht, dass die Ausbildung heute weicher geworden ist.
Ordnung und Disziplin spielen beim Bundesheer eine wichtige Rolle. Funktioniert das auch bei Ihren Kindern daheim?
(schmunzelt) Ich habe zumindest versucht, es ihnen vorzuleben. Es funktioniert mal so, mal so.
Eine Bundesheerreform steht zur Diskussion. Werden in Niederösterreich Kasernen geschlossen?
Nein, das kann ich ausschließen.
Gibt es dafür eine konkrete Zusage?
Erstens hat Verteidigungsministerin Klaudia Tanner das ganz klar so formuliert, zweitens gibt es auch überhaupt gar keinen Bedarf eine Kaserne zu schließen.
Braucht das Bundesheer in Zukunft Panzer und Flugzeuge?
Eine moderne Armee braucht ein breites Spektrum an Ausrüstung. Reden wir zum Beispiel über die Luftraumüberwachung. Sie dient zur Aufrechterhaltung unserer Souveränität, deshalb wird es auch weiterhin Flugzeuge und Hubschrauber brauchen.
Warum hat das Bundesheer immer Geldsorgen?
Die Frage nach dem Geld gibt es in jedem großen Unternehmen. Sie werden keinen Manager finden, der ihnen sagt, er habe genug Geld. Wenn man in der Geschichte des Bundesheeres zurückblickt, dann sieht man, dass wir nie überfinanziert waren. Es gibt also einen entsprechenden Nachholbedarf. Allerdings ist das aktuelle Budget im Vergleich zum Vorjahr angewachsen, ein erster Schritt ist also schon getan.
Wie sieht für Sie das Bundesheer der Zukunft aus?
Wir müssen uns laufend anpassen, weiterentwickeln und natürlich auch Kritik ernst nehmen.
Wie lange wird die Corona-Krise die Gesellschaft und damit auch das Bundesheer noch beschäftigen?
So lange, bis es einen Impfstoff gibt. In Österreich haben wir die erste Welle sehr gut abgefedert. Die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Institutionen hat gut funktioniert. Dennoch sollte man die Maske noch nicht ganz weglegen.
Gab es viele Erkrankte in Reihen der Armee?
Zum Glück nicht. Unser Hauptziel war es, einsatzbereit zu bleiben. Wir haben gleich zu Beginn auf einen Schichtbetrieb umgestellt. Das war deshalb wichtig, damit wir bei einem Verdachtsfall nicht gleich eine komplette Kaserne schließen mussten. Zudem werden die Einrückenden getestet, damit das Bundesheer nicht zum Keim der Ansteckungen werden kann.
Sie haben auch viele gesellschaftliche Verpflichtungen. Fluch oder Segen?
Für mich ist das wesentlich. Dadurch kann ich mit der Politik, Wirtschaft und anderen Einsatzorganisationen in Kontakt bleiben. Ich bin gerne draußen bei den Kunden.
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