Es ist erst ein paar Wochen her, da wurde Niederösterreich von einer Diskussion rund um Werte, Brauchtum und Traditionen erfasst. Auslöser war ein Landesklinikum, in dem in den Patientenzimmer Kreuze abgehängt wurden. Mittlerweile sind die Kruzifixe zwar wieder montiert, allerdings sind sie aus Glas.
Die Sorge um den Verlust der Identität treibt ÖVP-Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner nun schon länger um. Laut Mikl-Leitner habe binnen zehn Jahren die im Ausland geborene Bevölkerung im größten Bundesland um mehr als 40 Prozent zugenommen.
Für die niederösterreichische ÖVP-Chefin ist es deshalb wichtig, dass das Brauchtum und die Traditionen weiter gepflegt werden. "Feste wie Weihnachten, Ostern oder auch Nikolausfeiern spielen dabei eine zentrale Rolle", betonte sie am Dienstag.
Kein Verständnis zeigt sie für pädagogische Einrichtungen, die etwa die Nikolausfeier absagen, weil der Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund groß ist.
Deshalb wies die Politikerin nun an, dass im NÖ Bildungsplan für Kindergärten ein neues Kapitel erstellt werden soll, um Feste, Bräuche und Tradition "besser zu verankern", wie es heißt.
"Dieser Bildungsplan ist die pädagogische Grundlage für unsere Kindergärten und soll den Elementarpädagogen als Leitlinie dienen", betont Mikl-Leitner. Man kann dies auch als eine Art Dienstanweisung verstehen.
Rückenwind für ihre Entscheidungen sieht die Politikerin in der Bevölkerung gegeben. In einer aktuellen Umfrage des Instituts für Demoskopie & Datenanalyse (IFDD) sprechen sich 90 Prozent der 800 Befragten dafür aus, dass in Kindergärten auch weiterhin die traditionellen Feste gefeiert werden.
"In der täglichen Praxis erleben wir, wie wichtig Bräuche und Traditionen für die Kinder sind. Sie schaffen Orientierung, stärken das Gemeinschaftsgefühl und bieten zudem Kindern mit einem anderen kulturellen Hintergrund eine Brücke, um unsere Werte kennenzulernen", betont Pädagogin Christina Steinböck, die auch als ÖVP-Vizebürgermeisterin in Asperhofen, Bezirk St. Pölten-Land, tätig ist.
Stellt sich die Frage, ob die ÖVP mit ihrem Kampf für den Erhalt von Traditionen nur auf Punkte im Rennen gegen die FPÖ bei den Gemeinderatswahlen im kommenden Jänner hofft? "Nein", sagt ÖVP-Manager Matthias Zauner, "es gibt und braucht keinen Brauchtumswettbewerb zwischen den Parteien."
VP-Mahrer ist ebenfalls alarmiert
Aber auch in der Bundeshauptstadt zeigt sich die Volkspartei besorgt, dass der Nikolaus aus den Kindergärten verschwinden könnte.
„Wir sehen seit Jahren vor allem an Wiener Kindergärten und Schulen, dass christliche Feste - wie Adventfeiern, Nikolaus-Besuche oder das Weihnachtsfest zurückgedrängt werden", sagt ÖVP-Stadtrat Karl Mahrer in einer Aussendung. Doch ist das wirklich so?
"Es werden alle Feste im Jahreskreis gefeiert, darunter beispielsweise auch der Nikolaus", sagt eine Sprecherin der MA 10 (Kindergärten) zum KURIER. Wie die Feiern jeweils gestaltet werden, sei dem jeweiligen Standort überlassen. Gefeiert wird der Nikolaus am 6. Dezember aber in allen städtischen Kindergärten, heißt es weiter von der MA 10.
Gemeinsam bereite man sich auf den Feiertag vor, etwa mit dem Einstudieren von Nikolaus-Liedern oder dem Lesen von Geschichten. Den Höhepunkt bilde die Nikolausfeier. Dabei kann es sein, dass sich Pädagoginnen und Pädagogen als die berühmte Figur verkleiden. Externe Personen würden üblicherweise aber nicht die Kindergärten besuchen.
Es könne auch sein, dass der Nikolo nicht physisch in Erscheinung tritt - aber trotzdem Geschenke hinterlasse. Eine Feier gebe es in solchen Fällen dennoch. Im Fokus der Feierlichkeiten stehe dabei die Wertevermittlung, wie zum Beispiel Gemeinschaft, und weniger die Religion.
Alle Jahre wieder
Die Wertevermittlung ist auch Mahrer ein großes Anliegen. Er warnt deshalb davor, dass "unsere christlichen Werte immer mehr versteckt werden." Religion sei zwar Privatsache, aber die Gesellschaft sei auf christlichen Wurzeln aufgebaut. Traditionen wie der Besuch des Nikolaus in Kindergärten sei deshalb ein wichtiger Anker, der unsere gemeinsamen Werte stabil halten würde, so Mahrer.
"Das Thema kommt jedes Jahr zur Adventzeit auf. In den städtischen Kindergärten wird der Nikolaus, ebenso wie die Jahre davor, gefeiert", heißt es hingegen von der MA 10.
Außerdem kritisiert der ÖVP-Politiker, dass christliche Feste in Wiener Kindergärten und Schulen oft umgedeutet werden würden. So werde beispielsweise das Martinsfest durchaus mal zum Lichterfest: "Wenn wir nicht überzeugt hinter unseren Traditionen und Werten stehen, wie sollen wir dann erwarten, dass Menschen aus anderen Kulturkreisen diese akzeptieren und leben."
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