Vor allem Perchtenläufe werden für Kinder sehr schnell bedrohlich, warnt Hejze: „Die Kinder fürchten sich ohnehin schon, wenn Fiktion und Realität sich vermischen und werden von den Perchten dann auch noch oft angegriffen. Da sollten Eltern sehr achtsam sein und dem Kind den nötigen Abstand gewähren.“
Die Psychotherapeutin ermutigt die Erwachsenen, sich schützend vor das Kind zu stellen und ihm zu zeigen, dass man sich wehren und Nein sagen kann. „Man muss sich nicht zwingend schrecklichen Situationen aussetzen.“ Generell rät sie jedoch, sich gut zu überlegen, inwiefern ein Kind für dieses Event bereit ist, das vielleicht eher nur für Erwachsene lustig ist.
Wie Kinder mit Bedrohungen und Ängsten umgehen, hängt in erster Linie sehr stark von den Eltern ab, betont die Expertin und stellt auch klar: „Ängste gehören zu unserer Gefühlspalette dazu. Eltern sehen Ängste und Wut oft als Gefühlsbereiche, die nicht gerne gesehen werden und versuchen, sie den Kindern abzunehmen. Aber sie sind ein wichtiger Signalgeber, der sagt: Achtung, sei vorsichtig!“ Das Ziel dürfe also nicht sein, keine Angst mehr zu haben.
Allerdings muss der Umgang mit Ängsten gelernt werden – genauso wie mit anderen Gefühlen. „Da sind die Eltern gefragt ihren Kindern zu helfen, die Welt einzuordnen, was massiv bedrohlich ist und was ein kleiner Schreck.“ Wenn Kinder z. B. hinfallen, achten sie zuerst auf die Reaktion der Eltern: „Je nachdem wie erschrocken die schauen, fangen sie oft erst an zu weinen.“
Genauso sei es meist bei Ängsten – wenn Eltern in einem bestimmten Bereich sorgenvoll sind, würden das die Kinder eher so übernehmen. Als Beispiel zieht Hejze die Angst vor Hunden heran: Wenn Eltern schon aus Angst, angebellt zu werden, einen Bogen um Hunde machen, werde das von den Kindern oft übernommen.
„Andererseits gibt es natürlich auch eigene Erfahrungen, die Ängste auslösen können“ – also wenn ein Kind schon angebellt oder sogar gebissen wurde und deshalb Angst hat. „Wichtig ist, dass Eltern dann am Thema dranbleiben und darüber reden. Sie können gemeinsam mit dem Kind erarbeiten, wie man richtig mit Hunden umgeht, wie man sich vorsichtig nähert und solche Situationen vermeiden kann.“
Eine gute Möglichkeit, das Fürchten im geschützten Rahmen zu üben, seien auch Märchen, sagt Hejze: „Märchenfiguren ermöglichen es Kindern, sich mit Ängsten auseinanderzusetzen.“ Hier sei quasi ein gesichertes Gruseln möglich, zum Beispiel über Bücher, die ein Angstthema aufgreifen.
Problematisch werden Ängste laut Hejze dann, wenn sie anfangen, uns an der Teilnahme am Leben zu hindern. „Wenn der normale Alltag zum Spießrutenlauf wird, sollte man sich professionelle Unterstützung holen.“
Spielerisch das Selbstvertrauen fördern
Kinder- und Jugendorganisationen warnen zunehmend vor der Zunahme von Angststörungen und Depressionen bei Kindern. Das interaktive Mitmachbuch „Ich muss keine Angst haben“ von Poppy O’Neill ist aus einer Serie von vier Mitbachbüchern, die international bereits sehr erfolgreich und nun auch auf Deutsch erschienen ist.
Mit einfachen Übungen und Methoden aus der kognitiven Verhaltenstherapie werden Kinder von der Comicfigur Fiz durch das Buch begleitet. Die spielerischen und kindgerechten Aktivitäten sollen Mut sowie Selbstvertrauen fördern und damit auch helfen, Ängste abzubauen. Eine therapeutische Unterstützung bei massiven Problemen kann damit nicht ersetzt werden.
Buchtipp: Poppy O’Neill: „Ich muss keine Angst haben“. Für 7- bis 11-Jährige, Yes Verlag. 144 Seiten, 10 Euro.
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