MedAustron: Speerspitze im Kampf gegen den Krebs

MedAustron: Speerspitze im Kampf gegen den Krebs
Seit einem Jahr läuft die Therapie- und -forschungseinrichtung in Wiener Neustadt im Vollbetrieb – mit weltweit beachtetem Erfolg.

„MedAustron ist ein Leuchtturm im Kampf gegen den Krebs.“ Beinahe euphorisch zog Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf am Donnerstag in Wiener Neustadt Zwischenbilanz. Seit einem Jahr läuft die Einrichtung im Vollbetrieb – und immer klarer wird, dass hier Medizin und Wissenschaft von Weltrang geleistet werden.

Denn die Erfolge im Kampf gegen bösartige Tumore sorgen tatsächlich international für Aufsehen. „Uns erreichen Anfragen aus Japan, China oder den USA zum Aufbau ähnlicher Bestrahlungszentren“, berichtete Geschäftsführer Ludwig Gold.

Kern von MedAustron ist ein Teilchenbeschleuniger, der es ermöglicht, Tumore gezielt mit Protonen und Ionen zu beschießen. Das Besondere: trotz dieser effektiven Methode, krankes Gewebe zu zerstören, werden die Nebenwirkungen möglichst gering gehalten. „Wir können das umliegende, gesunde Gewebe erhalten und Patienten die oft lebenslangen Folgen ersparen“, betonte Eugen Hug, ärztlicher Leiter des Hauses.

MedAustron: Speerspitze im Kampf gegen den Krebs

„Risiko-Investition“

Immer öfter verzeichne man so auch Erfolge bei Tumoren, die vor einigen Jahren noch als unbehandelbar gegolten haben. Im Bereich der Hirntumore etwa sei nach rund 400 bestrahlten Patienten die geringe Intensität von Nebenwirkungen bereits wissenschaftlich gut dokumentiert. „Es zeigt sich, dass die kognitiven Fähigkeiten sehr gut erhalten bleiben“, so Hug.

200 Millionen Euro hat das Land NÖ als Eigentümer der Einrichtung bereits investiert. „Es war eine Risiko-Investition, weil wir zu Beginn nicht wussten, ob der Teilchenbeschleuniger so funktioniert, wie erhofft“, erinnerte sich Wiener Neustadts Bürgermeister Klaus Schneeberger, bis vor kurzem ÖVP-Klubobmann im NÖ Landtag.

Doch alles funktionierte. Und zwar immer besser, wie Hug stolz berichten kann. „Die neue Bestrahlungsmethode mit Kohlenstoff-Ionen zeigt Erfolge, wie ich sie in meiner 30-jährigen Karriere noch nicht gesehen habe.“ Bei bis zu 90 Prozent der behandelten Patienten zeigen sich Erfolge – wobei die Ergebnisse nach Art der Tumore stark unterschiedlich ausfallen, wie Hug betont.

Ausbau in Planung

Und die nächste Ausbaustufe ist bereits in Planung. Mittlerweile arbeitet man bei MedAustron auch mit Helium-Ionen – als eine von wenigen Einrichtungen weltweit. Mehr als 48 Millionen Euro sollen nun ab 2024 in den Aufbau eines „vollkommen neuen, unabhängigen Zyklotrons“ fließen, wie Geschäftsführer Ludwig Gold ankündigte. Außerdem wird ein vierter Behandlungsraum ermöglichen, noch mehr Patienten zu betreuen. Geplante Fertigstellung: Mitte 2026.

MedAustron: Speerspitze im Kampf gegen den Krebs

Hoffnung für Patienten

Denn auch medizinisch erschließt das Team um Eugen Hug stetig neues Terrain. Augen-, Pankreas- und Lebertumore etwa sollen schon demnächst stärker in den Fokus rücken. Vielversprechende Ansätze verfolge man bei der Stimulation des Immunsystems von Patienten, das bestrahlte Tumore erfolgreich weiter bekämpfe.

„375.000 Menschen leben derzeit in Österreich mit der Diagnose Krebs. MedAustron gibt diesen Menschen Hoffnung im Kampf gegen die Krankheit“, so Pernkopf.

Neben der Tumorbehandlung ist die Forschung das zweite wichtige Standbein in Wiener Neustadt. Man transferiert Know-how in die ganze Welt. Zahlreiche wissenschaftliche Publikationen haben MedAustron-Forscher bereits veröffentlicht. In den kommenden Jahren sollen es noch mehr werden, kündigte Hug an. Denn laufend werden neue Patientendaten erhoben, die belegen, auf welchem Spitzenniveau hier im südlichen Niederösterreich gearbeitet wird.

Top-Arbeitskräfte

Das zieht Top-Arbeitskräfte an. „Wir wollten ein Magnet für Spitzenforscherinnen und -forscher sein. Und das sind wir. Heute arbeiten 300 höchstqualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus 22 Nationen hier“, zeigte sich Pernkopf stolz. Und Hug betonte: „Was wir machen, fließt letztendlich in die allgemeine Radioonkologie ein. Wenn wir zeigen, was in der Behandlung alles machbar ist, werden es auch andere versuchen.“

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