Fußball-Stars im Hotel von Exekutor überrascht

Fußball-Stars im Hotel von Exekutor überrascht
Gerichtsvollzieher besuchte den ukrainischen FC Dnipropetrowsk in der Therme in NÖ.

Eigentlich sollten sich die Stars des ukrainischen Erstligisten Dnipro Dnipropetrowsk in der Asiatherme Linsberg (NÖ) auf die kommende Saison vorbereiten. Doch die Idylle des Sommer-Trainingslagers bei Kaiserwetter wurde diese Woche von einem unangemeldeten Besuch überschattet. An Stelle des Weckers wurden die Stars um 7 Uhr Früh vom Gerichtsvollzieher geweckt.

Der Verein hat elf Millionen Dollar Schulden beim deutschen Baukonzern „Hochtief Solutions AG“. Per Exekutionsbescheid wurde alles Bargeld beschlagnahmt, dass der Dnipro-Geschäftsführer im Mannschaftshotel bei sich hatte.

„Es waren ein paar Tausend Dollar und ein paar Tausend Euro. Das ist nicht viel, es war aber eine gute Möglichkeit, den Verein dazu zu motivieren, seine Schulden rascher zurückzuzahlen“, erklärt der Wiener Anwalt der „Hochtief Solutions AG“, Paul Proksch.

Stadion

Der deutsche Baukonzern hatte von 2005 bis 2008 für den Verein ein neues Stadion mit 31.003 überdachten Sitzplätzen errichtet. Die Kosten: 40 Millionen Euro. „Nach der Fertigstellung ist der Verein allerdings elf Millionen Dollar schuldig geblieben. Von 2009 bis 2011 gab es dazu ein Schiedsverfahren in Wien. Der Verein wurde rechtskräftig zur Zahlung verurteilt“, erklärt Proksch.

Danach hörte man bei Hochtief außer dem Wunsch auf Ratenzahlung wenig vom Verein. Es langten keine Zahlungen ein. Als die Anwälte vom Trainingslager der Ukrainer Wind bekamen, wurde über das zuständige Bezirksgericht in Wr. Neustadt die Exekution beantragt. Was folgte, war der Überraschungsbesuch in der Asiatherme, von dem auch die hohe Politik nichts wusste. Denn der Verein wurde kurz darauf von der zuständigen Sport-Landesrätin Petra Bohuslav mit einer Fußballtorte herzlichst im blau-gelben Bundesland begrüßt.

Darüber, dass die Fußballer nach der Pfändung auch die Hotelrechnung schuldig bleiben, braucht man sich allerdings nicht sorgen. „Alles schon bezahlt“, heißt es in Linsberg.

Touristen, die im Hochsommer bunte Schals und Trikots tragen; Gäste, die plötzlich laute Schlachtgesänge anstimmen; Urlauber, die nicht über Almwiesen wandern, sondern lieber den Fußballrasen betreten. Seit in Österreich die Tourismusverbände und Gemeinden am Ball sind, können die Hoteliers einen neuen Sommergast bewundern. Den treuen Fußballfan, der mit seiner Mannschaft durch dick und dünn geht – und notfalls auch in die Luft. „Unglaublich, wie viele Anfragen wir schon wegen der schwarz-gelben Gondel haben“, lächelt Max Salcher, der Geschäftsführer der Tourismusregion Kirchberg-Brixen-Westendorf.

Salcher und seine Kollegen rüsten sich schon wieder für den Ansturm der Dortmunder Anhänger. Wenn die berühmte Borussia zwischen 3. und 6. Juli wieder zur Saisonvorbereitung nach Kirchberg kommt, dann verwandelt sich das Tiroler Brixental in eine Außenstelle von Dortmund. „Da kommen Borussia-Fans aus Kroatien und der Schweiz zu uns, sogar aus Bayern“, erklärt Salcher.

Gondoliere Klopp

Für Kirchberg und die Region ist dieser prominente Sommergast ein Segen. Nicht nur weil das Begleitvolk für volle Hotels und volle Kassen sorgt, auch die Publicity ist für die Brixentaler, die mittlerweile zu Stammgästen bei Borussia-Spielen zahlen, unbezahlbar. „Das ist keine Geschäftsbeziehung im klassischen Sinn. Zwischen uns menschelt’s“, so Salcher. Als kleines Dankeschön darf Jürgen Klopp in Westendorf eine schwarz-gelbe Liftgondel einweihen, die schon vor ihrer Jungfernfahrt begehrt ist.

Kirchberg ist nicht die einzige österreichische Gemeinde, die sich dem Fußball verschrieben hat, und Dortmund nur einer von vielen namhaften Klubs, die auch in diesem Sommer wieder Österreich beehren. Das Land der Berge ist auch ein Land der Trainingslager, wie die knapp 100 Teams beweisen, die sich auf die neue Fußballsaison vorbereiten. Fast die ganze deutsche Bundesliga kommt nach Österreich, einige russische Vereine bleiben gar vier Wochen.

Eine Drehscheibe für den Trainingslager-Tourismus, der längst zu einem wichtigen Wirtschaftszweig geworden ist, liegt in Leogang. Vor zehn Jahren war Hannes Empl noch als Alleinunterhalter im Einsatz, heute beschäftigt seine Agentur SFLC-Soccercamps in der Kernzeit 40 Mitarbeiter, darunter sogar einen eigenen Greenkeeper, der die Rasenplätze inspiziert und überwacht. Der gab bereits grünes Licht für jene Teams, die in den Hochwasserkatastrophengebieten wie in Kössen oder Waidring Quartier beziehen.

Die vielen Mannschaften locken nicht nur Fußballfans aus dem Ausland nach Österreich, sie helfen auch den heimischen Anhängern über die Sommerpause. Österreichische Fußballfreaks können aus knapp 200 internationalen Testspielen wählen (www.summer-league.eu).

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