"Lila Tonne" für Kaffeekapseln: Pilotprojekt läuft in Schwechat

Jürgen Maschl (Geschäftsführer Abfallverband Schwechat) und Marianne Neumüller-Klapper (Operations & Sustainability Director bei Nespresso Österreich)
Eigene Recyclingbehälter für benutzte Nespresso-Kapseln an Sammelinseln und in Wohnhausanlagen.

Zur Entsorgung benutzter  Kaffeekapseln stehen in einigen ausgewählten Wohnhausanlagen und an Sammelinseln in der Region Schwechat nun spezielle Recyclingtonnen mit violettem Deckel zur Verfügung. Das Pilotprojekt des Abfallverbandes mit Kapsel-Anbieter Nespresso soll  helfen, die Verpackungen, die nicht mit dem sonstigen Metallmüll entsorgt werden dürfen, in den Wertstoffkreislauf zurückführen.

Keine Reinigung nötig

Eine Reinigung der Kapseln ist dafür nicht notwendig, Nespresso bietet auch passende „Recycling Bags“ an. „Das Thema Recycling liegt vielen Menschen am Herzen und sie wollen ihren Beitrag leisten – wir wollen ihnen das so einfach wie möglich machen“, sagt Marianne Neumüller-Klapper von  Nespresso Österreich. „Bisher wird etwas mehr als jede dritte Kapsel recycelt – unser Ziel ist es, die Rate weiter zu erhöhen. Der Pilot in Schwechat soll Vorbild für weitere Regionen sein.“ 

Wiederverwertung

Auch Jürgen Maschl, Geschäftsführer des Abfallverbandes Schwechat, ist vom Projekt überzeugt: „Gemeinsam mit Nespresso arbeiten wir an immer neuen Wegen, um das Recycling von Aluminium zu fördern. Der Wertstoff kann nämlich beinahe unendlich oft wiederverwertet werden und sollte daher unbedingt im Kreislauf bleiben. Mit diesem Vorzeigeprojekt für Niederösterreich können wir unseren Bürgern eine einfache und effiziente Lösung bieten. Wir freuen uns, dass der Raum Schwechat für dieses Pilotprojekt ausgewählt wurde.“

"Lila Tonne" für Kaffeekapseln: Pilotprojekt läuft in Schwechat

Im Gespräch mit dem KURIER erklären Jürgen Maschl und Marianne Neumüller-Klapper die Hintergründe des Projektes.

KURIER: Weshalb sind eigene Recycling-Behälter für Nespresso-Kapseln geplant? Können die Kapseln nicht mit dem sonstigen Metallmüll entsorgt werden?

Neumüller-Klapper: Kaffeekapseln gelten gesetzlich nicht als Verpackung und dürfen dadurch nicht mit herkömmlichen Metallverpackungen entsorgt werden. Um die Entsorgung trotzdem so einfach wie möglich zu machen und gleichzeitig den Wertstoff Aluminium so lange wie möglich im Kreislauf zu halten, haben wir bereits 2009 ein eigenes Recycling-System eingeführt. Dieses umfasst mittlerweile mehr als 2.000 Sammelstellen in unseren Boutiquen, in Altstoffsammelzentren und Einrichtungshäusern, bei Elektrofachhändlern und Post-Partnern. Mit dem Pilotprojekt in Schwechat erweitern wir dieses noch einmal. Die neuen Recyclingtonnen in Schwechat, Fischamend und Ebergassing sollen den Bewohnern das Kapselrecycling erleichtern.

Maschl: Aluminium kann fast unendlich oft wiederverwertet werden. Mit dem neuen Pilotprojekt in Schwechat wollen wir gemeinsam mit Nespresso die Wiederverwertung von Aluminium weiter vorantreiben. Durch die neuen Tonnen bringen wir die Recycling-Sammelstellen noch näher an die Bürger und bieten eine einfache und effiziente Recycling-Lösung.

Wie verläuft der weitere Recyclingprozess der Kapseln?

Neumüller-Klapper: Aktuell sammeln wir mehr als ein Drittel der gebrauchten Kapseln, die dann beim Familienunternehmen Höpperger in Tirol recycelt werden – ab sofort auch die Kapseln aus den neuen Recyclingtonnen im Raum Schwechat. Die Spezialisten bei Höpperger trennen das Aluminium der Kapsel vom Kaffeesud und schmelzen den Wertstoff ein. So bringen sie das Aluminium zurück in den Wertstoffkreislauf und es kann für einen neuen Gegenstand wiederverwendet werden. Der übrig gebliebene Kaffeesud wird vergoren und aus dem entstehenden Biogas wird erneuerbare Energie erzeugt. Durch das Recycling geben wir nicht nur Aluminium ein zweites Leben, wir sparen dadurch auch zusätzliche Ressourcen ein. Denn das Recycling erfordert 95 Prozent weniger Energie als die Produktion von neuem Aluminium.

Welche Vorteile ergeben sich für Nespresso bzw. den Abfallverband jeweils aus dem Pilotprojekt?

Neumüller-Klapper: Durch das Pilotprojekt in Schwechat erweitern wir nicht nur unser umfassendes Recycling-System, sondern wollen auch unsere Recycling-Rate weiter erhöhen. Außerdem machen wir die Rückgabe gebrauchter Kapseln noch einfacher.

Maschl: Für 95 Prozent der Niederösterreicher ist die Mülltrennung laut einer Studie sehr wichtig oder wichtig – damit liegt das Bundesland österreichweit an der Spitze. Mit den neuen Tonnen in ausgewählten Wohnhausanlagen und an Sammelinseln schaffen wir die passende Infrastruktur und ermöglichen den Bürger:innen kurze Entsorgungswege. Denn je einfacher wir Recycling von Wertstoffen gestalten, desto eher ist die Bevölkerung bereit, Materialien zu trennen. Bereits im Vorfeld richtig getrennte Wertstoffe erleichtern im Umkehrschluss natürlich auch unsere Arbeit als Abfallverband enorm. Der Bezirk Schwechat war bereits im Sommer 2010 eine der ersten Regionen in Österreich, die in Zusammenarbeit mit Nespresso das Recycling von gebrauchten Kaffeekapseln ermöglicht hat. Schwechat war so gesehen schon zu dieser Zeit ein Vorzeigebeispiel im Bereich des Kapselrecyclings und die Bewohner:innen im Raum Schwechat haben das Angebot überdurchschnittlich gut aufgenommen. So war es nur ein logischer und konsequenter Schritt, das neue Pilotprojekt wieder im Raum Schwechat zu starten. Damit stärken wir auch in Zukunft unsere Vorreiterrolle in Sachen Recycling.

Wie viele solcher Kaffeekapseln werden ungefähr jährlich in Österreich wiederverwendet?

Neumüller-Klapper: Die Recycling-Rate unserer Kaffeekapseln beträgt aktuell 36 Prozent. Das heißt, die Österreicher:innen recyceln bereits mehr als jede dritte Nespresso Kapsel. Diese Entwicklung ist auf unsere Recycling-Initiativen zurückzuführen, die 97 Prozent der Österreicher eine Sammelmöglichkeit im Umkreis von fünf Kilometern zu ihrem Wohnort ermöglichen.

Maschl: Im Bezirk Schwechat werden rund 70 Prozent der gesammelten Abfälle in den Kreislauf zurückgeführt – von Grünschnitt bis zu Alteisen. Davon sind 14,9 Prozent Kaffeekapseln. Viele Rohstoffe können zu nahezu 100 Prozent recycelt werden, dazu zählen Altpapier, Glas- und Metallverpackungen

Gibt es Überlegungen, andere Materialien für die Kaffeekapseln zu verwenden, die leichter wiederverwertet werden könnten? Oder ist das verwendete Material derzeit das optimale?

Neumüller-Klapper: Aluminium ist nach wie vor das ideale Material für unsere Kaffeekapseln. Es schützt den Kaffee optimal vor Licht, Sauerstoff und Feuchtigkeit. Außerdem fungiert die Nespresso Kapsel als Aroma-Tresor und sichert Geschmack und Haltbarkeit des frischen gemahlenen Kaffees. Denn wird gerösteter Kaffee nicht richtig gelagert, beginnen seine Aromen sich bald zu verflüchtigen. Im Jahr 2020 haben wir begonnen, unsere Kapseln für Zuhause auf eine Herstellung mit mindestens 80 Prozent recyceltem Aluminium umzustellen. Die Umstellung wird mit Ende des Jahres abgeschlossen sein. Da der Wertstoff Aluminium nahezu unendlich oft recycelt werden kann, sind  rund 75 Prozent des jemals produzierten Aluminiums noch immer in Gebrauch.

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