Kurzparkzonen-Ausweitung: NÖ auf Parkplatzsuche an der Ländergrenze
In weniger als einem Monat ist es soweit: Das Wiener Parkpickerl wird bis an die Stadtgrenzen ausgeweitet. Seit der Ankündigung der flächendeckenden Erweiterung der Kurzparkzone, herrscht nicht nur in der Bundeshauptstadt selbst, sondern auch im benachbarten Niederösterreich viel Aufregung.
„Die Stadt Wien hat sich mit der Entscheidung der Ausweitung des Parkpickerls klar dazu bekannt, die Situation für Pendler aus NÖ zu erschweren“, übt Verkehrslandesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP) am Mittwoch im Rahmen einer Pressekonferenz diesbezüglich scharfe Kritik. Denn von rund 200.000 Niederösterreichern, die täglich nach Wien zur Arbeit fahren, müssten nun 20.000 vom Parkpickerl direkt betroffene Pendler laut Schleritzko „ihren Arbeitsweg neu planen und denken“. Das ergab eine Erhebung des Landes NÖ.
Alternativen für Pendler
Als Unterstützung für Betroffene wurde nun ein Maßnahmenpaket beschlossen. Bus- und Bahnverbindungen zwischen den Umlandgemeinden und Wien wurden so seitens des Landes verstärkt und ausgeweitet. Wer laut Schleritzko dennoch nicht auf den eigenen fahrbaren Untersatz verzichten könne, soll dank mehr Park-&-Ride-Anlagen eine attraktive Abstellmöglichkeit geboten werden. Auch mit finanzieller Unterstützung der Stadt Wien soll bis 2024 das Angebot auf 45.000 Stellplätze ausgebaut werden, 25.500 weitere Abstellplätze sind dann für Zweiräder reserviert, so der Landesrat.
Mit 1. März wird die gebührenpflichtige Kurzparkzone Wiens bis an die Stadtgrenzen ausgeweitet. Parken darf man dann nur mehr maximal zwei Stunden. Ausnahme besteht für Wiener Hauptwohnsitzer.
Das Land NÖ will Pendler mit Infrastruktur (Park-&-Ride-Anlagen, verstärktes Bahn- und Busangebot, etc.) und Informationen unterstützen.
20.000 Pendelnde aus NÖ seien laut einer Erhebung des Landes NÖ von der Ausweitung des Wiener Parkpickerls direkt betroffen.
Auch innerhalb Wiens sollen Pkw-Stellplätze in Pendlergaragen jetzt erweitert werden. Generell betone Schleritzko aber, dass mit dem neuen Klimaticket der Umstieg auf den öffentlichen Verkehr „möglichst nahe am eigenen Zuhause“ mittlerweile rentabler sei, als mit dem Auto zu fahren.
Vorgerechnet wird Pendlern das nun auch auf der neuen Info-Homepage des Landes NÖ www.wienpendeln.at. Diese bietet vor allem Neuumsteigern auf den öffentlichen Verkehr Infos zu Tarifen, Tickets und Angeboten. Zusätzlich wurde vom VOR eine eigene Hotline für weitere Fragen eingerichtet (0800 22 23 24). Die Infokampagne des Landes soll mit eigenen Flyern für jede der 47 betroffenen Gemeinden auch in die Haushalte hinausgetragen werden.
Schutz für Anrainer
Neben diesen Maßnahmen des Landes wurden auch auf kommunaler Ebene Vorbereitungen für die bevorstehende Einführung getroffen: Aus Sorge vor „Parkpickerl-Flüchtlingen“ aus Wien musste in vielen Umlandgemeinden die Parkraumbewirtschaftung neu gedacht werden. So etwa in Schwechat (Bezirk Bruck/Leitha). „Die relativ zügige Entscheidung aus Wien im Mai des vorigen Jahres hat uns nicht überraschend, aber überzeugend getroffen“, sei für Bürgermeisterin Karin Baier (SPÖ) klar gewesen, dass nun Handlungsbedarf bestehe. Zusätzlich zur blauen wurde deshalb eine grüne Parkzone, für die Stunden- und Tagestickets gelöst werden müssen, in der Stadt eingeführt.
Auch in Perchtoldsdorf (Bezirk Mödling) gehe es laut Bürgermeisterin Andrea Kö (ÖVP) darum, Parkmöglichkeiten für Anrainern und im Ort Beschäftigte zu sichern. Eine gebührenfreie Kurzparkzone entlang der Ketzergasse soll diesen „Schutz“ bieten. Eine in Zusammenhang mit der Kurzparkzonen-Ausweitung befürchtete Verlegung von Hauptwohnsitzen aus NÖ nach Wien merke man laut Kö und Baier aber nicht.
Probleme in Wien
Dass die Neuregelung des Parkpickerls auch innerhalb Wiens für Probleme sorgen wird, betonen die Mobilitätsclubs ÖAMTC und ARBÖ. Vor allem in der Ausdehnung der Kurzparkzone bis 22 Uhr sowie in der Verkürzung der maximalen Parkdauer auf zwei Stunden sehe man „neue Beschränkungen, die weder erforderlich noch nachvollziehbar“ seien.
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