Kuriosität in Niederösterreich: Grenzerfahrungen im Amateurfußball

Kuriosität in Niederösterreich: Grenzerfahrungen im Amateurfußball
Nicht alle Vereine im NÖ Fußballverband müssen bei Ampelfarbe Orange auf ihre Zuschauer verzichten.

Man stelle sich vor, der ASK/BSC Bruck/Leitha in Niederösterreich empfängt den Wiener Sport-Club und 500 Zuschauer dürfen zusehen. Was in einer normalen Saison der Regionalliga Ost ein gut besuchtes Fußballspiel wäre, ist in der aktuellen Corona-Zeit kaum vorstellbar. Noch schlimmer trifft es jene Vereine in NÖ, deren Bezirke auf der Corona-Ampel Orange leuchten. Denn seit dem vergangenen Montag dürfen diese keine Zuschauer mehr bei ihren Spielen zulassen.

Bruck/Leitha darf es weiterhin. Denn obwohl der Bezirk am gestrigen Freitag auf Orange gestellt wurde, durfte der ASK Bruck am gleichen Abend gegen Neusiedl dennoch Zuschauer empfangen. Wie das funktioniert?

Weil Bruck/Leitha zwar in Niederösterreich liegt und auch im NÖ Fußballverband (NÖFV) spielt, das Stadion der Brucker aber in Bruckneudorf steht und damit im Burgenland. Der Verein ist also von den Maßnahmen der NÖ-Landesregierung nicht betroffen.

Kein Neid anderer Vereine

„Noch dürfen wir vor Zuschauern spielen“, sagt Brucks Obmann Johann Rödler. Der Neid anderer Vereine hält sich laut Rödler in Grenzen: „Bisher haben wir keine Anfeindungen miterlebt und freuen uns, dass wir vor Zuschauern spielen dürfen.“

Denn Rödler ist der gleichen Meinung wie alle Fußballfunktionäre im Land: „Ohne Zuschauer macht ein Fußballspiel keinen Sinn.“ Er hofft auf die Hilfe der Politik.

Rattenschwanz

Ähnlich wie Günther Kellnreiter. Er ist Obmann des SV Gaflenz in der 2. Klasse Ybbstal. Sein Verein lebt in einem ähnlichen Kuriosum wie der ASK Bruck. Denn Gaflenz spielt zwar seit 1981 beim NÖFV, liegt geografisch allerdings in Oberösterreich.

Somit ist der Verein von den Regelungen der NÖ-Landesregierung ebenfalls ausgenommen. Glücklicherweise ist Gaflenz im Bezirk Steyr-Land aber sowieso Grün. „Daher wären wir von den Maßnahmen sowieso noch nicht betroffen. Aber es kann natürlich schnell gehen und auch bei uns Gelb oder Orange sein“, sagt der Obmann.

Kuriosität in Niederösterreich: Grenzerfahrungen im Amateurfußball

Kellnreiter, Gründungsmitglied des SV Gaflenz im Jahr 1969, pflichtet seinen betroffenen Funktionärskollegen bei: „Man darf nicht vergessen, dass es nicht nur um die Zuschauer geht. Die Situation zieht einen langen Rattenschwanz mit sich. Wenn keine Zuschauer da sind, steigen kurzfristige und langfristige Sponsoren aus. Denn keiner macht Werbung, wenn sie keiner sieht.“

Freiwilliger Abstieg

Gaflenz weiß, was es bedeutet, wenn das Geld fehlt. Noch in der vergangenen Saison spielte der Verein in der 1. NÖ-Landesliga. Im Juni folgte der freiwillige Abstieg in die 2. Klasse. Seitdem ist das Budget begrenzt und durch die Corona-Krise noch stärker beansprucht.

Und ganz unbeeinflusst von Corona ist auch Gaflenz nicht. Denn weil der Bezirk Scheibbs Orange leuchtet, musste dort ein Nachwuchsspiel der Gaflenzer abgesagt werden. „Die Eltern haben mich angerufen und gesagt, dass ihre Kinder nicht mit nach Scheibbs fahren. Da ist uns nichts anderes übrig geblieben, als das Spiel der U12 abzusagen.“

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