Neun Jahre Bereitschaft
Tiere gab es im Zuhause von Frau Zinn-Zinnenburg immer schon. Aktuell sind das die zwei Kater Ossi und Charly. Für mehr Mitbewohner sei die Zeit zu knapp. Sie übernehme schließlich seit neun Jahren jede nächtliche Bereitschaft. Das bedeutet, dass sie jede Nacht, mit einigen wenigen Ausnahmen, zu jeder Uhrzeit ausfährt, um Tiere abzuholen.
Die Saison von Frühjahr bis Herbst sei dabei besonders intensiv, sagt sie. Menschen seien zu dieser Zeit mehr draußen unterwegs und würden mehr sehen. Außerdem gebe es zu dieser Zeit auch mehr Jungtiere, denen geholfen werden müsse.
Pro und Contra der Pandemie
Aber nicht nur die nächtliche Betreuung und die Aufnahme, sondern auch die Vermittlung ist eine Kunst für sich. Vor allem in der derzeitigen Corona-Situation. Im Tierheim Krems können die Interessenten die Tiere aktuell nicht zu den Öffnungszeiten kennenlernen, sondern müssen einen Termin vereinbaren.
Die Corona-bedingte Situation habe aber auch positive Seiten für das Geschehen im Tierheim. „Es sind viele Tiere während des ersten Lockdowns angenommen worden. Und auch jetzt ist die Nachfrage erhöht.“ Zurückzuführen sei das laut der Obfrau auf zweierlei Gründe: Zum einen hätten die Menschen, aufgrund des Homeoffices, mehr Zeit zur Verfügung. Zum anderen sei es in dieser Zeit schwieriger gewesen Tiere aus dem Ausland zu importieren. Aber nicht nur das, sondern auch „kein einziges Tier wurde während des ersten Lockdowns ins Tierheim gebracht“, so Zinn-Zinnenburg.
Schlimme Momente erlebe sie in ihrer Arbeit zuhauf. Besonders in Erinnerung bleiben ihr dabei Beschlagnahmungen von Tieren, die Gewalt erlebt haben. Aber auch verunfallte Tiere oder „die Tiere, die man intensiv betreut und dann den Kampf trotzdem aufgeben muss“ hinterlassen einen bleibenden Eindruck, so die Obfrau. Ein Lichtblick seien aber die Mitarbeiter, die alles für die Tiere tun.
Aber auch die Menschen, die ein Tier aufnehmen leisten Großes. „Mich berühren vor allem die Leute, die dem ärmsten Tier im Heim ein Zuhause bieten wollen. Leute, die sich für ein Tier entscheiden, dass chronisch krank oder bereits sehr alt ist.“ Diese Menschen wollen den Tieren ein besonders schönes Lebensende bereiten. Auch Zinn-Zinnenburg selbst kümmere sich oft um solche Tiere. Sie kaufe für sie etwas Spezielles ein, bekoche sie und bleibe bei ihnen während sie essen. „Einfach damit sie sich geborgen fühlen“.
Die Frage, ob nach Weihnachten mehr Tiere im Tierheim abgegeben würden, verneinte die Obfrau. Ihrer Meinung nach sei das eher ein Problem von früher und vom städtischen Bereich. Das Tierheim Krems war von diesem Trend gottseidank noch nie betroffen, sagt sie. Außerdem sei es so, dass die meisten Tierheime über Weihnachten und Silvester keine Tiere vermitteln. Das sei heuer aber anders.
Lärm stört die Ruhe
Ein Grund von mehreren ist dabei die Silvesternacht. Die Tiere fürchten sich vor den lauten Böllern. Um dem entgegenzuwirken gibt es im Tierheim Krems einen Silvesterdienst bis zwei Uhr in der Früh. Noch dazu bekommen Tiere, die sich besonders fürchten bereits tagsüber etwas Beruhigendes. Der Silvesterdienst wird jedes Jahr von einem anderen Mitarbeiter übernommen. Wichtig sei nämlich „den Tieren das Gefühl zu geben, dass jemand da ist“. Aber auch andere Aufgaben kämen auf die Mitarbeiter in der Silvesternacht zu: Aufgrund des Lärms entlaufen sehr viele Hunde, die dann von ihren Besitzern gesucht werden. Auch sie wenden sich an das Tierheim Krems.
Für die Zukunft wünscht sich Nina-Maria Zinn-Zinnenburg „dass es irgendwann nicht mehr notwendig ist ein Tierheim zu betreiben. Dass sich Menschen bewusst für ein Tier entscheiden und es vom ersten bis zum letzten Tag begleiten.“
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