Briefe, Zeichnungen, Zeitungen: Ein Kunstwerk aus Kremser Geschichten
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Alte Briefe oder Zeichnungen sowie bereits vergilbte Zeitungsausgaben verstecken sich gerne auf Dachböden, in Kellerecken oder ganz unten in den Schubladen. Während die Papierstücke dort in Vergessenheit geraten, möchte die Künstlerin Adriana Affortunati ihnen nun mit ihrem Projekt „Arkade“ neues Leben einhauchen.
Recycling nicht im Vordergrund
Generell bestehen die Kunstwerke der brasilianischen Wahl-Kremserin meist aus nicht mehr gebrauchten Materialien. Recycling stehe aber nicht im Vordergrund.
„Deshalb interessiert mich die Zeitung von gestern oder vom letzten Monat nicht“, erklärt sie. Viel eher wähle sie Elemente aus, die durch Zeit und Gebrauch bereits „verbraucht und verletzt“ seien. Flecken würden so als grafische oder malerische Elemente gesehen, die das Kunstwerk komponieren.
Spendenaufruf
Auf ihrer Suche „nach zerrissenem, zerknittertem, schimmeligem und vergilbtem Papier“ ist nun die Unterstützung der Bevölkerung gefragt. Wer sich von derartigen „Schätzen“ trennen kann, ist eingeladen, Papierspenden während der Öffnungszeiten des Kulturamts (Körnermarkt 14) abzugeben. „Ich möchte ein Kunstwerk aus kleinen Stücken Geschichte verschiedener lokaler Personen machen“, erklärt Affortunati.
Die Künstlerin ist offen, für alles, was ihr mitgebracht wird, denn sie schätze die Herausforderung, mit dem Unerwarteten umgehen zu müssen. "Die Qualität des Kunstwerks wird also auch von der Großzügigkeit der Leute abhängen. Nicht nur für die Spende, sondern auch für die Zeit, die sie für die Trennung aufwenden. Ich hoffe, dass es auch als eine Gelegenheit gesehen werden kann, dem vielen Material, das seit Jahren in Kellern, Dächern und Schubladen liegt, einen Sinn oder Wert zu geben. Das ist genau das, womit ich arbeite: einen Platz für vergessene Dinge zu finden", mein die Wahl-Kremserin.
Von der Groß- in die Kleinstadt
Den Weg von ihrer ursprünglichen Heimat Sao Paulo in Brasilien nach Krems fand Adriana Affortunati über ihre Arbeit. Als sie erstmals im Sommer 2018 im Rahmen des Residence Programms hier her kam, war sie von der lokalen Architektur und Geschichte so inspiriert, dass die zwei Monate Residenz nicht ausreichten, um alle ihre Projekte zu realisieren.
"Ich komme aus einer riesigen Stadt und brauchte eine Pause von dieser chaotischen Realität", erzählt sie. "Jahrelang habe ich versucht, in anderen Kleinstädten zu leben, aber ich musste zum Beispiel reisen, um eine Ausstellung zu sehen. Krems bietet alles, was ich brauche. Ich habe nicht das Bedürfnis, woanders hinzugehen."
Beziehung zur Galerie
Die Inspiration für „Arkade“ entsprang ihrem zukünftigen Ausstellungsort, der galeriekrems. „Meine Kunstwerke stellen eine wichtige Beziehung zu dem Raum her, in dem sie platziert sind“, erklärt Affortunati. Die Architektur werde dadurch Teil des Projekts. So bezieht sich auch „Arkade“ auf die Fenster des Galerieraums und die Architektur des Gebäudes .
„Da sich die Galerie in der Stadtbücherei befindet, habe ich mich entschieden, Papier und lokale Geschichte als Hauptmaterial für diese Ausstellung zu verwenden.“
Ab Montag darf die Stadtbücherei und so auch die galeriekrems wieder öffnen. Die laufende Ausstellung von Florian Nährer wurde bis 18. Februar verlängert, ab 25. Februar soll nun auch „Arkade“ zu sehen sein.
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