Krach in der Partei: ÖVP-Bürgermeisterin tritt zurück
Für einen Knalleffekt sorgt die ÖVP-Bürgermeisterin von Winklarn, Sabine Dorner-Leyerer. Wegen eines angeblichen Vertrauensbruches innerhalb ihrer Partei erklärte sie zu Beginn einer ÖVP-internen Sitzung am Freitagabend ihren Rücktritt mit 30. Juni.
Der Abgang traf die Gemeinde am Pfingstwochenende völlig überraschend.
Dorner-Leyerer ist seit 2018 Bürgermeisterin der rund 1.900 Einwohner zählenden Kleingemeinde in direkter Nachbarschaft von Amstetten. Ihr Amt ist mit 15 von 19 Gemeinderatsmandaten politisch gut abgesichert. "Leider gab es auf politischer Ebene einen Vertrauensmissbrauch und es kam zu großen Differenzen, die mich zu diesem Schritt bewegt haben. Auf verbrannter Erde lässt sich nichts Neues aufbauen. Leider weiß man in der Politik nie, was morgen kommt“, erklärt Dorner-Leyerer in einer ersten Stellungnahme. "Ich trete mit 30.6.20204 als Bürgermeisterin zurück!“
In einem Facebook-Posting drückte die Ortschefin am Pfingstsonntag ihre Trauer und tiefe Enttäuschung darüber aus, dass sie hintergangenen worden sei. In der Gemeinde verbreitete sich ihr angekündigter Rückzug wie ein Lauffeuer.
"Ich kann so nicht weiterarbeiten, wenn man mich hintergeht“, erklärt sie im Gespräch mit dem KURIER. Konkret geht es um personelle Weichenstellung im Hinblick auf die Gemeinderatswahl, die im Jänner 2025 ansteht. Sie mache den Weg frei, die Partei könne sich neu aufstellen. Querelen soll es schon in der vergangenen Zeit immer wieder gegeben haben. Während man sich nach außen als geschlossenes Team gezeigt hat, habe es intern schon gekracht. Dabei dürfte sich ÖVP-Vizebürgermeister Peter Ebner als Gegenpol gezeigt haben.
Strategie 2025
"Es gab unterschiedliche Positionen für die Strategie 2025, in welche Richtung Winklarn gehen soll“, sagt Ebner. Leider sei es im Team nicht mehr zur Diskussion und Aussprache gekommen, weil die Bürgermeisterin bereits vor der Sitzung am vergangenen Freitagabend ihren Rücktritt erklärt habe. Ob es im Richtungsstreit auch um die Position von Dorner-Leyerer als Spitzenkandidatin gegangen wäre, kann Ebner nicht sagen: "So weit ist die Diskussion gar nicht gekommen“. Es gelte jetzt nach vorne zu schauen und die Situation wieder ins gerade Licht zu rücken, sagt Ebner. Menschlich bedaure er die Situation sehr.
Die Bürgermeisterin zieht jedenfalls die Konsequenzen und wird neben dem Bürgermeisteramt alle politischen Ämter und auch ihren Job als Gemeindebedienstete aufgeben. Wie ihr Vorgänger Gernot Lechner war auch sie im Zuge des Bürgermeisterjobs in den Gemeindedienst eingetreten. In einem kurzen Resümee führt sie eine Reihe von erfolgreichen Projekten in ihrer Ära ins Treffen.
Vor allem nachhaltige Projekte für Umwelt und Energie spielen Hauptrollen. "Winklarn war als erste Gemeinde im Bezirk 'Natur im Garten-Gemeinde', wir sind 'Audit-Familienfreundliche Gemeinde mit UNICEF Zertifikat', 'Fairtrade Gemeinde', 'e5-Gemeinde' und 'Bodenbündnisgemeinde', listet sie auf. Auch den Bau des neuen Feuerwehrhauses oder der Ausbau des Gemeindeamts sei unter ihr gelungen, führt sie unter zahlreichen weiteren Punkten an.
Auf Bezirksebene ist Dorner-Leyerer in Amstetten auch Vorsitzende des Zivilschutzverbandes. Ihre Erfahrung im öffentlichen Bereich möchte sie in Hinkunft auch beruflich weiter einsetzen, richtet die Noch-Ortschefin den Blick bereits in die Zukunft.
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