K.o.-Tropfen: Sexualstraftaten mit flüssigen Drogen häufen sich

K.o.-Tropfen: Sexualstraftaten mit flüssigen Drogen häufen sich
Nach einer Häufung von Sexualdelikten warnt die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt eindringlich vor der perfiden Masche.

Es passiert in Discos, Clubs, auf Partys oder in Bars, sogar bei Konzerten oder auch Weihnachtsfeiern. Meist männliche Täter mischen ihren ahnungslosen Opfern heimlich Betäubungsmittel, also K.o.-Tropfen ins Getränk, um sie wehrlos und „gefügig“ zu machen. „In den meisten Fällen für Sexualstraftaten“, sagt Barbara Haider, Leiterin der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt.

Mit einer eindringlichen Warnung vor den farb-, geruchs- und nahezu geschmacklosen flüssigen Drogen wie Liquid-Ecstasy hat sich die Anklagebehörde an die Öffentlichkeit gewandt. Das Phänomen ist mittlerweile weit verbreitet, regelmäßig komme es zu schweren Sexualstraftaten unter der Verwendung solcher Mittel.

Nach der Verabreichung von K.o.-Tropfen bleibe oft nur ein sehr kurzes Zeitfenster, um die Substanzen in Blut oder Urin nachzuweisen, erklärt Mediensprecher Erich Habitzl die großen Schwierigkeiten bei der Strafverfolgung.

Filmriss

Die flüssigen Drogen werden den Opfern zumeist in unbeobachteten Momenten in Lokalen in Gläser gemischt. In höheren Dosen bewirken sie eine Art „Filmriss“. Nur wenn sofort bei einem Verdacht Anzeige erstattet und die nötigen Untersuchungen durchgeführt werden, habe man auch die Chance Täter zu überführen, erklären die Staatsanwälte. Haider rät, offene Gläser nie unbeaufsichtigt und bei Getränkeeinladungen generell Vorsicht walten zu lassen.

K.o.-Tropfen: Sexualstraftaten mit flüssigen Drogen häufen sich

Silke Pernsteiner (li.), Erich Habitzl und Barbara Haider von der Staatsanwaltschaft Wr. Neustadt zogen Bilanz 

Delikte nehmen zu

Insgesamt hat die Anklagebehörde in Wiener Neustadt im Vorjahr deutlich mehr Strafrechtsdelikte registriert als 2022. Laut Staatsanwältin Silke Pernsteiner ist es in der Zuständigkeit des Landesgerichts zu einer Zunahme von 16 Prozent gekommen. 4.100 Verfahren im Vergleich zu 3.537 im Jahr 2022. Bei Delikten im Bereich der Bezirksgerichte habe es ebenfalls einen signifikanten Anstieg von 13.070 auf 14.148 Fälle gegeben.

Polizei- und Neffentrick

Verantwortlich dafür ist eine deutliche Zunahme des „Kriminaltourismus“, nachdem coronabedingt eine Zeit lang weniger Einbrüche von ausländischen Banden verübt worden waren. Extrem hoch im Kurs stehen diverse Betrugsmaschen wie der „Polizei-“ und „Enkeltrick“ sowie die „Hallo Mama“-, „Hallo Papa“-Masche.

Dabei geben sich die Täter gegenüber den Opfern am Telefon oder per WhatsApp als Polizei oder nahe Verwandte aus, um mit gewieften Lügengeschichten an Geld zu kommen. Den Betrugsformen sei gemein, dass mit Sorgen und Ängsten von Menschen Geld gemacht werde.

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