Langsam aber doch: Immer mehr Pendler steigen auf die Bahn um

Langsam aber doch: Immer mehr Pendler steigen auf die Bahn um
Klimaticket-Verkaufszahlen im ersten Halbjahr 2024 wieder deutlich gestiegen. Verkehrsclub hofft auf mehr Engagement von Unternehmen.

Immer mehr Österreicher nutzen das Klimaticket zum Umstieg vom Auto auf Bahn und Bus.

Das zeigen die Verkaufszahlen im ersten Halbjahr 2024 deutlich. Bereits mehr als 62.000 Nutzer verzeichnet man beim "VOR Klimaticket" im Verkehrsverbund Ost Region (Wien, Niederösterreich und Burgenland). Das ist ein Zuwachs von fast zehn Prozent. Das österreichweite Klimaticket lösten 167.191 Kunden - um 8,4 Prozent mehr als Ende 2023.

"Kontinuierlicher Anstieg"

Die VOR-Geschäftsführer Karin Zipperer und Alexander Schierhuber bestätigen: „Seit der Einführung der Klimatickets verzeichnen wir einen kontinuierlichen Anstieg der Verkaufszahlen. Das ist ein deutlicher Indikator dafür, dass immer mehr Menschen in der Ost-Region den Mehrwert dieses Angebots erkennen und aktiv nutzen." Der VOR bietet zwei Varianten an: „MetropolRegion“ für alle drei Bundesländer, oder „Region“ nur für NÖ und Burgenland.

Niederösterreichs Verkehrslandesrat Udo Landbauer (FPÖ) ist zufrieden: „Für die Pendler braucht es ein Angebot, das pünktlich und komfortabel ist, um echte Wahlfreiheit in der Mobilitätsfrage garantieren zu können. Dass wir die richtigen Maßnahmen setzen, bestätigt der ungebrochene Aufwind im Ticketverkauf.“

"Flächendeckendes Verkehrssystem"

Ähnlich sieht das der Wiener Finanzstadtrat Peter Hanke: "Immer mehr Menschen in der Ost-Region entscheiden sich für nachhaltige Mobilität und leisten damit einen aktiven Beitrag zur Mobilitätswende. Durch diese Tickets profitieren die Fahrgäste von einem flächendeckenden und gut vernetzten öffentlichen Verkehrssystem, das sowohl innerstädtische als auch regionale Verbindungen abdeckt.“

Auch Verkehrs- und Klimaschutz-Ministerin Leonore Gewessler (Grüne) ortet einen "signifikanten Verlagerungseffekt", wie sie in einer aktuellen Anfragebeantwortung im Parlament hervorstrich. In einer Erhebung gaben 50 Prozent aller Klimaticket-Besitzer, die grundsätzlich auch ein Auto nutzen, an, ihr Mobilitätsverhalten schon nach einem Jahr zugunsten des öffentlichen Verkehrs geändert zu haben, so Gewessler. Rund 23 Prozent sprachen von einer starken Veränderung. Mehr als 40 Prozent hätten vor der Einführung des Klimatickets nur Einzelfahrkarten gekauft. 

80 Prozent verlängern Klimaticket

Rund vier Prozent der verkauften Tickets würden im Laufe des Jahres gekündigt, 80 Prozent der Besitzerinnen und Besitzer hätten das Ticket hingegen verlängert. Die Ergebnisse würden sich laut Gewessler mit der Begleitforschung decken, wonach bis zu 20 Prozent der mit dem Klimaticket unternommenen Bahnfahrten alternativ mit dem Auto getätigt worden seien.

Das bestätigt Christian Gratzer vom Verkehrsclub VCÖ: "20 Prozent sind laut der Studie vom Auto auf das Österreich-Klimaticket umgestiegen, bei den regionalen Varianten waren es sogar noch mehr." Wesentlichen Einfluss auf die Akzeptanz sieht Verkehrsexperte Grasser bei Unternehmen. "Immer mehr bieten ihren Mitarbeitern ein Klimaticket für den Weg zur Arbeit an. Das ist ein Lenkungseffekt, der noch größer sein könnte, wenn sich mehr Unternehmen zu diesem Schritt entschließen würden."

"Mehr regionales Angebot"

Denn: „Der Weg zur Arbeit ist der häufigste Grund, werktags mobil zu sein. Viele Autos, die wir auf den Straßen sehen, stehen in starkem Zusammenhang mit dem Pendlerverkehr. Ein Umstieg hat auch für Unternehmen Einspareffekte, weil sie zum Beispiel weniger Parkplätze brauchen." Zweite Forderung aus Sicht des VCÖ sei eine Verbesserung des regionalen Angebots: "Es geht natürlich um überregionale Erreichbarkeit, aber dann auch um entsprechende Anschlüsse in das lokale Umland.“

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