Ein halbes Jahr nach der Amokfahrt mit dem Laster von Wien nach Niederösterreich ist die Anklage gegen den 32-jährigen rumänischen Lkw-Chauffeur fertig. Im Februar muss er sich wegen schwerer Körperverletzung, Gefährdung der öffentlichen Sicherheit, Nötigung, Sachbeschädigung und anderer Delikte am Landesgericht Wiener Neustadt verantworten, bestätigt Gerichtssprecherin Birgit Borns.
Fußgängerin mit Lastwagen gestreift
Die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt wirft dem 32-Jährigen in ihrer Anklage vor, mit dem Lkw jener Spedition, bei der er tätig war, von Wien nach Brunn am Gebirge gerast zu sein. Auf der Irrfahrt zur Pfingstkirche Elim verursachte der Lenker fünf Verkehrsunfälle, eine Fußgängerin wurde im Bezirk Mödling vom Laster gestreift und dabei verletzt, heißt es in der Anklageschrift.
Während der Pastor der Kirche, Ruben Avram, gerade zusammen mit einem jungen Hochzeitspaar mit den Trauungsvorbereitungen beschäftigt war, krachte der Laster an fünf Stellen gegen die Portaleingänge, Fassade und Fenster des Gebäudes. Der Schaden betrug mehrere Hunderttausend Euro.
Aus Angst vor einem Terrorakt ergriffen der Pastor und das Hochzeitspaar die Flucht. Ihre erster Gedanke damals: "Was ist, wenn der Fahrer mit einem Maschinengewehr um sich schießt?“, erklärte der Geistliche.
Persönlichkeitsstörung
Waffe hatte der 32-Jährige keine bei sich. Die Ermittlungen in dem Fall wurden vom Landesamt für Staatsschutz und Extremismusbekämpfung (LSE) und dem NÖ Landeskriminalamt geführt. Was das Motiv anbelangt, findet der psychiatrische Sachverständige Manfred Walzl eine mögliche Erklärung im Geisteszustand des 32-Jährigen.
Auch wenn er als zurechnungsfähig gilt, attestiert das Gutachten dem Tatverdächtigen eine "schwere Persönlichkeitsstörung". Er ist wegen anderer Zwischenfälle in der Vergangenheit bereits amtsbekannt. Wochen vor dem Anschlag mit dem Laster im Juli 2024 soll der Rumäne vor der Kirche im Zuge eines Wutanfalles eine Bibel zerrissen haben. Bereits 2022 hatte er für einen Polizeieinsatz wegen Nötigung und Sachbeschädigung gesorgt, nachdem ein Kirchenmitglied mit einem Stock attackiert worden war.
Unterbringung beantragt
Seinen Aussagen nach fühlte er sich von der Kirchengemeinde "ausgeschlossen und benachteiligt“. Aus Enttäuschung und Frust wollte er mit dem Anschlag ein Zeichen setzen, so der 32-Jährige, der an einer Art Verfolgungswahn leiden soll. Aus diesem Grund hat die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt auch eine strafrechtliche Unterbringung in einem forensisch-therapeutischen Zentrum beantragt.
Was die Pfingstkirche anbelangt, ist man erst im vergangenen Dezember zur Normalität zurück gekehrt. Am 14. Dezember wurde mit dem Adventkonzert der Christengemeinde Elim Brunn die erste große Veranstaltung nach dem Anschlag in der Kirche gefeiert, erklärt Pater Ruben Avram.
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