Die "Ausgrenzung" ließ ihn anscheinend Montagnachmittag rot sehen, so ein Ermittler. Auf einer wilden Irrfahrt mit seinem 12 Tonnen schweren Lastwagen von Wien nach Mödling hatte der Verdächtige fünf Verkehrsunfälle verursacht – vier davon mit Sachschaden. Bei einem weiteren Crash hatte er mit dem Laster eine Fußgängerin gestreift und dabei verletzt, so Polizeisprecher Johann Baumschlager.
Er hatte auf der Amokfahrt nur ein Ziel. Und das war das feudale Freikirchen-Gebäude "Elim-Brunn“ am Rennweg. Auf dem weitläufigen Areal mit vielen Parkplätzen hatte er mit dem riesigen 12-Tonner leichtes Spiel und ausreichend Platz zum Reversieren.
Pastor Ruben Avram saß gerade mit einem Pärchen in der Freikirche, um die demnächst stattfindende Hochzeit zu besprechen, als der Lkw mit einem ohrenbetäubenden Knall in das Glasportal donnerte. "Kurz darauf machte es einen zweiten Kracher. Wir haben sofort an einen Anschlag gedacht“, schildert der Pressesprecher der gesamten "Pfingstkirche Gemeinde Gottes“ in Österreich.
Der Pastor beschreibt die Bangemomente als "beängstigend und völlig surreal“. "Wir hatten Angst, dass der Mann auch Waffen bei sich hat. Deshalb haben wir abgewartet, bis der Lkw an der Hinterseite war und dann die Flucht ergriffen“, schildert Avram.
Motivlage Hass
Kurz darauf donnerte der 32-Jährige mit dem Lastwagen durch die Fassade ins Büro, in dem der Pastor kurz zuvor mit dem Hochzeitspaar noch gesessen hatte. Der Lkw-Lenker nahm immer wieder Anrang und krachte im Retourgang an insgesamt fünf Stellen in das Gotteshaus.
Wenig später ließ sich der Amoklenker an Ort und Stelle von den ersteinschreitenden Beamten widerstandslos festnehmen. Entgegen anders lautender Meldungen war er nicht alkoholisiert.
U-Haft?
Als Motiv für die Wahnsinnsfahrt gab der Mann an, einen Hass auf die Kirchengemeinde gehabt zu haben. Diese habe "sein Leben zerstört“, so seine Aussage gegenüber den LSE-Ermittlern.
Der 32-Jährige wurde unter anderem wegen Verdachts der Gemeingefährdung und der schweren Sachbeschädigung in die Justizanstalt Wiener Neustadt eingeliefert. Die Entscheidung über die Untersuchungshaft fällt am Mittwoch, bestätigt Gerichtssprecherin Birgit Borns.
Der Tatverdächtige hat bereits eine polizeiliche Vorgeschichte. Dabei geht es unter anderem um Sachbeschädigung und Körperverletzung, ebenfalls im Zusammenhang mit der Freikirche.
Bereits vor sechs Wochen soll der Rumäne im Zuge einer Auseinandersetzung eine Bibel vor der Pfingstkirche in Brunn zerrissen haben. "Eine Person wurde dabei jedenfalls beobachtet“, erklärt Pastor Ruben Avram.
Gemeingefährdung oder doch Mordversuch?
Aktuell verantwortet sich der 32-Jährige so, dass er bei seiner Wahnsinnsfahrt niemanden verletzten wollte, so die Kriminalisten. Stellt sich bei den Ermittlungen allerdings heraus, dass er jemanden mit Absicht an- oder niederfahren wollte, könnte aus der Gemeingefährdung auch ein Mordversuch werden.
Die Beweislast ist jedenfalls groß. Die Amokfahrt ist umfassend durch Videoaufzeichnungen dokumentiert.
Auch wenn der Schock in der Kirche tief sitzt, "haben wir dem Mann bereits vergeben“, schildert Avram. Man wünsche dem 32-Jährigen das Beste, "damit er seine Probleme rasch bewältigen kann“, erklärt der Pastor der Pfingstkirche.
Er kenne den Verdächtigen nicht persönlich. Er sei auch kein offiziell eingetragenes Mitglied der Kirchengemeinschaft.
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