Straßenschlachten in Wien: Ehre und Nationalstolz als Motive

Schlägereien nach dem EM-Spiel Türkei gegen Österreich 
Nach drei Massenschlägereien in Wien sucht die Polizei weiter nach Verdächtigen. Integrationsexperte Kenan Güngör analysiert die Lage im KURIER.

Syrer, Afghanen, Tschetschenen und Türken - junge Männer dieser Nationalitäten wurden in den vergangenen Tagen Opfer von gewalttätigen Ausschreitungen, waren aber ebenso Täter. Nach Massenschlägereien in Wien befinden sich derzeit vier Männer im Alter von 15, 18 und 22 Jahren im Krankenhaus. 

Die Afghanen wurden am Sonntagabend vor dem Bahnhof in Wien-Meidling von mehreren Angreifern teils schwer verletzt. Die Polizei konnte die Täter bislang nicht ausforschen. Mit Hämmern, Glasflaschen, Messern und Schusswaffen sollen die Maskierten auf die Gruppe losgegangen sein - so schildern es zumindest die Opfer in einer ersten Befragung. 

Der Vorfall am Sonntag war nur eine von mehreren derartigen Gewalttaten, die sich in den vergangenen Tagen in Wien abgespielt haben. Nach dem EM-Match zwischen der Türkei und Österreich hatte die Polizei bereits am Dienstag nach Favoriten ausrücken müssen. Nach der Niederlage der Türkei gegen Holland eskalierte die aufgeheizte Stimmung im Prater und einen Tag zuvor hatten sich 30 Syrer und Tschetschenen gegen 22 Uhr in der Brigittenau getroffen, um eine regelrechte Straßenschlacht abzuhalten. 

Dabei sind die Nationalitäten, die in Wien gerade Kleinkriege auszutragen scheinen, historisch nicht vorbelastet, wie Integrationsexperte Kenan Güngör dem KURIER sagt. Vielmehr seien es kriegsgeschädigte junge Männer, die hier auf Nationalstolz setzen - weil es ihre Kultur von ihnen verlange.