Kinderärzte sind in Niederösterreich bereits Mangelware

Ein Arzt impft ein kleines Mädchen, das ein Stofftier umklammert und sich die Augen zuhält.
Aktuell 13 unbesetzte Kassenstellen für Kinder- und Jugendheilkunde. Eine Ärztin und die Politik schlagen Alarm

Bis zu 500-mal am Tag klingelt in der Ordination von Monika Peter in Wiener Neustadt das Telefon. Zu Spitzenzeiten behandelt sie mehr als 100 kranke Kinder in nur fünf Ordinationsstunden täglich. Das Pensum ist kaum noch zu erfüllen. Die Kinderärztin schlägt angesichts der aktuellen Lage Alarm. Die kinderärztliche Versorgung auf Kasse in Niederösterreich sei am absoluten Limit. Im gesamten Bundesland gibt es aktuell 13 unbesetzte Kassenstellen im Bereich Kinder- und Jugendheilkunde, vier davon alleine in der 50.000-Einwohner-Stadt Wiener Neustadt. Nicht viel anders ist die Situation bei den Allgemeinmedizinern. Hier sind 35 Kassenstellen in NÖ ausgeschrieben.

Neos-Gesundheitssprecherin Edith Kollermann hat sich der Thematik angenommen und will die dramatische Situation aufzeigen. Als Beispiel führt sie das südliche NÖ mit den Bezirken Baden, Wiener Neustadt und Neunkirchen an. „Das Betreuungsverhältnis in der Region ist inakzeptabel, denn für 45.000 Kinder bis 14 Jahre stehen in der Region nur fünf Kinderkassenarztpraxen zur Verfügung“, so Kollermann. Auf 9.000 Kinder komme nur ein Kassenarzt. Die Auswüchse dieses Engpasses bekommt Monika Peter täglich in ihrer Ordination zu spüren.

Eine Ärztin mit Maske spricht mit einer Mutter und ihrem Baby in einem Behandlungsraum.

Edith Kollermann (re.) von den Neos in der Ordination von Kinderärztin Monika Peter

Ratenzahlung

„Es kann sich nicht jeder einen Wahlarzt leisten. Wir haben Familien, die für eine Impfung um 17 Euro um Ratenzahlung ansuchen“, erklärt der Ehemann der Kinderärztin, Bernd Peter. Um die Situation etwas zu entschärfen, hat sich das Paar seit 2019 um die Eröffnung eines Ambulatoriums bemüht. Das Projekt sei jedoch aufgrund der nicht gedeckten Tarife gescheitert. Das Bevölkerungswachstum mache aber eine dringende Neubewertung der Kassenstellen nötig, erklären Kollermann und die Peters. Bei einer gleichbleibenden Zahl an Kassenstellen für Kinderärzte seit 1985 ist die Bevölkerung in der Stadt Wiener Neustadt von 39.934 auf 50.000 Einwohner angewachsen, im Umland in einem ähnlichen Verhältnis.

Laut der Sprecherin der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), Barbara Mann, wurde die Zahl der Planstellen im Fachbereich Kinder- und Jugendheilkunde in den letzten Jahren sogar ausgeweitet. Österreichweit bedeuten rund 300 Kassenplanstellen so viele wie nie zuvor. „Wir sehen allerdings, dass die Zahl der Bewerber um frei werdende Stellen abnimmt und wir manchmal mehrfach ausschreiben müssen, bis sich jemand findet“, so Mann. Die Hauptgründe für diese Nachbesetzungsschwierigkeiten würden nicht zuletzt in der universitären Ausbildung der Mediziner liegen.

Zwei Frauen mit Gesichtsmasken stehen in einem Behandlungsraum neben einer Liege.

„Aktuell arbeiten wir gemeinsam mit dem Land an einer Lösung zur Abdeckung einer vakanten Planstelle in Mödling. Zur Sicherstellung der kinderärztlichen Versorgung im Bezirk Mödling soll am Standort des Landeskrankenhauses eine zusätzliche Kinderversorgung aufgebaut werden“, sagt Mann. Ziel ist es außerdem, Primärversorgungszentren für Kinderheilkunde zu initiieren. Diese seien aber vom Gesetzgeber bisher nicht vorgesehen.

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