Das Nahrhafte des Biers war es auch, was das Brauen im Mittelalter zu einer Haushaltstätigkeit wie Kochen und Backen machte, und damit in den Zuständigkeitsbereich der Frauen fiel. Der Braukessel war bei einer Heirat sogar oftmals Mitgift, und Bier wurde auch den Kindern gegeben – es war abgekocht und sauberer als Wasser. Außerdem war es Brauch, dass eine Frau, die gebraut hatte, andere Frauen zum Kosten einlud – Bierkränzchen statt Kaffeekränzchen sozusagen.
Warum das Bierbrauen später dann in klösterliche und männliche Hand übergegangen ist, erklärt die 25-jährige Expertin und Bierliebhaberin so: „Weil die Mönche die Rezepturen und Vorgänge niederschreiben konnten, wurde das Getränk mit der Zeit immer besser.“ Sie entdeckten auch, dass der Gerstensaft durch die Zugabe von Hopfen aromatischer und haltbarer wird. So taugte Bier von nun an auch als Handelsgut. „Mit der zunehmenden Industrialisierung wurde es zur Männerarbeit“, so Thaller, und das sei auch lange Zeit so geblieben. „Es war auch eine körperlich schwere und anstrengende Arbeit, aber durch die Automatisierungsschritte ist es jetzt auch ein attraktiver Beruf für Frauen“, sagt die gelernte Brau- und Getränketechnikerin. Sie war der erste (und bisher einzige) weibliche Lehrling der Privatbrauerei Zwettl.
Vor vier Jahren, als sie zur Gesellin ausgebildet wurde, lag der Frauenanteil bei diesem Lehrberuf österreichweit bei sechs Prozent – Tendenz steigend. Das sei nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass sich in den vergangenen Jahren immer mehr Frauen für die „Kunst und das Handwerk des Brauens“ interessieren, wie Thaller ihre Erfahrungen schildert.
Bier boomt, es wird immer mehr experimentiert. „Die Kreativbier-Szene hat da schon sehr viel dazu beigetragen, dass auch Frauen auf den Geschmack kommen“, erzählt die Niederösterreicherin. Meist sind das kleinere Gasthausbrauereien, die zu den vier klassischen Rohstoffen noch weitere hinzufügen. „Da ist für viele etwas dabei, die zunächst gesagt haben, dass sie kein Bier mögen“, häufig werden Frauen so dann doch noch zu Biertrinkerinnen.
Das bestätigen auch diverse Umfragen. Laut einer Studie des Market Instituts trinken vier von fünf Frauen gerne Bier, 30 Prozent von ihnen sogar mehrmals wöchentlich. Und bei den jüngeren Befragten zeigt sich durchaus die Probierfreudigkeit: Jede zweite unter 50 Jahren greift „sehr gerne“ zu neuen Bierstilrichtungen. Dabei trinken Frauen den „Gerstensaft“ am liebsten in Gesellschaft – die Bierkränzchen können also getrost wieder eingeführt werden. Einige Sorten passen auch hervorragend zu Kuchen.
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