Käufer und Pächter gesucht: Tourismusgebieten gehen die Hütten aus
Alpenverein, Naturfreunde und der Österreichische Touristenklub (ÖTK) nennen es einen "alpinen Notruf“ aus den Bergen. Immer mehr Berg- und Schutzhütten droht die Schließung oder der Verfall. Den alpinen Vereinen kommen nicht nur die Wirte abhanden, auch Servicepersonal ist nur noch schwierig zu finden.
Die Liste jener Hütten, für die aktuell händeringend ein neuer Pächter oder Betreiber gesucht wird, ist lang. Prominentes Beispiel ist aktuell das Unterberg-Schutzhaus des Österreichischen Touristenklub (ÖTK) in den Gutensteiner Alpen.
Ziel für Skitouren
Nachdem die langjährigen Pächter Andrea und Manfred Weis nach 35 Jahren ihren Ruhestand antreten, wird ein Nachfolger gesucht. Der Unterberg ist im Winter ein Naturschnee-Skigebiet und beliebtes Skitourenziel und besonders durch die Nähe zum Wiener Speckgürtel stark frequentiert.
Das Schutzhaus verfügt über 14 Betten in 7 Zweibettzimmern und 3 Lager mit 25 Betten. In zwei urigen Gaststuben finden 70 Personen Platz, auf der Sonnenterrasse nochmals 70 Gäste.
Auf der Hohen Wand, eine Autostunde südlich von Wien, thront das Herrgottschnitzerhaus auf 826 Meter Seehöhe majestätisch über dem Wiener Becken. Für Ausflügler und Wanderer war das Haus bislang erste Einkehr-Adresse, im Sommer besonders wegen des Ausblicks. An klaren Tagen lässt sich von der Panoramaterrasse am Horizont sogar Bratislava erkennen.
Nachfolger gesucht
Fast 20 Jahre lang war das Herrgottschnitzerhaus in privater Hand. Damit ist nun Schluss. Besitzer Lukas Schanzer muss aus privaten Gründen das Handtuch werfen, die Hütte ist seit kurzem geschlossen.
790.000 Euro Kaufpreis
Über die Immobilien-Plattform Engel & Völkers in Baden wird die 1912 erbaute Hütte für 790.000 Euro aktuell zum Kauf angeboten. Dafür bekommt man ein "Schmuckstück in malerischer Lage“, heißt es.
Das 400 Quadratmeter große Haus bietet auf einem 2.500 Quadratmeter großen Grund ganzjährig Platz für bis zu 80 Personen und rund 20 Schlafplätze. Zusätzlich kann das Kaminzimmer für Seminare oder Tagungen gebucht werden. Die letzte größere Sanierung fand 2018 statt, neu ist auch eine Photovoltaikanlage, erklärt Miklos Csernay von Engel & Völkers.
Kultur und Partys
Legendär sind die Kulturevents, Konzerte oder die Silvesterpartys im Herrgottschnitzerhaus, die einen Blick auf sämtliche Feuerwerke im südlichen Wiener Becken boten. In der Tourismusregion Wiener Alpen hat man größtes Interesse, dass die bekannte Hütte für Wanderer und Erholungssuchende im Naturpark Hohe Wand auch weiterhin als Gaststätte und zur Einkehr zur Verfügung steht.
An starken Ausflugstagen verschlägt es Tausende Besucher auf das Hochplateau mit Blick auf Wiener Neustadt und Umgebung.
Was den "alpinen Notruf" von Alpenverein, Naturfreunde und ÖTK anbelangt, ist für 272 Hütten in teils hochalpinen Lagen ein finanzielles Rettungspaket in der Höhe von 95 Millionen Euro nötig, um die Schutzhütten und Wanderwege auf den Bergen weiterhin zu bewahren, sagt Gerald Dunkel-Schwarzenberger, der Präsident dieser Vereinigung.
Die 95 Millionen Euro stellen das von insgesamt zwölf Vereinen errechnete, unbedingt nötige, Investitionsvolumen für die nächsten fünf Jahre dar - und dieses Geld fordern die alpinen Vereine von der Bundesregierung ein.
150 Jahre alte Hütte
Derzeit sperren pro Jahr in Österreichs Bergen drei bis vier Hütten zu, einzelne Wege müssen aufgelassen werden. Die Gründe: Die Hütten sind bis zu 150 Jahre alt, kurze Bewirtschaftungszeiten, aufgestaute Sanierungsmaßnahmen. Nahezu keine Hütte könne die Instandhaltungskosten aus dem laufenden Hüttenbetrieb finanzieren.
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