Jugendkriminalität: Schon 7.000 Anzeigen der Task Force

Jugendkriminalität: Schon 7.000 Anzeigen der Task Force
Bundeskriminalamt und Innenministerium nahmen eine Schwerpunktaktion in Wiener Neustadt zum Anlass für eine Bilanz.

13-jährige Milchgesichter die Gleichaltrigen ein Messer an die Brust halten um ihnen Kopfhörer, das Handy oder Bargeld zu rauben. Wegen des Phänomens der "Baby-Gangster“, wie man die halbstarken Kriminellen in Polizeikreisen salopp bezeichnet, wurde im März dieses Jahres die Einsatzgruppe zur Bekämpfung der Jugendkriminalität, kurz EJK ins Leben gerufen.

Ausgehend von Hotspots wie dem Reumannplatz oder einigen U6-Stationen in Wien, geht die Polizei mit rund 80 zivilen Spezialisten und regelmäßigen Schwerpunktaktionen gegen jugendliche Bandenstrukturen vor.

Am Montag war der Wiener Neustädter Bahnhof als der neuralgischste Punkt Niederösterreichs wieder Ziel einer solchen polizeilichen Aktion, die von Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) und Dieter Csefan vom Bundeskriminalamt flankiert wurde. 40 Beamte wurden für die "Aktion scharf", die bis in die Nachtstunden angesetzt war, bereit gestellt.

Die Täter werden jünger

Die Zahl der Tatverdächtigen im Alter von 10 bis 14 Jahren steigt in Österreich massiv – von 4.800 Tatverdächtigen im Jahr 2013 auf zuletzt fast 10.000. "Das ist kein Phänomen von Österreich alleine, sondern etwas, was die Strafverfolgungsbehörden weltweit vor große Herausforderungen stellt", erklärt Csefan. Messerstechereien, Bandenkriminalität, Einbruch, Diebstahl, Sachbeschädigung: die Palette der Verbrechen und Vergehen ist lang.

Seit man der Eingreiftruppe im März ein "Mascherl" gegeben und sie EJK getauft hat, wurden österreichweit durch die Einsatzgruppe 7.048 Anzeigen erstattet, 1.796 davon gegen Minderjährige. 92 der 853 festgenommenen Personen waren unter 18 Jahren. In Niederösterreich hat die Taskforce vorwiegend im Raum Wiener Neustadt und St. Pölten rund 2.500 Personen kontrolliert. Von den 150 Anzeigen fielen 61 auf minderjährige Personen, bilanziert die Polizei.

Wie am Montag zu erfahren war, wurden alleine in Wiener Neustadt 31 solcher Schwerpunktaktionen durchgeführt. Bürgermeister Klaus Schneeberger (ÖVP) hatte im Sommer im Innenministerium Alarm geschlagen, nachdem speziell Pendlerinnen und Eltern sich über das "immense Unsicherheitsgefühl" im Bereich des Bahnhofes beschwert hatten. Von den über 30.000 Pendlern täglich sind etwas weniger als die Hälfte Schüler und Studenten.

Dass das subjektive Sicherheitsgefühl nicht immer mit den nüchternen Zahlen einher geht, zeigt die Statistik. Durch den Kontrolldruck in den drei polizeilichen Schutzzonen am Bahnhof sowie in zwei Parks habe sich die Zahl der Betretungsverbote in den vergangenen drei Jahren nahezu halbiert. 2021 wurden noch 623 Betretungsverbote ausgesprochen, im Jahr darauf waren es 445, 2023 "nur" noch 283 und heuer bisher 279.

Jugendkriminalität: Schon 7.000 Anzeigen der Task Force

Dieter Csefan mit Stadtpolizeikommandant Manfred Fries

Wie Wiener Neustadts Bürgermeister Klaus Schneeberger erklärt, sei die Entwicklung "äußerst positiv, aber nichts, auf dem wir uns ausruhen werden. Wir werden unser konsequentes, gemeinsames Vorgehen zwischen Stadt, Exekutive, ÖBB und Streetworkern auch hinkünftig fortsetzen".

"Nein" zu einem neuen Wachzimmer

Wegen der Sicherheitsproblematik fordert die SPÖ seit Jahren gebetsmühlenartig ein Polizeiwachzimmer an dem Verkehrsknotenpunkt. Das Innenministerium bleibt bei seinem eindeutigen "Nein“ dazu. "Ein Wachzimmer hat noch nie einen Kriminellen aus dem Verkehr gezogen. Das sind Polizistinnen und Polizisten aus Fleisch und Blut, die das tun", stellt Karner klar.

Jugendkriminalität: Schon 7.000 Anzeigen der Task Force

Der Innenminister sieht die Exekutive auf Grund der Entwicklungen im Bereich der Jugendkriminalität besonders bei den 10- bis 14-Jährigen klar gefordert. "Es gibt den Auftrag ganz konsequent aufzuräumen, wenn es ein Sicherheitsproblem gibt", so Karner.

Wie Csefan erklärt, zählen bei Teenagern zu häufigsten Delikten Sachbeschädigungen, Körperverletzung, gefährliche Drohung, Suchtmittelhandel und gerade bei den Jüngeren die Online-Verbreitung pornografischer Darstellungen. 

Kommentare