Jubiläum: Wie Purkersdorf zum Musikmekka wurde
Wenn am 31. August Wolfgang Ambros am Purkersdorfer Hauptplatz auf der Bühne steht, ist das nicht nur ein weiterer hörenswerter Puzzleteil in der Karriere des österreichischen Austropop-Altmeisters und auch nicht nur ein weiteres Highlight in der Konzert-Tradition der kleinen Wienerwald-Stadt.
Denn gefeiert wird ein Jubiläum – das 20-jährige der Purkersdorfer Open-Air-Konzerte und damit eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte. Wie aus einer spontanen Idee, Beharrlichkeit, Glück und Können eine der bekanntesten Konzertreihen entstand, daran erinnert sich Organisator und Nikodemus-Wirt Niki Neunteufel gerne zurück.
Das offizielle Gründungsjahr ist 2002. Corona machte zwei Jahre einen Strich durch die Rechnung, deshalb wird der 20er erst heuer gefeiert. Doch eigentlich beginnt die Geschichte schon weit davor, nämlich im Jahr 1989. „Ich kam als junger Mann nach einigen Auslandsreisen in den USA und in Australien nach Purkersdorf zurück. Das Purkersdorf meiner Kindheit war nicht gerade ein sehr anziehender Ort gewesen – die Bundesstraße B1 führte direkt durch den Ortskern und es gab sogar einen Fleischhauer im Zentrum, der noch jeden Freitag Schweine schlachtete. Wahrlich kein Platz, an dem ein junger Mensch gern seine Zeit verbrachte“, erzählt Neunteufel.
Zu seiner Überraschung hatte sich einiges verändert, und nicht zum Schlechten: Die Bundesstraße führte dank einer Umfahrung nicht mehr durch den Ortskern und der Hauptplatz war zur Fußgängerzone geworden – hübsch und ruhig also. Sehr ruhig. „Um dem entgegenzuwirken, beschloss ich gemeinsam mit ehemaligen Schulfreunden kleine Konzerte zu freiem Eintritt jeweils am Samstagvormittag zu organisieren“, sagt Neunteufel.
Groß, größer – Open-Air
Zufall und Glück kamen zu Hilfe. Die beiden Austropop-Stars Wolfgang Ambros und Wilfried wohnten damals im nahen Pressbaum und wurden auf die Aktivitäten aufmerksam. Sie halfen nicht nur mit Rat und Tat; im September 1989 kam es zum ersten größeren Konzert in Purkersdorf. Wolfgang Ambros gab am Samstagvormittag bei freiem Eintritt ein Heimspiel im Wienerwald, rund 1.000 Menschen kamen und „im Nachhinein betrachtet war es eigentlich die Geburtsstunde der heutigen Wienerwald-Kulturmetropole Purkersdorf“ sagt Neunteufel. Der Grundstein war gelegt. 1990 spielte Hansi Lang und beim Konzert zum 40. Geburtstag von Wilfried war auch Wolfgang Ambros mit dabei.
1990 wurde auch das Musikwirtshaus Nikodemus gegründet und „durch die zahlreichen Aktivitäten im Lokal war die Zeit der Konzerte am Hauptplatz abgelaufen“, so Neunteufel. 2002 kam dann der damalige Bürgermeister Karl Schlögl mit dem Vorschlag auf Neunteufel zu, die Idee von 1989 wiederzubeleben und mit kostenlosen Open-Air-Veranstaltungen am Samstag den Ortskern zu beleben. „Damals wurde ein Deal ausgemacht, der bis heute Gültigkeit hat: Die Stadtgemeinde tritt als Veranstalter auf, die Künstlerauswahl und die Organisation des Events wird von mir mit meinem Nikodemus-Team abgewickelt“, schildert Neunteufel.
Am Ende des ersten erfolgreichen Jahres stand einerseits fest, dass man weitermachen wollte, und andererseits, dass die Konzerte am Abend stattfinden und auf eine Bühne vor die Kirche wandern sollten, wo Platz für Tausende Konzertbesucher war. „Wir wurden in der Region als vollkommen größenwahnsinnig abgestempelt. Niemand konnte sich vorstellen, dass man diesen doch recht großen Platz jemals füllen könnte“, erinnert sich Neunteufel.
Open-Air-Sommer
Bürgermeister Schlögl stand jedoch hinter dem Projekt und Neunteufel sowie Ambros baten den erweiterten Freundeskreis um Unterstützung: 2003 kam es zum ersten richtigen Open-Air-Sommer mit klangvollen Namen wie Georg Danzer, der EAV und Kurt Ostbahn.
„Die beiden ersten Konzerte mit Georg und der EAV waren mit je rund 3.000 Besuchern schon sehr große Erfolge, beim Konzert von Kurt Ostbahn spielte uns das Glück in die Karten. Willi Resetarits gab kurz vor dem Konzert erstmals bekannt, die Rolle des Ostbahn-Kurti zu Grabe tragen zu wollen“, sagt Neunteufel.
Star-Aufgebot
Die Folge: Purkersdorf wurde von Kurt-Fans gestürmt. „Danach hielt uns niemand mehr für größenwahnsinnig. Und wie in Österreich üblich wussten alle im Nachhinein, dass es nur ein Erfolg werden konnte“, erzählt Neunteufel lächelnd.
Der Rest ist Geschichte, und zwar eine mit vielen Highlights: 2004 folgte ein weiteres Konzert von Wolfgang Ambros. Ein Duett mit Christina Stürmer, die am Beginn ihrer Karriere stand, wurde von Tausenden Jugendlichen und Kindern gefeiert. Die ersten großen internationalen Gäste waren die US-Funk-Superstars „Earth, Wind and Fire“ rund um Grammy-Gewinner Al McKay. Seit 2011 werden die Konzerte live auf ORF NÖ übertragen.
Nur ein einziges Mal musste Neunteufel in all den Jahren Kleinbei geben: 2023 spielte das Wetter einfach nicht mit: „Beim Konzert von Gert Steinbäcker begann es just in dem Moment zu hageln, als die angekündigten Stargäste Christian Kolonovits und Thomas Spitzer von der EAV die Bühne betreten wollten. Folge: mein einziger bisheriger Konzertabbruch“, sagt Neunteufel. Bitter, denn der Auftritt hätte live übertragen werden sollen.
„Wir wurden als größenwahnsinnig abgestempelt. Niemand konnte sich vorstellen, dass wir diesen Platz füllen.“
Den Konzertreigen im heurigen Jubiläumsjahr eröffnen die Austropop-Stars Edmund, am 31. August folgt die große „20 Jahre Open-Air“-Feier: Wolfgang Ambros, Christian Kolonovits, Boris Bukowski, Christopher Seiler sowie die Austria-3-Begleitband „Wir 4“ werden mit einem extra für diesen Abend gestalteten Programm den Hauptplatz zum Beben bringen.
Das Konzert wird ab 20.05 Uhr im Radio und ab 20.15 Uhr auf ORF III übertragen. Davor wird um 19.10 Uhr die Dokumentation „20 Jahre Purkersdorfer Open-Air – die Sternstunden“ ausgestrahlt. Rainhard Fendrich und Wolfgang Ambros blicken mit weiteren Gästen auf ihre schönsten Erinnerungen in Purkersdorf zurück.
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