Impfgegner kippen absolute Mehrheit der ÖVP in Waidhofen

In Waidhofen an der Ybbs waren 9.820 Bürger zur Wahl aufgerufen
Die Impfgegner-Partei MFG sorgt bei erstem Antreten außerhalb von Oberösterreich für politischen Umbruch.

Zwei Tage vor Einführung der Corona-Impfpflicht ist die Gemeinderatswahl im niederösterreichischen Waidhofen/Ybbs auch zur Testwahl über bundespolitische Entscheidungen geworden. Die erstmals nach ihren Wahlerfolgen in Oberösterreich in einem anderen Bundesland kandidierende Impfgegner-Partei MFG (Menschen Freiheit Grundrechte) nutzte ihre Chance und schaffte laut vorläufigem Wahlergebnis auf Anhieb mit 17,08 Prozent den Einzug ins Stadtparlament - und das in der Heimatstadt von ÖVP-Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka.

Die Waidhofener Volkspartei (WVP) und ihr Spitzenkandidat Werner Krammer kam auf 41,33 Prozent der Stimmen. Das ist ein Verlust von fast 19 Prozent. Die absolute Mehrheit ist damit weg.

Vorläufiges Wahlergebnis: 

  • ÖVP: 41,33 Prozent (- 18,87)
  • SPÖ: 21,66 Prozent (+ 6,16)
  • Liste FUFU: 11,25 Prozent (- 1,05)
  • FPÖ: 4,03 Prozent (+ 1,27)
  • Liste UWG: 1,6 Prozent (+ 2,9)
  • Grüne: 3,06 Prozent (+ 1,04)
  • MFG: 17,08 Prozent
Impfgegner kippen absolute Mehrheit der ÖVP in Waidhofen

Der Ausgang dieser Wahl in der Statutarstadt mit 9.820 Wahlberechtigten sorgte in ganz Österreich für Interesse. Zumal schon im Februar in Tirol Gemeinderatswahlen mit MFG-Beteiligung an stehen. Nur mit größter Mühe konnten die wahlwerbenden Parteien  doch auch etliche lokalpolitische Thema im Wahlkampf in den Fokus rücken. Corona überlagerte die Diskussionen und schränkte auch die Möglichkeiten für die Wahlwerbung massiv ein. Internetforen wurden daher für Wahlwerbung  stark genutzt. MFG und die FPÖ veranstalteten auch mehrere Kundgebungen, die allesamt gesittet abliefen.

Auch Bürgermeister Werner Krammer, der ja bei der Wahl 2017 einen Erdrutschsieg mit 60,2 Prozent und 26 der 40 zu vergebenden Mandate landete, sprach von einem  generell sehr friedvollen Wahlkampf ohne Schmutzkübelaktionen. Mit insgesamt 80 Kandidaten und einem parteiinternen Vorzugsstimmenwahlkampf war die WVP natürlich am massivsten unterwegs. 

Für die aufregendsten Aktionen hatte die FPÖ gesorgt. Nicht nur, dass der FPÖ vor  dem Wahlkampfstart der  seit 20 Jahren im Gemeinderat agierende Karl-Heinz Knoll davon lief.

Impfgegner kippen absolute Mehrheit der ÖVP in Waidhofen

Warten auf das Ergebnis im Rathaussaal

Rechtes Eck

Der  erfahrene Gemeindepolitiker übernahm auch gleich die Position des Spitzenkandidaten bei der Bürgerliste UWG und ermöglichte dieser so das neuerliche Antreten. Dazu schoss sich der neue FPÖ-Spitzenkandidat Josef Gschwandegger auch noch ein grausiges Eigentor. In einem Word-Rap der „Bezirksblätter“ nannte er,  angeblich nicht ernst gemeint, Hitlers „Mein Kampf“, als das letzte Buch, das er gelesen habe.   Im Impfgegnerlager  mussten die Blauen, die bislang zwei Sitze hatten,  mit Sicherheit Abgänge an MFG hinnehmen.  

Schon während des Wahlkampfes zeigte sich MFG-Spitzenkandidat Wolfgang Durst sehr zuversichtlich, mit mehr als einem Mandat in den Gemeinderat einzuziehen. Die Wahlerfolge bei den oberösterreichischen Landtags- und Gemeinderatswahlen im September des Vorjahres und mit 15 Kandidaten das drittstärkste personelle Angebot bietend, war man sehr optimistisch. In Waidhofens oö. Nachbargemeinde Maria Neustift (Bezirk Steyr-Land) schaffte MFG  im Vorjahr auf der Gemeindeebene auf Anhieb gar  26,73 Prozent.

Update: Die erste Version der Grafik enthielt einen Fehler. Er wurde korrigiert, wir bitten um Entschuldigung. 

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