Wahl in Waidhofen: Impfgegner holten am Land bis zu 25 Prozent
In ländlichen Katastralgemeinden verzeichnete die MFG besonders große Gewinne auf Kosten der regierenden WVP / Neuer Gemeinderat soll im Februar stehen
Nachdem die Gemeinderatswahl in Waidhofen/Ybbs mit dem Absturz der ÖVP am Sonntagabend einen Knalleffekt lieferte, bleibt die politische Zukunft der Stadt spannend. Trotz des massiven Verlusts von knapp 19 Prozent bleibt die Waidhofner Volkspartei (WVP) bestimmende Kraft, die sich jetzt ohne absolute Mehrheit einen Partner in der Stadtregierung suchen muss. Ihre Verluste vor allem, aber nicht nur, in ländlichen Katastralgemeinden an die Impfgegnerpartei MFG wird das WVP-Team unter Bürgermeister Werner Krammer noch länger beschäftigen.
Kurze Replik: Sonntagabend war klar, dass die WVP nur mehr 18 von 40 Gemeinderatssitzen hält und die Impfgegnerpartei MFG sieben Mandate und zwei Stadtsenatssitze bekommt. Bis Ende Februar soll sich nun der neue Gemeinderat konstituieren, plant Krammer.
Mitte der Woche will er den Parteivorstand einberufen, um das Wahlergebnis zu analysieren und eine Ausgangslage für die Gespräche mit den anderen Parteien zu erarbeiten. Diese Kontakte plant Krammer dann für die nächste Woche. Als Spitzenkandidat, auf den der Wahlkampf zugeschnitten war, muss Krammer in der Parteiführung auch den Rückhalt für seine Person erkunden.
„Natürlich werde ich fragen, ob ich derjenige sein soll, der die Gespräche mit den anderen führen soll“, will er seine Position absichert wissen. Es gibt aber keine Anzeichen, dass er nicht als WVP-Kandidat für die Bürgermeisterwahl im Gemeinderat antreten könnte. Auch ÖVP-Landesgeschäftsführer Bernhard Ebner sprach sich am Montag klar für Krammer aus.
Angesicht einer Impfquote von 67 Prozent habe er vor einem MFG-Triumph immer gewarnt, analysiert Krammer. Ein Blick in die Sprengelergebnisliste bestätigt diese Vorahnung.
25-Prozent-Marke
In jenen ländlichen Orten, wo die Impf-Skepsis unverhohlen bekundet wurde, holte MFG sogar ein Viertel der Stimmen, während die WVP enorme Verluste einfuhr. Im größten Ort Windhag (rund 2.000 Einwohner), aus dem auch WVP-Vizebürgermeister Mario Wührer (Bauernbund) stammt, holte MFG 25,5 Prozent. Die WVP sackte von 87,3 auf 55,1 Prozent ab. Ähnlich dramatisch aus schwarzer Sicht das Ergebnis in St. Georgen in der Klaus: MFG 25,9, WVP minus 20,7. In der einstigen Landgemeinde Waidhofen 22,4 für MFG, WVP minus 16,6.
Doch Krammer und sein Team können sich nicht nur auf das Landvolk ausreden. Hellhörig muss sie etwa auch das Ergebnis in der Weitmannsiedlung machen. Dort wurde die WVP auf 23,6 Prozent halbiert und knapp nicht von MFG mit 23,1 überholt. Das schaffte dort die SPÖ mit 30,6 Prozent. Schwere Niederlagen gab es für die WVP auch in den beiden Sprengel des Stadtteils Zell mit minus 28,5 und 16 Prozent. Daraus sind unzufriedene Stadtbürger herauszulesen. Die SPÖ gewann dort dazu. Und auch Bürgermeister Krammer blieb in seinem Wohnbereich, der Innenstadt, nicht verschont: Die WVP verlor knapp 20 Prozent auf 42,9, die SPÖ verdoppelte sich auf 23,10. MFG war hier mit 10,8 relativ schwach und wurde auch von der Liste FUFU mit Baustadtrat Martin Dowalil überholt. Was in einigen Stadtsprengel gelang.
Vorzugsstimmen
Nach der herben Wahlenttäuschung mit acht verlorenen Mandaten wird es für die WVP auch intern Debatten um die Mandatsaufteilung geben. Die erfolgt aufgrund des parteiinternen Abkommens nach den erzielten Vorzugsstimmen. Dabei werden in den Sprengeln erreichte Grundmandate vorrangig besetzt. Ergebnisse der Auszählung am Montag wurden vorerst nicht bekannt gegeben. So mancher honorige WVP-Funktionär dürfte um sein Amt bangen.
Mit wem die WVP eine Partnerschaft in der Stadtregierung eingehen will, stand Montag nicht zur Debatte. Der erfolgreiche SPÖ-Spitzenkandidat Armin Bahr zeigt sich Gesprächen, für die es bereits eine Einladung gibt, jedenfalls nicht verschlossen.
Wahlbeteiligung
Mit 71,86 Prozent war die Wahlbeteiligung gegenüber 2017 (66,7%) deutlich höher. Der Impfgegnerpartei MFG gelang es, zum Wahlgang zu motivieren. In den Sprengeln mit ihren höchsten Gewinnen lag die Beteiligung über 80 Prozent. Zweiter Wahlsieger ist die SPÖ, die 6,2 Prozent dazugewann und mit neun Mandaten zweitstärkste Fraktion ist. In seinem Wohnsprengel Zell verdreifachte SPÖ-Spitzenkandidat Armin Bahr die Stimmen. In nur zwei von 15 Sprengel verlor die SPÖ prozentmäßig knapp.
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