Schlecht vorbereitet: Immer mehr benötigen Hilfe in den Bergen

Schlecht vorbereitet: Immer mehr benötigen Hilfe in den Bergen
Anzahl der Einsätze der Bergrettung NÖ/Wien im ersten Halbjahr um 13 Prozent gestiegen.

481 Mal mussten die ehrenamtlichen Bergretterinnen und Bergretter in Niederösterreich heuer bereits zu einem Rettungseinsatz ausrücken. 48 Mal davon in der Nacht. Das sind rund 13 Prozent mehr Einsätze als in der ersten Jahreshälfte des Vorjahres.

2020 leistete die Bergrettung Niederösterreich/Wien insgesamt 763 ehrenamtliche Einsätze und rückte somit im Schnitt beinahe zwei Mal pro Tag aus. „Das Einsatzaufkommen wird im Jahr 2021 weiter steigen“, so Landesleiter der Bergrettung NÖ/Wien, Matthias Cernusca. Grund sind die Wiederentdeckung der heimischen Bergwelt als Tourismus- und Sportdestination und der ungebrochene Trend hin zum alpinen Freizeitsport.

Dabei zeige sich laut Cernusca ein bedenklicher Trend, der von Jahr zu Jahr stärker werde: Immer öfter müssten die Retter zu Bergungen von Unverletzten ausrücken. „Die Gründe dafür liegen vor allem in der fehlenden Tourenplanung und in der Selbstüberschätzung was die eigene Kondition und das alpine Können anbelangt“, stellt Matthias Cernusca fest. Insgesamt musste die Bergrettung im ersten Halbjahr 105 unverletzten Personen in alpinen Notlagen helfen.

Schlecht vorbereitet: Immer mehr benötigen Hilfe in den Bergen

Weil viele schlecht vorbereitet zu einer Tour aufbrechen, haben die Einsatzkräfte viel zu tun.

Schlechte Vorbereitung

Großeinsätze – auch über mehrere Tage – wie jene am Ötscher im März dieses Jahres werden daher auch in Zukunft keine Seltenheit mehr sein. Im Gipfelbereich des Ötschers hatten sich bei einer Skitour vier Tourengeher mit Hund verirrt und mussten bei Schneesturm auf knapp 1.800 Metern Seehöhe die Nacht im Freien verbringen: 120 Einsatzkräfte waren bei widrigsten Verhältnissen bei dieser gefährlichen Rettungsaktion beteiligt.

„Wer Bergsport betreibt, sollte Respekt vor der Natur und den alpinen Gefahren haben. Dieser Respekt war früher selbstverständlich, heute fehlt er leider immer öfter“, kritisiert der Landesleiter. Viele Menschen würden ohne entsprechende Vorbereitung und ohne das notwendige Können zu gewagten Bergtouren aufbrechen.

Aber auch die klassischen Einsätze, etwa durch „Verknöcheln“ auf dem Wanderweg und Unfälle auf der Skipiste, sind im Steigen. Außerdem wird die Bergrettung immer öfter zu medizinischen Notfällen gerufen. „Die Statistik zeigt, dass immer öfter internistische Erkrankungen beim Bergsport, wie Herzinfarkte und dergleichen, zutage treten“ so Landesgeschäftsführer Lukas Turk.

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