Im Zug zum Flug: Neue Linie auf Schiene
Schon seit dem Jahr 2016 beschäftigt das ÖBB-Projekt „Flughafenspange“ die Region zwischen Bruck an der Leitha und dem Airport Wien. Die neue Linie soll eine rasche Verbindung aus dem Osten Niederösterreichs und dem Nordburgenland zum Flughafen und nach Wien schaffen - und "neue Möglichkeiten für Pendler", wie man seitens der ÖBB betont. Nach einer „Strategischen Prüfung im Verkehrsbereich“ erließ der Ministerrat am 1. März 2018 eine entsprechende Hochleistungsstrecken-Verordnung. Kritik gab es schon zu diesem Zeitpunkt.
Intensive Verhandlungen
Seit September 2018 diskutieren daher an einem Runden Tisch Vertreter der Anrainergemeinden, der Länder Niederösterreich und Burgenland, des Flughafens und der ÖBB. Auch Arbeitskreise finden statt. „Es müssen schon 50 Verhandlungsrunden gewesen sein“, erinnert sich Fischamends Bürgermeister Thomas Ram (Liste RAM). „Und wir konnten einiges für die Region erreichen.“ So werde etwa die Schnellbahn S7 ausgebaut: „Wir bekommen viermal in der Stunde einen Zug nach Wien. Eine tolle Erweiterung des öffentlichen Verkehrs.“ Man wünsche sich nun noch Lärmschutz- und Begrünungsmaßnahmen.
Amtskollege Johann Laa (ÖVP) in Trautmannsdorf stellt klar: „Ich bin ein Gegner dieses Projekts. Und alle betroffenen Bürgermeister sind auch dagegen. Aber wir wissen, wir können es nicht verhindern, daher verhandeln wir.“ Das Gesprächsklima sei gut, so Laa. 43 Punkte umfasse der Forderungskatalog an die ÖBB. Lärmschutzmaßnahmen an der S60 sowie zwischen Sarasdorf und Trautmannsdorf gehören dazu, neue Radwege ebenso.
Forderungen erfüllt
„85 bis 90 Prozent unserer Forderungen sind erfüllt worden“, ist Laa zufrieden. Dass Bürgerinitiativen das Projekt noch verhindern wollen, sei unrealistisch: „Der Beschluss ist da und daran wird sich nichts mehr ändern.“
Doch so einfach will sich Isabella Stasny von der „ARGE-Bahn Trautmannsdorf an der Leitha“ nicht geschlagen geben. „Vielleicht haben wir noch eine kleine Chance, auch wenn viele sagen, die ÖBB könnten sowieso tun, was sie wollen“, meint sie.
Um die besonders fruchtbare Erde der Region zu schützen, fordert man eine alternative Streckenführung. „Direkt neben der Autobahn war einmal angedacht, was ich viel sinnvoller finde“, so Stasny. Auch eine stillgelegte Trasse von Bruck nach Petronell könne man wieder aufleben lassen: „Die Kosten sind für mich kein Argument.“
"Nicht transparent genug"
Die Information der Gemeindevertreter über die Ergebnisse des Runden Tisches seien „nicht ideal“, kritisiert sie. „Uns war es nicht transparent genug.“ Grundstücke würden durch den zu erwartenden Lärm entwertet. Auch Pkw-Verkehr werde durch eine geplante Bahn-Unterführung in den Ort gezogen. "Die Landschaft wird regelrecht zerteilt", sagt Stasny. "Einige Landwirte verlieren Haus und Hof, da geht es um die Existenz. Wir sind die Kornkammer Österreichs und jetzt soll eine so große Fläche versiegelt werden."
Markus Plöchl, Bürgermeister von Enzersdorf an der Fischa (ÖVP) teilt die Kritik nicht. „Wir haben uns herausverhandelt, was wir wollten. Letztlich soll der Verkehr von der Straße auf die Schiene, daher muss man auch vernünftig über die Rahmenbedingungen sprechen“, meint er. „Es hat harte Gespräche gegeben, wir haben auch einen Rechtsanwalt eingeschaltet, aber letztendlich sind wir zufrieden.“
Unterirdischer Bahnhof
Über mehrere 100 Meter ab Klein-Neusiedl werde die Flughafenspange unterirdisch geführt, auch ein neuer Bahnhof in Enzersdorf ist unterirdisch geplant.
Beginnen sollen die Bauarbeiten 2027, heißt es seitens der ÖBB. Geplante Fertigstellung: 2032. Man betont die Verbesserungen für die Anrainer der Region: Durch das Auflassen einiger Bahnkreuzungen seien dann keine Pfeifsignale der Züge mehr erforderlich. Eine Begradigung der Gleise bei Fischamend werde außerdem Quietschgeräusche eliminieren.
Mehr dazu unter infrastruktur.oebb.at
Kommentare