Illegale Zigarettenproduktion in Bruck/Leitha ausgehoben
Nachdem bereits im November 2020 eine illegale Zigarettenproduktion in Wien-Floridsdorf ausgehoben wurde, gelang den Ermittlern nun in Niederösterreich ein weiterer Schlag gegen die international organisierte Zigarettenmafia.
In zwei angemieteten Lagerhallen im Bezirk Bruck an der Leitha beschlagnahmte der Linzer Zoll 2,4 Tonnen Tabak und Maschinen zur Tabakaufbereitung. „Angesichts der Dimension des Aufgriffs ist das ein weiterer empfindlicher Schlag, den wir der internationalen Zigarettenmafia dank der hervorragenden Arbeit des Zolls versetzen“, zeigt sich Finanzminister Gernot Blümel erfreut über den weiteren Erfolg des Zolls und warnt zugleich: „Illegale Zigarettenproduktion führt zu wirtschaftlichem Schaden bei den korrekten Unternehmerinnen und Unternehmern, geschieht durch Steuerhinterziehung auf Kosten der Steuerzahler und bedeutet für die Konsumentinnen und Konsumenten besonders gesundheitsschädliche Produkte.“
Zigaretten als Kekse getarnt
Vor dem Zugriff gab es Hinweise der französischen Zollverwaltung, wonach ein Lkw aus Oberösterreich kontrolliert und drei Paletten Schmuggelzigaretten sichergestellt worden waren.
Die Zollfahndung Linz startete daraufhin die Ermittlungen und konnte im Zuge dessen unter anderem eine ungarische Firma mit Sitz in Wien ausfindig machen. Diese soll mehrere Schmuggelsendungen an Zigaretten als Kekslieferungen getarnt und nach Großbritannien verschickt haben.
Die Ermittlungs- und Überwachungsmaßnahmen der Zollfahndung Linz führten schließlich zu den beiden angemieteten Lagern am Rande des Industrieviertels im Bezirk Bruck, die im September 2020 mittels Hausdurchsuchungen kontrolliert wurden. 2,4 Tonnen Tabak sowie Maschinen, wie sie zur Aufbereitung von Tabak für die anschließende Zigarettenproduktion verwendet werden, wurden dabei sichergestellt.
15.000 Stangen
Das vorhandene Material hätte zur Herstellung von 3 Mio. Stück Zigaretten, umgerechnet 15.000 Stangen, gereicht. Hinzugezogene Experten eines Tabakunternehmens bestätigten, dass es sich bei den beschlagnahmten Maschinen um wesentliche Teile einer Zigarettenproduktionslinie handelt. Die Maschinen aus Polen hätten eine Produktionskapazität zur Verarbeitung von 200 kg Tabak pro Stunde.
Alles deutet demnach darauf hin, dass in diesen beiden Lagern zwar eine Zigarettenproduktion gestartet hatte, die Waren- und Personalbeschaffung sowie weitere Logistik durch die Folgen der Corona-Pandemie jedoch erheblich gestört worden waren. So war die illegale Zigarettenproduktion zum Stillstand gekommen, bevor sie noch richtig angelaufen war.
21 Millionen Zigaretten
Die internationale Zusammenarbeit der Zollbehörden nahm mit diesen Erkenntnissen nochmals an Fahrt auf. Beim Abgleich der Ermittlungsergebnisse der Linzer Zollfahndung stellten die Kolleginnen und Kollegen aus Großbritannien Übereinstimmungen mit einem ihrer Ermittlungsfälle fest. In Großbritannien erfolgten ebenfalls Zugriffe durch die dort tätigen Behörden, wobei eine Menge von etwa drei Millionen Stück Schmuggelzigaretten sowie Tabak sichergestellt werden konnte.
Insgesamt wird eine Menge von 21 Millionen Stück Zigaretten kolportiert, die von den Zigarettenschmugglern nach Großbritannien eingeschleust wurden. Mittlerweile gilt als gesichert, so das Finanzministerium, dass der Fall in Österreich einen Teil dieses großangelegten, internationalen Netzwerkes darstellt. Dieses kriminelle Netz befasst sich mit der Herstellung und dem Vertrieb von Schmuggelzigaretten nach Großbritannien. Großbritannien zählt, was den legalen Zigarettenkonsum betrifft, zu den europäischen Ländern mit den höchsten Zigarettenpreisen.
Bis zu vier Jahre Haft drohen
In Österreich wird ein Finanzstrafverfahren gegen zwei Beschuldigte der ungarischen Firma geführt. Sie stehen im Verdacht, zusätzlich zur illegalen Produktion in den Lagerhallen eine Menge von zumindest 2,7 Mio. Stück Zigaretten von Ungarn über Österreich nach Großbritannien verbracht zu haben. Der dadurch entstandene Steuerschaden beläuft sich auf etwa 540.000 Euro. Darüber hinaus werden sie der verbotenen Herstellung von Tabakwaren beschuldigt.
Die Beschuldigten erwarten 540.000 Euro Steuernachzahlungen sowie ein Gerichtsverfahren. Das Höchstmaß beträgt dabei jeweils rund 1,3 Mio. Euro an Geldstrafen, rund 400.000 Euro an Wertersatzstrafen sowie bis zu 4 Jahren an Freiheitsstrafe. Der beschlagnahmte Tabak und die Maschinen der Zigarettenproduktionsstraße gelten rechtlich als verfallen und werden der behördlich beaufsichtigten Vernichtung zugeführt.
„Die beharrlichen Ermittlungen der Zollfahnder haben nicht nur der Republik Österreich und der Europäischen Union einen weiteren Steuerschaden von rund 700.000 Euro erspart. Auch Konsumentinnen und Konsumenten wurden vor erheblichen Gesundheitsgefahren aufgrund der unsachgemäßen Herstellungsbedingungen und unbekannten Inhaltsstoffe illegal produzierter Tabakwaren bewahrt“, so Finanzminister Gernot Blümel.
Kommentare