Höhenflüge im All und in der Wirtschaft
KURIER: Seit Juli sind Sie Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzender der Berndorf AG mit 2.300 Mitarbeitern. Welche Aufgaben haben Sie dort?
Franz Viehböck: Es gab größere Veränderungen in der Geschäftsführung. Ich teile mir die Aufgaben im Doppelvorstand mit Dietmar Müller. Grundlegend neu ist es nicht, weil ich schon länger im Vorstand bin. Jetzt kommt aber die Kommunikation zum Aufsichtsrat oder Eigentümer hinzu sowie jene nach außen und dann gibt es im Tagesgeschäft Entscheidungen, die ich nun treffe.
Haben Sie 1991, als Sie ins All geflogen sind, erwartet, dass Sie einmal so einen Job machen?
Nein, das habe ich 1991 eigentlich nicht erwartet.
Was wäre die Zukunftsvorstellung gewesen?
Unmittelbar vor dem Flug habe ich nicht daran gedacht, was danach sein wird. Ich hatte mehrere Optionen, ich habe einerseits an einer Ausschreibung der ESA für Europäische Astronauten teilgenommen. Da schied ich dann aber aus, weil Österreich die bemannte Raumfahrt nicht unterstützt hat und somit konnte ich auch nicht ausgewählt werden. Anderseits hatte ich immer schon Interesse, nach Amerika zu gehen, ich erahnte damals nicht, dass es zwei Jahre später so kommen würde.
Sie haben dann für Boeing gearbeitet. Hatte Ihre Aufgabe dort mit Raumfahrt zu tun?
Ja, aber ich war da natürlich kein aktiver Astronaut, sondern auf der Managementseite im industriellen Bereich bei der Entwicklung von Raketen, Raumschiffen und Satteliten-Projekten.
Hat Ihr Beruf jetzt noch mit Raumfahrt zu tun?
Nein, jetzt haben wir bei der Berndorf AG eigentlich bis auf vereinzelte Projekte nichts mit Raumfahrt zu tun.
Ist Ihr Interesse daran noch da?
Natürlich und ich beschäftige mich gerne damit. Dadurch, dass ich in Österreich der Einzige bin, werde ich immer darauf angesprochen, wenn sich da etwas tut, das ist ja schön.
Warum eigentlich, Franz Viehböck
Der Spitzname „Austronaut“ stört Sie nicht?
Nein, gar nicht.
Sie haben mit 31 Jahren Geschichte geschrieben. Will man dann noch öfters Geschichte schreiben?
Ich glaube nicht. Man macht Dinge nicht, damit man Geschichte schreibt. Jeder will etwas tun, das interessant und spannend ist und am Ende des Tages irgendwie etwas dazu beigetragen haben, dass sich der Mensch weiterentwickelt. Dass ich der erste und einzige Österreicher bin, der im All war, ist eine nette Nebenerscheinung.
Sie feiern in den nächsten Tagen Ihren 60. Geburtstag. Haben Sie noch einen unerfüllten Traum?
Ja, es sind immer wieder Wünsche und Träume, die sich entwickeln, und ich versuche, sie zu verwirklichen. Vielleicht nicht mehr so etwas Einschneidendes, dass ich sage, jetzt will ich zum Mars fliegen – da realisiere ich, dass die Biologie schon dagegen spricht.
War es irgendwann Ihr Traum, zum Mars zu fliegen?
Nach meinem Flug war das große Ziel, weitere Flüge zu machen. Der Mars stand ja nicht vor der Tür, genauso wenig, wie er das jetzt tut, da waren zunächst die Ziele ein Weltraumausstieg, dann zum Mond fliegen – das wird in drei bis fünf Jahren möglich sein – da hat man dann den Flug zum Mars auch zum Ziel, aber da ist die Entwicklung einfach zu langsam gegangen.
Für Sie ist das Thema, ins All zu fliegen, abgehakt?
Wenn sich nicht relativ bald eine gute Möglichkeit für mich ergibt, dann ist es das. Ich möchte nicht als Methusalem einen Rekord aufstellen, ich will geistig und körperlich fit sein, damit ich das gut durchführen kann. Das ist schon eine Belastung für den Körper. John Glenn flog mit 76 Jahren ins All, es war eine tolle Leistung – bis dahin habe ich noch einige Jahre Zeit.
Geboren am 24. August 1960 in Wien. Er studierte Elektrotechnik an der TU Wien. Für das sowjetisch-österreichische Weltraumprojekt Austromir 91 flog Viehböck am 2. Oktober 1991 ins All. Nach sieben Tagen und 22 Stunden kehrte er auf die Erde zurück. Danach arbeitete er für Rockwell und später Boeing in den USA und Wien. 2004 übernahm er eine führende Position bei der Berndorf AG, seit Juli ist er CEO und Vorstandsvorsitzender
Kommentare